Die Rapsbestände in Niedersachsen beginnen auch in diesem Jahr wieder deutlich früher als im langjährigen Durchschnitt sich goldgelb zu verfärben und leiten damit die Rapsblüte ein.
In dieser Wachstumsphase benötigt der Raps neben Sonnenschein vor allem aber auch ausreichend Feuchtigkeit. Insbesondere die langanhaltende Trockenheit führte vielfach dazu, dass neben direktem Wassermangel auch die Nährstoffaufnahme durch die Wurzeln nur unzureichend erfolgen konnte. Auf Standorten, wo Wasser- und Nährstoffmangel die Entwicklung stärker beeinflussten, waren zum Teil bereits vor ca. zwei Wochen gelbe Farbtupfer, sogenannte Vorblüher, erkennbar - quasi als Anzeichen dafür, dass die Pflanzen aus der Not heraus frühzeitig in die generative Wachstumsphase wechselten. Neben der Standortgüte traten hier oftmals aber auch durch Bodenbearbeitung in den vorausgegangenen nassen Jahren verursachte Strukturschäden zu Tage, die die Wasser- und Nährstoffaufnahme limitierten. Hier ist zu hoffen, dass die prognostizierten Niederschläge umgehend und in ausreichender Menge fallen werden, sodass sich die Rapsbestände gut regenerieren können und durch eine verstärkte Seitentriebbildung mit entsprechender Knospenentwicklung die schwächere vegetative Entwicklung aufholen können.
Normal entwickelte und früh gesäte Bestände sowie Bestände in günstigen Lagen werden in Kürze das Stadium der Vollblüte erreichen. Dann leuchten die Rapsfelder wieder in ihrer vollen Blütenpracht und werden für etwa vier Wochen das Landschaftsbild durch ein farbenprächtiges goldgelbes Blütenmeer nachhaltig prägen.
Raps ist die wichtigste heimische Ölpflanze. Aus den gelben Blüten entwickeln sich die Schoten, in denen sich die etwa zwei Millimeter dicken, schwarzen Körner entwickeln. Die Bestäubung der Blüte durch Insekten spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Der Ölgehalt liegt je nach Rapssorte zwischen 43 bis 46 Prozent. Daraus werden zum Beispiel Speiseöl und Margarine, aber auch biologisch abbaubare Schmier- und Treibstoffe wie Hydrauliköl oder Biodiesel hergestellt. Beliebt bei Verbrauchern ist auch der Rapshonig. Rund 40 Kilogramm sind es, die der Imker von einem Hektar Raps erntet.
Anbauumfang
Nachdem die Anbaueuphorie der Landwirte nach den Jahren 2022 und 2023 wieder spürbar rückläufig war, wurden für das Erntejahr 2024 laut Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) 95.700 ha Raps angebaut, das sind rund fünf Prozent der Ackerfläche in Niedersachsen. Der Durchschnittsertrag lag mit 31,9 Dezitonnen je Hektar unter dem Durchschnittsniveau der letzten sechs Jahre (35,6 dt/ha), er verfehlte damit die Spitzenerträge von 43,9 dt/ha aus dem Jahr 2022 deutlich. Der Rückgang der Anbaufläche um knapp 20.000 ha gegenüber 2023 und der geringere Durchschnittsertrag führten letztlich zu einer Verringerung der Erntemenge um ca. 25 % auf 304.900 Tonnen. Für das aktuelle Anbaujahr wird sich laut ersten Prognosen die Anbaufläche wieder auf ca. 100.800 Hektar ausdehnen, sie erreicht damit das Niveau des Spitzenjahres 2023 dennoch nicht.
Im Gegensatz zu den Bedingungen im Herbst und Winter 2023/2024 haben die Rapsbestände in diesem Anbaujahr nicht unter „zu viel Wasser“ gelitten, auch die Nachtfröste und die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in den letzten Wochen haben mit Ausnahme der etwas verzögerten Entwicklung anscheinend keine Schäden verursacht; Umbrüche von Flächen waren daher die Ausnahme. Voraussetzung für eine ertragreiche Ernte sind jetzt allerdings ergiebige Niederschläge, um die Feuchtigkeitsdefizite im Oberboden auszugleichen, die Nährstoffaufnahme zu fördern und die Pflanzenentwicklung allgemein sicherzustellen.
Nach wie vor schätzen viele Landwirte die zahlreichen pflanzenbaulichen Vorteile und positiven Fruchtfolgeeffekte des Rapses, damit bleibt er für viele Landwirte eine feste Größe in der Fruchtfolgegestaltung. Die positive Entwicklung der Rapspreise ab den Wintermonaten 2024/25 trägt sicherlich ebenfalls dazu bei, dass der Raps als wichtiger Bestandteil der Fruchtfolge möglicherweise wieder zunehmen könnte, zumal die Getreidepreise diesen spürbaren positiven Trend nicht unbedingt zu verzeichnen haben.
An die ertraglich und vor allem auch ökonomisch herausragenden Ergebnisse des Jahres 2022 werden die Rapsanbauer in diesem Jahr nach derzeitigem Kenntnisstand nicht heranreichen können, da die Ertragserwartungen in besonderem Maße von der kurz-, aber auch längerfristigen Wasserversorgung der Bestände abhängig sind.
Zum jetzigen Zeitpunkt beurteilt könnten wenig durch Trockenheit beeinflusste Bestände durchaus noch gute Erträge erzielen, wenn die prognostizierten Niederschläge auch in ausreichendem Maße fallen werden. Bei bereits frühzeitig in die generative Phase gegangenen Beständen bleibt es abzuwarten, ob noch genügend Seitentriebe gebildet werden und entsprechende Knospenbildung stattfindet. Spitzenerträge sind hier sicherlich nicht mehr zu erwarten. Regionale und schlagspezifische Unterschiede in der Rapsentwicklung werden auch in diesem Jahr wieder auftreten. Hinzu kommt darüber hinaus auch der weitere der Einfluss der Witterungsbedingungen im Verlauf des Anbaujahres.
Wie sich letztlich die Vermarktungsbedingungen, insbesondere vor dem Hintergrund der weiterhin politisch fragilen Situation, in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden, ist derzeit schwierig vorherzusagen.