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Niedersächsische Eiweißstrategie

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Durch den Wandel von Ernährungsgewohnheiten und der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Eiweißquellen, gewinnt der Anbau von Körnerleguminosen, wie Erbse, Ackerbohne, Lupine und Sojabohne in Niedersachsen zunehmend an Bedeutung. Dabei stellen Körnerleguminosen nicht nur einen vielversprechenden Ansatz zur Produktion gentechnikfreier, regionaler Eiweißquellen dar, sondern können auch die Abhängigkeit von Sojaimporten verringern.

 

Großes Potenzial für Erbsen

Als Bestandteil des Maßnahmenpakets Stadt.Land.Zukunft vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz soll die Niedersächsische Eiweißstrategie Potenziale alternativer Proteinquellen aufzeigen und den Aufbau von Vermarktungsstrukturen unterstützen. Bereits 2022 organisierte die Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V. eine Auftaktveranstaltung, bei der die Potenzialanalyse zu alternativen Eiweißquellen vorgestellt wurde (hier nachlesen). Die im Rahmen der Analyse befragten Personen und Unternehmen sahen großes Potenzial in pflanzlichen Eiweißquellen – insbesondere in Erbse und Soja – während in-vitro-Fleisch und Insekten als weniger vielversprechend eingeschätzt wurden. Damit bestehen für die heimische Landwirtschaft große Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Körnerleguminosen. Betont wurde jedoch auch, dass es in der Züchtung und dabei insbesondere im Hinblick auf Verarbeitungseigenschaften und sensorische Qualität, noch weiteren Forschungsbedarf gibt.

Positive Effekte in der Fruchtfolge

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Nds-Eiweißstrategie_Logo-FotoMareike Beiküfner
2024 wurden in Niedersachsen knapp 18.000 ha mit Körnerleguminosen bestellt, wobei davon ca. 35% ökologisch bewirtschaftet wurden. Damit hat sich die Anbaufläche im Vergleich zu vor zehn Jahren vervierfacht (vgl. 2015 ca. 4.000 ha). Den größten Anteil am Anbau machen Ackerbohnen (8.200 ha) und Erbsen (6.200 ha) aus. Dennoch bleiben Körnerleguminosen mit einem Anteil von etwa 1 % an der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Niedersachsen weiterhin eine Nischenkultur. Dabei stellen sie in vielerlei Hinsicht eine interessante Kultur für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft dar. So können sie beispielsweise zur Verbesserung der Bodenstruktur und zur Auflockerung der Fruchtfolge beitragen, wodurch positive Effekte in der Fruchtfolge entstehen. Hinzukommt, dass durch die Symbiose mit im Boden lebenden Bakterien Luftstickstoff gebunden wird. Dieser Stickstoff steht dann der Pflanze zur Verfügung, sodass kein Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngemitteln zu Leguminosen notwendig ist. Häufig kann auch der Stickstoffeinsatz zur Folgekultur reduziert werden, da Stickstoff aus den Ernterückständen der Leguminosen nachgeliefert wird.

Herausforderungen meistern durch Wissenstransfer und Netzwerkbildung

Im Anbau von Körnerleguminosen bestehen derzeit insbesondere Herausforderungen in der Unkrautregulierung. Da nur wenige Herbizide – hauptsächlich für den Vorauflauf – zugelassen sind und deren Wirksamkeit oft begrenzt ist, reichen chemische Maßnahmen allein häufig nicht aus. Als mögliche Lösungsansätze kommen mechanische Verfahren wie Striegeln und Hacken in Betracht. Auch innovative Methoden, etwa die Aussaat einer Untersaat per Drohne, bieten ergänzende Maßnahmen zur Unkrautunterdrückung. Ein weiteres Problem kann während der Ernte von Erbsen und Sojabohnen entstehen: Je nach Witterungsverlauf neigen die Bestände zur Lagerbildung, was die Ernte deutlich erschwert und zu Ertragsverlusten führen kann. Hier können standfeste Sorten Abhilfe schaffen, die bspw. in den Landessortenversuchen der LWK Niedersachsen geprüft werden.

Die Niedersächsische Eiweißstrategie leistet mit praxisnahen Feldversuchen einen wichtigen Beitrag zur Klärung dieser Fragestellungen und zur Erprobung vielversprechender Lösungsansätze. Die Ergebnisse aus den Versuchen werden unter anderem auf Feldtagen, Workshops und Fachveranstaltungen präsentiert.

Im Rahmen dieser vielfältigen Veranstaltungen soll die gesamte Wertschöpfungskette von Leguminosen adressiert werden, um den Austausch zwischen den Akteuren zu fördern und die Bildung von Netzwerken zu unterstützen. Gleichzeitig bieten die Formate Raum, um strategische Partnerschaften zu vertiefen, neue Vermarktungschancen aufzuzeigen und Wissen auszutauschen. Weitere Informationen zu kommenden Veranstaltungen finden Sie hier.