Wieviel Gülle produzieren Mastschweine?
Die Novellierung der Düngeverordnung tritt voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2017 in Kraft. Die Umsetzung der neuen Düngeverordnung setzt neben Kenntnissen zur Nährstoffkonzentration der Gülle auch Kenntnisse zum tatsächlich anfallenden Güllevolumen aus der Tierhaltung voraus. Dazu liegen bisher nur wenige verlässliche Zahlen vor. Um Daten zum Anfall von Gülle aus der Mastschweinehaltung zu erhalten, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in ihrem Versuchsbetrieb für Schweinemast, der Leistungsprüfungsanstalt für Schweine in Quakenbrück (LPA), erste eigene Messungen hierzu durchgeführt. Seit April 2015 werden in der LPA neben den Güllemengen auch die Tränk- und Reinigungswassermengen der einzelnen Mastdurchgänge kontinuierlich dokumentiert. Erste vorläufige Ergebnisse liegen nun vor.
Prüfstall mit Trockenfütterung
Die LPA Quakenbrück verfügt neben anderen Prüfkapazitäten über einen Prüfstall mit Gruppenhaltung und Transponderfütterung mit insgesamt 200 Tierplätzen. In diesem Stall wurden die Messungen zum Gülleanfall durchgeführt. Der Stall verfügt über insgesamt fünf Prüfabteile, die über einen zentralen Versorgungsgang zugänglich sind (Kammstallprinzip). Pro Abteil werden in vier Buchten je 10 Tiere gemästet. Die LPA führt in diesem Prüfstall schwerpunktmäßig Fütterungsversuche und Tests von Schweinegenetiken durch.
In jeder Bucht ist eine Futterstation (Fa. Insentec) mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Jeder Stationsbesuch wird mit der entsprechenden Futteraufnahme und der Dauer des Besuchs registriert. Alle erfassten Daten werden auf einem Zentralrechner gespeichert. Die Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgt ad libitum. Die Einstallung der Tiere erfolgt im Schnitt mit 28 kg Lebendgewicht. Das durchschnittliche Mastendgewicht beträgt 124 kg, die täglichen Zunahmen liegen zwischen 950 bis 1000 g. Bei den gehaltenen Tieren handelt es sich fast ausschließlich um Mastendprodukte. Die Gruppenhaltung auf Vollspaltenboden kommt Praxisverhältnissen nahe.
Güllesystem und Wasserversorgung
Die 60 cm tiefen Güllekanäle werden im Wechselstauverfahren betrieben. In jedem Abteil befinden sich unter den Buchten zwei separate Güllekanäle, die auf der dem Zentralkanal abgewandten Seite miteinander verbunden sind. Die Güllekanäle münden in einen nachgelagerten Zentralkanal, der sich unter dem Erschließungsgang befindet. In diesen kann die Gülle aus den einzelnen Abteilen über ein Schiebersystem abgelassen werden. Vom Zentralkanal aus fließt die Gülle in eine außenliegende Vorgrube. Von da aus wird sie in eine Hochbehälteranlage gepumpt.
Die Wasserversorgung der Tiere erfolgt über Nippeltränken. Jede Bucht ist mit zwei Tränkenippeln (Einbauhöhen 40 und 60 cm) ausgestattet. Die Tränken werden vor jedem Durchgang neu ausgelitert und die Durchflussrate auf 1,0 Liter pro Minute eingestellt.
Messung der Güllemengen
Vor Beginn der ersten Messungen wurden die Güllekanäle gründlich gesäubert. Anschließend wurde der Rauminhalt exakt vermessen. Die ermittelten Volumina entsprachen den Angaben der Bauzeichnungen. Es war sichergestellt, dass die Gülleschieber zum Zentralkanal fest verschlossen waren und keine Gülle unkontrolliert ab- bzw. zufließen konnte. Die Güllemengen wurden über Füllstandsmessungen in den Güllekanälen unter den Gruppenbuchten erfasst. Die Pegelanstiege wurden hierbei mit einem Zollstock gemessen.
Insgesamt wurden pro Durchgang zwei Füllstandsmessungen durchgeführt. Die erste Füllstandsmessung fand während einer Zwischenentleerung, in der Regel ca. acht Wochen nach dem Einstallen der Tiere, statt. Gemessen wurde dabei der Füllstand vor und nach dem Ablassen der Gülle. Es wurde stets darauf geachtet, dass bei allen Messungen eine glatte Flüssigkeitsoberfläche vorlag und keine Kothaufen auftraten, die die Oberfläche überragten. Die Füllstände wurden pro Abteil an acht definierten Stellen des Güllelagers unter den Spalten gemessen. Nach Mastende und Abschluss der Reinigungsarbeiten wurden die Kanäle ein zweites Mal gründlich entleert. Auch hierbei wurde vor und nach dem Entleeren gemessen. Um den Rauminhalt zu ermitteln, wurden die durchschnittlichen Füllstandshöhen mit der Grundfläche der Güllekanäle multipliziert.
Messung der Tränk- und Reinigungswassermengen
Die Tränkwassermengen wurden pro Abteil und Produktionszyklus über eigens installierte Ringkolben-Wasserzähler gemessen. Das Wasser stammt aus dem kommunalen Versorgungsnetz. Die Reinigungswassermengen wurden über Standard-Wasserzähler erfasst. Reinigungswasser wird in geringem Umfang für die Zwischenreinigung der Stallgänge und zum größten Teil zur gründlichen Reinigung der Abteile nach dem Ausstallen der Tiere verwendet.
Ergebnisse
Es wurden 20 Mastdurchgänge mit insgesamt ca. 800 Tieren ausgewertet. Die Messungen fanden von April 2015 (Einstallung des ersten Durchgangs) bis zum Oktober 2016 (Ausstallung des letzten untersuchten Mastdurchgangs) statt. In der Tabelle sind die einzelnen Durchgänge mit dem entsprechenden Gülleanfall pro Mastschwein dargestellt. Im Gülleanfall pro Tier ist das Reinigungswasser enthalten. Grundsätzlich wurden 40 Tiere pro Abteil gemästet. Zu- und Abgänge, z.B. Ausfälle während der Mast, wurden rechnerisch berücksichtigt.
Im Beobachtungszeitraum wurde im Versuchsstall ein durchschnittlicher Gülleanfall (incl. Reinigungswasser) von 0,507 m³ pro Mastschwein ermittelt. Die Schwankungsbreite betrug 0,440 bis 0,635 m³, d.h. der Maximalwert liegt um 44 % höher als der Minimalwert.
Der Tabelle sind auch die Tränk- und Reinigungswassermengen zu entnehmen. Im Schnitt haben die Tiere 0,755 m³ Tränkwasser aufgenommen. Die geringste Tränkwasseraufnahme lag bei 0,672 m³, die höchste bei 0,918 m³. Im LVFZ Schwarzenau wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 0,77 m³ festgestellt. Die KTBL-Angaben liegen bei 0,76 m³. Die Werte weisen demzufolge eine gute Übereinstimmung auf. Im Durchschnitt der Mastperiode verbrauchten die LPA-Tiere im Mittel 6,9 l Wasser täglich, die Werte schwankten von 5,0 bis 8,7 l. Für die gründliche Reinigung der Stallabteile vor der Wiederbelegung und für die Zwischenreinigung der Stallgänge wurden in der LPA pro Tier durchschnittlich 0,081 m³ Wasser benötigt. Eine Einweichanlage war nicht vorhanden.
Im Rahmen von vier stichprobenartig durchgeführten Gülleprobenanalysen wies die Gülle der Zwischenentleerung einen durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt von 6,23 % (von 4,73 bis 7,29 %) auf. Da hierin kein Reinigungswasser enthalten ist, liegt der Trockensubstanzgehalt der LPA-Gülle incl. des Reinigungswassers niedriger.
Gülleanfall, Tränkwasser- und Reinigungswasserverbrauch pro Mastschwein
Abteil |
Datum |
Datum |
Anzahl |
Gülleanfall2) |
Tränkwasser-verbrauch |
Reinigungs-wasserverbrauch |
Nr. |
Einstallung |
Ausstallung |
Tiere1) |
m³ |
m³ |
m³ |
1 |
28.04.15 |
11.08.15 |
40,0 |
0,599 |
0,745 |
0,059 |
2 |
28.04.15 |
11.08.15 |
39,7 |
0,541 |
0,918 |
0,058 |
3 |
16.04.15 |
04.08.15 |
39,8 |
0,460 |
0,680 |
0,064 |
4 |
16.04.15 |
04.08.15 |
40,0 |
0,454 |
0,716 |
0,066 |
5 |
16.04.15 |
04.08.15 |
39,0 |
0,499 |
0,701 |
0,056 |
1 |
16.09.15 |
06.01.16 |
40,0 |
0,536 |
0,745 |
0,071 |
2 |
16.09.15 |
06.01.16 |
39,0 |
0,601 |
0,853 |
0,091 |
3 |
14.08.15 |
07.12.15 |
40,0 |
0,492 |
0,712 |
0,122 |
4 |
14.08.15 |
07.12.15 |
38,5 |
0,477 |
0,708 |
0,123 |
5 |
14.08.15 |
07.12.15 |
39,6 |
0,472 |
0,673 |
0,119 |
1 |
29.01.16 |
31.05.16 |
40,0 |
0,452 |
0,672 |
0,072 |
2 |
29.01.16 |
31.05.16 |
39,0 |
0,442 |
0,682 |
0,070 |
3 |
02.02.16 |
31.05.16 |
40,0 |
0,470 |
0,726 |
0,074 |
4 |
02.02.16 |
31.05.16 |
39,7 |
0,453 |
0,714 |
0,072 |
5 |
02.02.16 |
31.05.16 |
39,7 |
0,521 |
0,730 |
0,083 |
1 |
21.06.16 |
18.10.16 |
40,0 |
0,562 |
0,837 |
0,094 |
2 |
21.06.16 |
18.10.16 |
40,0 |
0,635 |
0,918 |
0,073 |
3 |
10.06.16 |
18.10.16 |
40,0 |
0,440 |
0,728 |
0,083 |
4 |
10.06.16 |
18.10.16 |
39,7 |
0,535 |
0,828 |
0,084 |
5 |
10.06.16 |
18.10.16 |
40,0 |
0,497 |
0,804 |
0,079 |
Durchschnittswert aus 20 Durchgängen |
0,507 |
0,755 |
0,081 |
1) Durchschnittsbestand 2) incl. Reinigungswasser
Wird die durchschnittliche Güllemenge incl. Reinigungswasser von 0,507 m³ pro Tier mit praxisüblichen 2,83 Umtrieben (KTBL-Datensammlung) multipliziert, so ergibt sich unter LPA-Bedingungen rechnerisch ein Gülleanfall von 1,43 m³ pro Mastplatz und Jahr. Ohne Reinigungswasser (Ø 0,081 m³) würden sich in der LPA etwa 0,43 m3/Tier bzw. 1,21 m³ Gülle je Platz und Jahr ergeben. Demgegenüber weist die novellierte Düngeverordnung einen Gülleanfall ohne Reinigungswasser von 1,5 m³ pro Platz und Jahr aus. Die in der LPA ermittelten Zahlen entsprechen in etwa den Zahlen, die 2012 im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung (LVFZ) im bayerischen Schwarzenau festgestellt wurden. Hier produzierten die Mastschweine aus 11 Durchgängen bei einem allerdings deutlich niedrigerem Zunahmeniveau im Durchschnitt 0,45 m³ Gülle/Tier bzw. 1,27 m3/Platz und Jahr, wobei auch hier das Reinigungswasser noch nicht enthalten war. Das LVFZ geht in der Praxis von etwa 10 % Reinigungswasser aus.
Der LPA-Gesamtwasserverbrauch pro Tier betrug 0,836 m³. Dieser Verbrauch setzt sich aus 90,3 % Tränkwasser und 9,7 % Reinigungswasser zusammen.
Fazit
In der LPA Quakenbrück wurden in 20 Mastdurchgängen mit je 40 Tieren pro Durchgang die anfallenden Güllemengen gemessen. Im Durchschnitt produzierte ein LPA- Mastschwein bei einem Gewichtszuwachs von 96 kg rund 0,43 m³ Gülle (ohne Reinigungswasser). Der berechnete Gülleanfall pro Mastplatz und Jahr in Höhe von 1,21 m³ ist niedriger als der in der novellierten Düngeverordnung und entspricht etwa den Zahlen, die im LVFZ in Schwarzenau in 2012 ermittelt wurden. Der Tränkwasserverbrauch betrug durchschnittlich 0,755 m³ pro Tier. Für die Reinigung der Stallabteile wurden pro Tier 0,081 m³ Wasser verbraucht.
Die Güllemengen inkl. Reinigungswasser schwankten auch unter Versuchsbedingungen enorm, und zwar von 0,44 bis 0,64 m3/Schwein. Faktoren wie Stalltemperatur oder Spieltrieb spielen hier eine Rolle. Die in der LPA Quakenbrück ermittelten Werte zum Gülleanfall lassen sich sicherlich nicht eins zu eins auf alle Betriebe übertragen, da in der Praxis zahlreiche betriebsindividuelle Faktoren Einfluss auf die oben beschriebenen Kennzahlen haben. Die Quakenbrücker Werte können aber als Basisdaten zur Grobkalkulation des Gülleanfalls verwendet werden.
Die LPA-Messungen von Güllemengen sowie von Tränk- und Reinigungswasser-verbrauchsmengen sollen kontinuierlich fortgeführt werden.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Wolfgang Vogt
Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein
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