Öko-Milch aus Niedersachsen
Wie entwickelt sich die ökologische Milchviehhaltung in Niedersachsen? Ein Überblick über die Tierzahlen, Preisentwicklungen und Anlieferungsmengen.
Im vergangenen Jahr 2023 wurde die Anlieferungsmenge der Bio – Milch für Niedersachsen und Bremen nochmals im Vergleich zu den Vorjahren gesteigert. Bereits Ende 2022 zeichnete sich eine steigende Tendenz der Anlieferungsmenge ab. (Marktordnungsverordnungswaren-Meldeverordnung, BLE 415).
Dies lässt sich auf das erhöhte Umstellungsinteresse in den Jahren 2020 und 2021 zurückführen. Im Jahr 2021 waren 21 % der Betriebe, die Umstellungsberatung durch die LWK Niedersachsen in Anspruch genommen haben Milchviehbetriebe. Da solche Betriebe üblicherweise zunächst ihre Flächen und dann ihre Tierhaltung umstellen, liegen zwischen der Entscheidung zur Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise und der tatsächlichen Ablieferung von Bio-Milch ca. zwei Jahre (Umstellungszeit). Die genaue Umstellungszeit unterscheidet sich betriebsspezifisch und hängt davon ab, wann Bio-Milch abgeliefert werden kann, wie die Fütterung gestaltet wird, den Fördermodalitäten, der Dauer von Umbauten, etc.
Im Jahr 2023 begann der Preis für Biomilch wieder sehr stark mit 64,25 Cent pro Liter ab Hof bei 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß in Niedersachsen und Bremen. Im Jahresverlauf 2023 war der Auszahlungspreis für Biomilch leicht rückläufig. Im Oktober lag dieser noch bei 57,51 Cent/l. Insgesamt wird der Abstand zum konventionellen Milchpreis jedoch wieder größer (Quelle: BMEL, 13.12.2023).
Die gestiegenen Betriebskosten haben auch den Ökobetrieben erheblich zugesetzt. Durch den Ukrainekrieg wurde Öko-Futter zusätzlich knapp. Die Preise für ökologisch zertifiziertes Milchleistungsfutter mit Mais (18 % XP, 7,0 MJ NEL in Verbandsqualität) stiegen von 2021 bis 2023 um ca. 26 % an. 2021 lag der durchschnittliche Preis für ökologisches Milchleistungsfutter noch bei ca. 483,5€/t. Im Jahr 2023 lag der Preis durchschnittlich bei 611,50€/t. Allmählich entspannt sich die Lage wieder. Im Dezember 2023 lag ökologisches Milchleistungsfutter gleicher Qualität noch bei 560,75€/t. Dies entspricht einem um knapp 16 % höherem Preisniveau im Vergleich zu 2021.
Die Auswertung der im Jahr 2023 gestellten Agrarförderanträge zeigte, dass die ökologisch bewirtschaftete Anbaufläche voraussichtlich weiter steigen wird und bei ca. 6,4 % liegen wird. In den vorangegangenen Jahren war stets ein leichter Flächenzuwachs zu vermerken. Vor allem die ökologisch bewirtschaftete Grünlandfläche wird einen starken Zuwachs von voraussichtlich 14,6 % verzeichnen. Im Jahr 2022 wurden 71.940 ha ökologische Grünlandflächen beantragt, 2023 jedoch schon 82.713 ha.
Erhebungsjahr |
2021 |
2022 |
2023 |
Beantragte Ökofläche [ha] |
139.457 |
145.722 |
162.927 |
Gemeldete offizielle Fläche über BLE [ha] |
143.024 |
147.931 |
* |
Errechneter Anteil bei beantragter Fläche |
5,4 % |
5,7 % |
6,4 % |
Offizieller Flächenanteil |
5,6 % |
5,8% |
* |
*Meldungen des offiziellen Flächenanteils noch ausstehend |
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.12, Dr. Alexandra Wichura
Die Anzahl der Milchkühe, die von den ökologisch beantragten Betrieben gehalten werden stagnierte von 2021 zu 2022. Von 2022 auf 2023 stieg die Zahl der ökologisch gehaltenen Milchkühe jedoch um 3.101 Tiere auf 22.073 Milchkühe in 2023 an. Dies passt ebenfalls zu den gestiegenen Abgabemengen in 2023 im Vergleich zu den beiden Vorjahren.
Erhebungsjahr |
2021 |
2022 |
2023 |
Anzahl Milchkühe in NDS* |
18.867 |
18.972 |
22.073 |
*anhand der eingereichten Agraranträge mit BV 1 Verpflichtung |
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.12, Katharina Bittner
Von den insgesamt 22.073 ökologisch gehaltenen Milchkühen in Niedersachsen werden im Landkreis Wesermarsch (BRA) 13 % (2.867 Milchkühe) gehalten. Danach folgen die Landkreise Friesland (FRI) mit 2.338 (10,6 %), Leer (LER) mit 1.935 Öko-Milchkühen (9 %) und Cuxhaven (CUX) mit 1.919 ökologischen Milchkühen (8,7 %).
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.12, Isabel Bröker
Die Abbildung verdeutlicht: Regionen, die ohnehin strukturbedingt Weide anbieten können, sind prädestiniert für ökologische Milchviehhaltung, da ausreichend arrondierte Weideflächen zur Verfügung stehen. Grünlandstandorte mit einer guten Wasserversorgung weisen in der Regel hohe Erträge mit einer entsprechend guten Qualität auf, was zusätzlich die ökologische Milchviehhaltung begünstigt. Dementsprechend verteilen sich die in Niedersachsen gehaltenen Öko-Milchkühe vorwiegend auf Regionen mit einem hohen Anteil an hofnahem Grünland und solche mit ausgeglichener Wasserversorgung.
Insgesamt betrachtet war das Jahr 2023 für ökologische Milchviehbetriebe anspruchsvoll. Für eine deutliche Entspannung der Betriebe braucht es eine ausgeglichene Kostenstruktur insbesondere der Mischfutterpreise und einen stabil bleibenden Milchpreis. Letztendlich hängt die Nachfrage der Molkereien nach Bio – Milch vom Verbraucher ab.
Kontakte
Katharina Bittner
Beraterin Umstellungsberatung, Ökologische Tierhaltung (Rind, kleine Wiederkäuer, Pferd)
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