Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen
Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft soll europaweit deutlich reduziert werden. Im aktuellen Vorschlag der EU-Kommission für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln wird eine europaweite Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes um 50 % gefordert. Die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie im Rahmen des Niedersächsischen Weges sieht eine Verringerung des Einsatzes und Risikos der Pflanzenschutzmittelanwendung um mindestens 25 % bis zum Jahr 2030 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015/16 - 2020/21 vor.
Die LWK Niedersachsen arbeitet seit April 2022 im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Hansestadt Bremen an der Umsetzung der Pfanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie für die beiden Bundesländer.
Ziel ist es, gemeinsam mit der landwirtschaftlichen Praxis eine Strategie zu entwickeln, die zu einer deutlichen Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Niedersachsen und Bremen führt, ohne die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Existenz der Landwirte zu gefährden. Der Fokus liegt hierbei auf dem integrierten Pflanzenschutz und der Reduzierung der Intensität des Pflanzenschutzeinsatzes auf der Fläche.
Im integrierten Pflanzenschutz gibt es eine Reihe von Ansätzen, die zur Reduzierung des Einsatzes von Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden und Wachstumsreglern beitragen können.
Wieviel eine Maßnahme zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln in Niedersachsen beitragen kann, hängt dabei im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:
- Anteil der Kultur an der landwirtschaftlichen Fläche (LF) in Niedersachsen
- Reduzierung des Behandlungsindexes oder eines vergleichbaren Bewertungsindexes durch die Maßnahme
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsmaßnahmen in Mais und Winterweizen bieten aufgrund ihrer Anbaubedeutung in Niedersachsen daher hohe Einsparpotenziale, auch wenn eine Maßnahme an sich nur zu einer geringfügigen Einsparung an Pflanzenschutzmittel im Bestand führt. Bremen hat einen sehr hohen Grünlandanteil. Die anbaustärkste Ackerkultur ist aber auch in Bremen der Mais, ebenfalls gefolgt von Winterweizen.
Die Einsparung von Herbiziden im Maisanbau durch mechanische Unkrautbekämpfung zählt zu den bedeutendsten Maßnahmen in Niedersachsen. Neben einer guten Umsetzbarkeit und hohen Einsparpotenzialen durch den weiten Reihenabstand ergeben sich bei dieser Maßnahme aber auch viele Zielkonflikte wie eine Erhöhung der Erosionsgefahr, höhere Verdunstung, verstärkter Humusabbau und eine schlechtere CO2-Bilanz durch höheren Treibstoffeinsatz. Diese und weitere nicht unerhebliche Zielkonflikte ergeben sich auch bei anderen mechanischen Maßnahmen.
Hier finden Sie erste Versuchsergebnisse zur Anwendung der Hacke-Bandspritzung und Untersaaten im Mais in Niedersachsen sowie einen Versuchseinsatz zur Reduzierung des Insektizideinsatzes im Winterraps durch Befallsüberwachung und Sortenwahl in Bremen.
Durch die Wahl gesunder und toleranter Sorten kann der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ebenfalls reduziert werden. Insbesondere beim Anbau von Winterweizen und Wintergerste kann diese Maßnahme aufgrund des Anbauumfanges in Niedersachsen schon zu relativ starken Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln führen. Die Maßnahme, gesunde und tolerante Sorten für den Anbau zu wählen, gilt insbesondere aufgrund ihrer wenigen Zielkonflikt und der leichten Umsetzbarkeit als sehr attraktiv. Auf den umfangreichen Grünlandflächen in Niedersachsen werden chemische Pflanzenschutzmittel nur sehr geringfügig eingesetzt.
Im Rahmen der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden:
- Wieviel kann der Einsatz verschiedener Maßnahmen wie mechanischer Unkrautregulierung, gesunder Sorten und digitaler Technik zur Einsparung von chemischen Pflanzenschutzmitteln beitragen?
- In welchen Kulturen und in welchen Regionen bieten sich welche Maßnahmen an?
- Welche Zielkonflikte gibt es hinsichtlich Biodiversität, Bodenschutz und Ökonomie?
Diesen Fragestellungen wird auf sechs Betrieben in Niedersachsen und zwei Betrieben in Bremen nachgegangen.
Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie Niedersachen
Die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie im Rahmen des Niedersächsischen Weges wurde im Februar 2023 veröffentlicht. Lesen Sie Hierzu auch den Artikel "Mehr Blühflächen, weniger Chemie auf dem Acker".
Unser Team
Dr. Iris Schaper (Projektkoordination)
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen wird gefördert von
Kontakte

Kartoffelfeldtag - Möglichkeiten und Grenzen der Pflanzenschutzmittelreduzierung
Henning Gottschalk beteiligt sich mit seinem Betrieb in Warmse an der Umsetzung der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie im Rahmen des Niedersächsischen Weges. Sein Betrieb zählt zu den acht Demonstrationsbetrieben (6 Betriebe in …
Mehr lesen...Demonstrationsbetriebe der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie
Folgende Betriebe beteiligen sich an der Umsetzung der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Niedersachsen und Bremen. Auf den Betrieben werden Ansätze zur Reduzierung des Einsatzes synthetischer Pflanzenschutzmittel getestet und …
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Befallsüberwachung Rapserdfloh, Sortenwahl und Untersaaten im Winterraps
Für die Gewährleistung einer guten Herbstentwicklung und einer erfolgreichen Überwinterung eines Winterrapsbestandes wird im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS) die Populationsentwicklung des Rapserdflohs (Chrysomelidae, …
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Untersaaten Mais
Zur Beseitigung der Verunkrautung wird im konventionellen Maisanbau in erster Linie auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gesetzt. Zumeist wird eine Kombination aus Boden- und Blattherbiziden ausgebracht. Untersaaten bieten das …
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Hacke-Bandspritzung im Mais
In der konventionellen Landwirtschaft erfolgt die Bekämpfung von Unkräutern chemisch über den Einsatz von Herbiziden. Grundsätzlich ist die Bekämpfung aber auch mechanisch möglich. Besonders Reihenkulturen mit weitem …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen

Einladung zum 3. Bremer Feldbegang Winterraps: Ansätze zur Reduzierung des Herbizideinsatzes
04.10.2023
Laut einem Vorschlag der EU-Kommission soll der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis zum Jahr 2030 europaweit um 50 % reduziert werden. Das Projekt „Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie Bremen“ der Senatorin für Umwelt, …
Mehr lesen...Drittmittelprojekte

Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
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ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
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AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
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Biotopverbund Grasland
Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…
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BTB
Ausgangslage Landwirte und Imker sind aufeinander angewiesen: Die Landwirte haben Vorteile durch die Bestäubung Ihrer Kulturpflanzen durch die Honigbienen. Die Imker benötigen Blühpflanzen zur Versorgung Ihrer Bienen und zur …
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CarboFeet
Ausgangslage Der Tierschutzindikator Fußballengesundheit wird in Zukunft beim Mastgeflügel eine bedeutende Rolle spielen. Tierwohl und Tierschutz werden anhand des Zustandes der Fußballen als objektives Bewertungskriterium gemessen.…
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