
Nora Kretzschmar
Leiterin Fachbereich Klima, Natur- und Ressourcenschutz, Biodiversität
Ausgangslage & Zielsetzung des Projektes
Wiesenvögel benötigen Offenland für die Brut und Aufzucht ihrer Küken. Die Erhaltung von Offenlandstandorten ist dabei an die Bewirtschaftung gekoppelt. Gleichzeitig ist es für landwirtschaftliche Betriebe oft nur schwer möglich, die vielfältigen Anforderungen des Naturschutzes (z.B. verspätete Schnittzeitpunkte, höhere Wasserstände) umzusetzen, besonders dann, wenn sich die gesamten Hofflächen im Schutzgebiet befinden. Die meisten Förderprogramme sind bislang nicht für einen flächenhaften Schutz der Vögel und ihrer Lebensräume geeignet und bieten aufgrund der kurzen Förderzeiträume keine Grundlage für die langfristige Planung der Betriebe.
Ziel des Projektes „Naturschutzhöfe Ostfriesland“ ist es daher, in Zusammenarbeit mit der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) und 6 Partner-Betrieben die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen herauszufinden, mit denen Naturschutzkonzepte in die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe erfolgreich eingegliedert werden können.
Projektdurchführung
Bei der Erarbeitung von Modellen, die den Wiesenvogelschutz in die Betriebsausrichtung integrieren, sind die Vorstellungen und Wünsche der sechs Betriebsleiter*innen die Leitplanken. Als Grundlage dienen nicht nur ökologische Erhebungen, sondern auch betriebswirtschaftliche Daten. Die konkrete Umsetzung der Modelle soll im Projekt vorbereitet werden.
Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen wird ein Leitfaden mit Empfehlungen für Politik und Verwaltung entstehen.
Leiterin Fachbereich Klima, Natur- und Ressourcenschutz, Biodiversität
DBU Projekt Naturschutzhöfe Ostfriesland, Grünland
Die Beteiligten des von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen koordinierten Projekts „Naturschutzhöfe in Ostfriesland“ haben erste Ergebnisse vorgestellt.
„Landwirtschaft und Naturschutz gehören immer schon zusammen“, sagte Joachim Niemann, auf dessen Milchviehbetrieb in der Gemeinde Hinte das Treffen startete, „viele Betriebe setzen sich für Wiesenvögel ein, ohne einen finanziellen Ausgleich dafür zu bekommen. Vielleicht kann das Projekt helfen, diesen Einsatz zu honorieren.“ Niemann ist einer der sechs engagierten Betriebsleiter, die an dem Projekt als Partnerbetrieb teilnehmen. Er bewirtschaftet 100 Hektar Dauergrünland, viele Flächen befinden sich im Vogelschutzgebiet.
Insbesondere der Aspekt der Flexibilität ist den Projektbeteiligten wichtig: Jeder Standort und jeder Betrieb hat seine eigene Individualität, Ziel ist es, diese in den Entwicklungsszenarien zu berücksichtigen.
Sowohl die DBU als auch das MU betonen den Modellcharakter des Projekts. Dazu Dr. Lili Hofmann aus dem DBU-Referat Naturschutz: „Es kommt darauf an, über den Generationenwechsel hinaus landwirtschaftliche Betriebe zu erhalten und zugleich im Sinne des Naturschutzes zu integrieren.“ Ziel sei es, Förderungen so anzupassen, „damit sich Betriebsstrukturen entwickeln, die dem Natur- und Umweltschutz dienen“. Vor dem Hintergrund der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, aber auch angesichts der Diskussionen um den Niedersächsischen Weg würden Ideen erwartet, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz langfristig gelingen könne.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen
Wie lassen sich Belange des Naturschutzes und die Bedürfnisse landwirtschaftlicher Betriebe in Einklang bringen? Antworten auf diese Frage werden im Projekt „Naturschutzhöfe Ostfriesland“ gemeinsam mit der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) und sechs Partner-Betrieben erarbeitet. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und vom niedersächsischen Umweltministerium.
Wiesenvögel benötigen Offenland für die Brut und Aufzucht ihrer Küken. Die Erhaltung von Offenlandstandorten ist dabei an die Bewirtschaftung, im besten Fall durch Beweidung, gekoppelt. Gleichzeitig ist es für landwirtschaftliche Betriebe oft nur schwer möglich, die vielfältigen Anforderungen des Naturschutzes (z.B. verspätete Schnittzeitpunkte, höhere Wasserstände) umzusetzen, besonders dann, wenn sich die gesamten Hofflächen im Schutzgebiet befinden. Dadurch stehen in den Schutzgebieten viele Milchviehbetriebe vor der entscheidenden Frage, wie sich der Betrieb künftig auch wirtschaftlich ausrichten kann. Durch einen verspäteten ersten Schnitt oder andere Naturschutzanforderungen, die auf vielen Flächen in den Schutzgebieten liegen, können nicht die Erträge und Qualitäten geerntet werden, die in der Praxis für die Produktion von hochwertigem Grundfutter benötigt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Förderprogramme bislang nicht für einen flächenhaften Schutz der Vögel und ihrer Lebensräume geeignet sind und aufgrund der kurzen Förderzeiträume, von in der Regel fünf Jahren, keine Grundlage für eine langfristige Planung der Betriebe bieten.
Ziel des Projektes „Naturschutzhöfe Ostfriesland“ ist es daher, in Zusammenarbeit mit der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) und 6 Partner-Betrieben die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen herauszufinden, mit denen Naturschutzkonzepte in die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe erfolgreich eingegliedert werden können.
Im Rahmen des Projektes werden mögliche Betriebsmodelle, die ein wirksames Gebietsmanagement für den Wiesenvogelschutz in die Betriebsausrichtung integrieren, an sechs landwirtschaftlichen Betrieben erarbeitet. Dabei sind die Vorstellungen und Wünsche der Betriebsleiter*innen die Leitplanken bei der Erstellung der möglichen, individuellen Entwicklungskonzepte, deren konkrete Umsetzung im Projekt vorbereitet werden soll. Die Kartierung der Wiesenvögel, Kenntnisse über das Geländerelief und bestehende Möglichkeiten der Wasserstandsanhebung bilden dabei genauso die Grundlage für die künftige Betriebsausrichtung, wie die Ermittlung des Futterwerts und des Ertrages ausgewählter Grünlandflächen sowie die betriebswirtschaftliche Gesamtsituation der Betriebe. Zur Ermittlung der Umstellungsszenarien werden auf Basis der Ergebnisse aus der naturschutzfachlichen Zielformulierung und den darin enthaltenen Anforderungen an die Flächennutzung verschiedene Verwertungs- und Nutzungsmöglichkeiten erarbeitet.
Um die landwirtschaftlichen Betriebe langfristig als Partner für den Naturschutz zu sichern, muss ebenso die Finanzierung über einen längeren Zeitraum gesichert werden. Hierfür ist eine gemeinsame Vermarktung der erzeugten Naturschutzprodukte ebenso denkbar, wie die Entwicklung neuer Fördermaßnahmen oder die Einrichtung einer Stiftung. Die Betrachtung des gesamten Betriebes ist ein vergleichsweise neuer Ansatz, der mit diesem Projekt aufgegriffen werden soll.
Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen soll ein Leitfaden mit Empfehlungen für Politik und Verwaltung entstehen. Die Ergebnisse des Projektes sind auf ihre Übertragbarkeit hin zu prüfen.
Entstanden ist die Projektidee in der Arbeitsgruppe „Kooperation Landwirtschaft und Naturschutz in Ostfriesland“, die bei der Ostfriesischen Landschaft in Aurich angesiedelt ist.
Projektlaufzeit: November 2020 bis Dezember 2023
Im Dezember letzten Jahres gab es eine Auftaktveranstaltung zum Projekt „Naturschutzhöfe Ostfriesland“ im Haus der ostfriesischen Landschaft in Aurich. In diesem Projekt geht es darum, einen gesamtbetrieblichen Ansatz und eine Bewirtschaftungsstruktur zu finden, die Naturschutz und gleichzeitig landwirtschaftliche Produktion ermöglicht. Die Maßnahme wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Niedersächsischen Umweltministerium finanziell gefördert.
Vor Ort werden die beteiligten Betriebe durch die Landwirtschaftskammer und den NABU Ostfriesland betreut. Im Besonderen geht es um den Schutz von Wiesenvögeln. Hier soll versucht werden, durch individuelle Anpassungsstrategien die Gunstregion für Milchviehhaltung und Wiesenvögel in Einklang zu bringen. In der Praxis scheitert die Zusammenarbeit bisher oft an der fehlenden Flexibilität der Förderprogramme.
Alle teilnehmenden Betriebe werden in diesem Frühjahr besucht, um einen ersten Eindruck von den Gegebenheiten und der Betriebsstruktur zu bekommen. Hierbei werden schon erste Daten aufgenommen. Ausgehend von diesem Status quo können erste Maßnahmen und betriebsspezifische Strategien zum Schutz der Wiesenvögel im Austausch zwischen den Milchviehhaltern und den Projektmitarbeitern entwickelt werden. Weitergehende Fragen können sie gerne an die Projektleiterin Felicitas Kaemena, 0441/801-417 richten.
Kurzportrait des Projekts Naturschutzhöfe Ostfriesland verdeutlicht bei Verleihung des Deutschen Umweltpreises die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Artenschutz und Landwirtschaft
Oldenburg/Hannover - Wie lassen sich Belange des Naturschutzes und Bedürfnisse landwirtschaftlicher Betriebe zum gegenseitigen Nutzen in Einklang bringen? Dieser Frage geht das Projekt Naturschutzhöfe Ostfriesland nach, das die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen gemeinsam mit dem NABU betreut. Gefördert wird es von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und von niedersächsischen Umweltministerium. Anlässlich der Verleihung des Umweltpreises der DBU in Hannover wurde das Projekt in einem Kurzfilm der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Auf diese Weise präsentierte sich Niedersachsen bei der Preisverleihung als Gastgeber-Bundesland. Auf dieser Seite können Sie sich das Video anschauen.
Das Projekt, das aus einer Initiative des Arbeitskreises Landwirtschaft und Naturschutz beim Höheren Kommunalverband Ostfriesische Landschaft hervorgegangen ist, trägt in besonderer Art und Weise den Zielsetzungen des "Niedersächsischen Weges" Rechnung: Es soll naturschutzfachliche Anforderungen, hier insbesondere Wiesenvogelschutz, mit den ökonomischen Perspektiven von landwirtschaftlichen Betrieben in Einklang bringen.
Landwirtschaft in Niedersachsen ist vielfältig. Es gilt daher, oftmals regionale Lösungen für die verschiedenen Regionen, Fragestellungen und Rahmenbedingungen zu finden. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist ein gefragter Partner - auch in vielen weiteren Förderprojekten der DBU, wenn es darum geht, Lösungen für mehr Umwelt- und Artenschutzschutz im Einklang mit und für eine starke und leistungsfähige Landwirtschaft herauszuarbeiten.
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Milchviehbetriebe in Ostfriesland als Modell – Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Projekt der Landwirtschaftskammer
Anlass für das Vorhaben ist die Schwierigkeit mancher Landwirte, Anforderungen an den Naturschutz umzusetzen, besonders dann, wenn der eigene Hof sich in einem Schutzgebiet befindet. Wie das gelingen kann, soll an fünf Milchviehbetrieben und einem Mutterkuh haltenden Betrieb in Ostfriesland untersucht und erprobt werden.
Dazu sagt Dr. Lili Hofmann, DBU-Referentin für Naturschutz: „In vielen Schutzgebieten halten Rinder aus Milchviehbetrieben das Grünland durch Beweidung offen und erhalten so wertvolle Brutgebiete für zahlreiche Wiesenvögel.“ Die Herausforderung für die Landwirtinnen und Landwirte: Naturschutzvorgaben einhalten, ohne auf die benötigte Futterqualität verzichten zu müssen.
Die LWK Niedersachsen möchte nun untersuchen, wie derartige Hürden durch geeignete Förderung überwunden werden können.
Kurzum: Nicht nur der Lebensraum für Wiesenvögel, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe als langfristige Partner für den Naturschutz sollen dauerhaft gesichert werden.
Entscheidung über die Zukunft
In Schutzgebieten stehen viele Milchviehbetriebe derzeit vor der Entscheidung über ihre Zukunft. Oft können sie den Natur- und Klimaschutzanforderungen nicht gerecht werden, da die als Futtermittel dienenden Pflanzen auf den Flächen bei Beweidung oder als Heu nicht immer die geforderte Qualität haben. DBU-Referentin Hofmann: „Vielen Landwirten bleibt da nur das Einstallen der Tiere und das Nutzen der Weiden als Mähwiesen oder die Aufgabe des Betriebs. Dadurch droht entweder ein Intensivieren oder aber ein Verbuschen und der Verlust wertvoller Grünlandflächen.“ Außerdem seien die meisten Förderprogramme nicht für einen flächenhaften Schutz der Vögel und ihrer Lebensräume geeignet.
Landwirtschaft unabdingbar für Naturschutz
„Mit diesem Projekt wollen wir deswegen Konzepte entwickeln, die es ermöglichen, den Lebensraum der Vögel und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe in Einklang zu bringen und so zu erhalten“, sagt LWK-Projektleiterin Nora Kretzschmar. So solle eine Win-Win-Situation geschaffen werden. Denn für den Erhalt der Weiden, die als Brutgebiete genutzt werden, seien die landwirtschaftlichen Betriebe unabdingbar und somit wichtige Partner, die im Sinne des Naturschutzes gefördert werden sollten.
Geeignete Beratungstools entwickeln
Für die sechs unterschiedlichen Milchviehbetriebe in der Region Ostfriesland soll je ein zu den Naturschutzzielen und den Betrieben passendes, mögliches Entwicklungskonzept erarbeitet werden. Daraus soll ein Leitfaden mit Empfehlungen für Politik und Verwaltung entstehen. „Auf diesem Wege können Naturschutz und Landwirtschaft generationenübergreifend Bestand haben. Zukünftig lassen sich außerdem Maßnahmen für den Schutz der Artenvielfalt leichter umsetzen“, so Kretzschmar. Auch für andere Landschaftstypen ließe sich das Modell eventuell übertragen.
Entstanden ist die Projektidee in der Arbeitsgruppe „Kooperation Landwirtschaft und Naturschutz in Ostfriesland“, die bei der Ostfriesischen Landschaft in Aurich angesiedelt ist.
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