Mehr Blühflächen, weniger Chemie auf dem Acker
Niedersächsischer Weg: Partnerinnen und Partner stellen Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie mit verbindlichen Zielen vor
Gewässerschutzstreifen und Auflagen für Naturschutzgebiete
Die Strategie beinhaltet ein Bündel an Maßnahmen – sowohl im Ordnungsrecht, als auch durch Anreize und Förderungen. Die Reduzierung der Flächen, auf denen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, wird unter anderem durch die Ausweisung von Gewässerschutzstreifen sowie durch spezifische Auflagen in Naturschutz- und FFH-Gebieten umgesetzt. So gilt in Niedersachsen auf Dauergrünlandflächen das Verbot der Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Naturschutzgebieten und in Landschaftsschutzgebieten, die ein Natura-2000-Gebiet sichern. Über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union werden ab diesem Jahr außerdem mit den Ökoregelungen freiwillige Maßnahmen angeboten. Landwirtinnen und Landwirte erhalten zum Beispiel eine Förderung, wenn sie auf Blühstreifen oder -flächen auf Ackerland auf Pflanzenschutzmittel verzichten.
Mengenreduktion: Landwirtschaftskammer erprobt neue Technologien
Bei der Reduzierung der Menge der Pflanzenschutzmittel spielen der technische Fortschritt und die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Große Einsparungspotentiale bieten beispielsweise Weiterentwicklungen im Zusammenhang mit digitalen und sensorbasierten Aufbringungsverfahren. Diese und weitere Technologien werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Praxis-Labor Digitaler Ackerbau auf dem Praxisbetrieb der Domäne Schickelsheim (Landkreis Helmstedt) erprobt und weiterentwickelt.
Das Land Niedersachsen wird sich außerdem beim Bund dafür einsetzen, dass die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Haus- und Kleingärten zügig zu beenden.
Mindestens 25 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel
Im Ergebnis sollen in Niedersachsen bis 2030 mindestens 25 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Der Wert bezieht sich auf den Durchschnitt der eingesetzten Pflanzenschutzmittel der Wirtschaftsjahre 2015/16 bis 2020/21. Um die Fortschritte innerhalb der Strategie zu kontrollieren – und gegebenenfalls nachzusteuern – haben die Partnerinnen und Partner eine erste Evaluation bis Mitte 2024 vereinbart.
Agrarministerin: Zügig mit Umsetzung beginnen
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ist zwingend notwendig, um dem Artensterben in Niedersachsen etwas entgegenzusetzen. Die nun vorgelegte Reduktionsstrategie ist als Ergebnis des komplexen Abstimmungsprozesses ein guter Aufschlag, da wir in Niedersachsen nun zügig mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen beginnen können. Klar ist aber auch, dass wir uns nicht darauf ausruhen können, sondern uns weiter ambitionierte Ziele setzen müssen. Wenn wir im Rahmen der geplanten Evaluationen feststellen, dass wir das Reduktionsziel bereits erreicht haben, werden wir gemeinsam auch über eine Anpassung der Zielvorgaben sprechen müssen.“
Umweltminister: Bestehende biologische Vielfalt sichern
Umweltminister Christian Meyer: „Für uns alle ist es sehr wichtig, jetzt konkrete Schritte zu gehen, um möglichst schnell Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Denn der Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, dem Rückgang der Biodiversität insbesondere bei Insekten, aber auch negativen Auswirkungen für die menschliche Gesundheit sind mitleiweile unbestritten und wissenschaftlich belegt. Darum ist es gut und richtig, dass die Partner des Niedersächsischen Weges mit der Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie einen Pfad vereinbart haben, der auf eine Kombination von Ordnungsrecht und Förderung setzt. Ich bin mir sicher: So wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wirksam reduziert, die bestehende biologische Vielfalt gesichert sowie beeinträchtigte Lebensräume und Arten in die Lage versetzt, sich zu regenerieren. Vorrang sollten zukünftig in der Landwirtschaft auch immer öfter die nicht-chemische Maßnahmen wie Fruchtfolgen, Mischkulturen und Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge haben.“
NABU: Intensive Begleitung des Reduktionsprozesses notwendig
Dr. Holger Buschmann (Vorsitzender NABU Niedersachsen): „Der NABU begrüßt die Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie als gute Grundlage, um weitere Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Die Reduktion ist notwendig, um unsere Ressourcen und Lebensgrundlagen für die Zukunft zu schützen. Allerdings wird es natürlich auf die Umsetzung ankommen, inwieweit tatsächlich eine Reduktion insbesondere der Stoffe geschieht, die besonders wirksam sind und gleichzeitig die Insektenvielfalt massiv bedrohen. Eine intensive Begleitung des Reduktionsprozesses wird in den kommenden Jahren also absolut notwendig sein. Ein ‚Weiter so‘ in der Landwirtschaft darf es nicht geben – es würde die Ökosysteme weiter zerstören, sodass bald kaum mehr Landwirtschaft auf unseren Agrarflächen möglich sein würde. Das bedeutet auch, dass die Gesellschaft die Transformation der Landwirtschaft, die aus Sicht des NABU alternativlos ist, mittragen muss. Es ist daher angebracht, Initiativen auf EU-Ebene positiv zu begleiten und gemäß des Niedersächsischen Weges gemeinsam Vorschläge zu entwickeln, die sowohl dem Umwelt- und Ressourcenschutz als auch der zukünftigen landwirtschaftlichen Nutzung und den Betrieben gerecht werden.“
Landvolk: Negative Auswirkungen auf die Umwelt bestmöglich vermeiden
Ulrich Löhr (Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen): „Um sichere Lebensmittel produzieren zu können, brauchen wir auch künftig wirksame, bezahlbare und praxistaugliche Möglichkeiten, unsere Kulturen – egal ob in konventioneller oder ökologischer Bewirtschaftung – vor Pflanzenkrankheiten und anderen schädlichen Organismen zu schützen. Die Behandlung unserer Felder mit Pflanzenschutzmitteln ist kein Selbstzweck der Landwirtschaft. Sondern es ist im ureigenen Interesse der Bäuerinnen und Bauern ambitioniert mitzuwirken, dass negative Auswirkungen auf die Umwelt bestmöglich vermieden werden. Wir halten das jetzt vereinbarte Ziel, durch ein Bündel von vielfältigen Maßnahmen und Ansätzen bis 2030 die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Niedersachsen um mindestens 25 Prozent zu reduzieren, für sehr ehrgeizig, aber erreichbar. Wenn uns die Politik mit der neuen ,Deutschlandgeschwindigkeit' die angestrebten Instrumente zur Verfügung stellt, wie zum Beispiel einen praxistauglichen Rahmen für die Nutzung neuer Züchtungsmethoden, dann sind wir zuversichtlich, über die positiven Wirkungen einer Reduzierung der Menge hinaus noch deutlich größere Fortschritte machen zu können. Im Niedersächsischen Weg haben wir daher ganz stark auch auf das Ermöglichen und Unterstützen von Innovationen gesetzt; darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren.“
BUND: Verringerung ist wichtige Säule des Niedersächsischen Weges
Susanne Gerstner (Vorsitzende BUND Niedersachsen): „Die wirksame Verringerung des Pestizideinsatzes ist eine zentrale Forderung des BUND und eine wichtige Säule des Niedersächsischen Weges. Nur so kann es uns gelingen, das Artensterben zu stoppen und mehr Lebensraum- und Artenvielfalt in Niedersachsen zu schaffen. Die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen und spiegelt die gemeinsamen Grundsätze des Niedersächsischen Weges wider, den Dreiklang aus Ord-nungsrecht, Förderprogrammen und einem angemessenen finanziellen Ausgleich. Konkrete Maßnahmen wie Anwendungsverbote von Pestiziden in besonders schutzwürdigen Gebieten und auf Gewässerrandstreifen, der Ausbau des ökologischen Landbaus, freiwillige Maßnahmen und die Erweiterung der Beratung für Landwirt*innen greifen ineinander. Nun gilt es, diese in der Fläche voranzutreiben und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Vereinbart wurde zudem, die Strategie zukünftig an verbindliche rechtliche Vorgaben auf Bundes- und EU-Ebene anzupassen.“
Kammerpräsident: Nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich Pflanzenschutzmittel anwenden
Hier finden Sie mehr Infos über die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie sowie auf auf der Website des Landwirtschaftsministeriums. Mehr Informationen zum Niedersächsischen Weg gibt es auf dieser Website des Umweltministeriums.
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