Startschuss für Deutschlands größten Feldversuch mit begleitenden Sickerwasseruntersuchungen
Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie forschen in Schwüblingsen zu aktuellen Fragestellungen des Düngerechts und des Wasserschutzes
Schwüblingsen – Wie lassen sich effizienter Wasser- und Ressourcenschutz und erfolgreicher Ackerbau in Zeiten des Klimawandels am besten in Einklang bringen? Überzeugende Antworten auf diese für Ackerbaubetriebe entscheidende Frage soll Deutschlands größter Feldversuch mit begleitenden Sickerwasseruntersuchungen liefern: Auf einer Fläche von rund fünf Hektar in Schwüblingsen (Gemeinde Uetze, Region Hannover) wollen die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in den kommenden zwölf Jahren wichtige Erkenntnisse für die Bereiche des Düngerechts und des Wasserschutzes gewinnen und damit die Kooperation zwischen Land- und Wasserwirtschaft unterstützen.
Bei einem Vor-Ort-Termin am Donnerstag, 27. April, informierten sich rund 40 Vertreterinnen und Vertreter der Land- und Wasserwirtschaft über die Ziele, den Aufbau und den Untersuchungsumfang auf der Versuchsfläche.
Ziel des Feldversuchs ist es, belastbare Daten für die Wirkung düngerechtlicher Fragestellungen zu ermitteln. Dabei geht es zum Beispiel um die Wirkung und den Nutzen einer um 20 Prozent reduzierten Stickstoffdüngung für landwirtschaftliche Erträge und die Qualität des Sickerwassers. Wichtige Aspekte des vorbeugenden Trinkwasserschutzes werden ebenfalls bearbeitet. Dafür werden in jedem Versuchsjahr engmaschig Bodenproben zur Bestimmung des pflanzenverfügbaren, mineralisierten Stickstoffs – der sogenannte Nmin-Wert – gezogen. Die Pflanze nimmt diesen Stickstoff als Nahrung aus dem Boden auf. In der vegetationslosen Zeit kann der Stickstoff allerdings mit den Winterniederschlägen in das Sickerwasser ausgewaschen werden.
In Schwüblingsen ist eine bis ins letzte Detail durchgeplante Versuchsanlage entstanden: Auf vier Blöcken werden eine Fruchtfolge aus Kartoffel, Sommergerste, Silomais und Winterroggen mit verschiedenen Zwischenfruchtvarianten und einer N-Düngestaffel angebaut. Mit unterschiedlich hohen Stickstoffdünger-Mengen (N-Düngestaffel) lassen sich für die jeweilige Kultur optimale, ressourcenschonende N-Düngermengen ermitteln. Jeder Kulturblock ist jeweils rund 1,1 Hektar groß. Die angebauten landwirtschaftlichen Kulturen liegen blockweise benachbart auf der Versuchsfläche und rotieren in den folgenden Jahren.
Zudem wird untersucht, wie viel Stickstoff die Zwischenfrüchte über Winter konservieren können und wieviel Stickstoff dann der Folgekultur im nächsten Jahr wieder zur Verfügung steht. Dieses erfordert eine exakte Bewirtschaftung der Versuchsparzellen durch den Fachbereich Versuchswesen der LWK.
Das Besondere des Feldversuchs: Das LBEG misst in 80 Zentimetern Tiefe mit Hilfe von über 432 Saugsonden die Nitratgehalte im Sickerwasser und ermittelt die Nitratauswaschung der unterschiedlich hoch gedüngten Versuchsparzellen. Deutschlandweit gibt es aktuell keine größere Saugsondenanlage.
Kartoffeln und Silomais sind die Sommerungen, die in der Marktfrucht-Region einen wesentlichen Schwerpunkt bilden und in denen die Hauptfragen des Versuchs untersucht werden. Die Maßnahmen zur Bodenbearbeitung und zum Pflanzenschutz sowie die Beregnung werden regionaltypisch umgesetzt. Die Beregnung wird über eine niedersächsische Modellierung (BOdenWAsserBilanzierung – kurz: BOWAB) des LBEG unterstützt. Eine eigens installierte moderne Wetterstation vor Ort erfasst alle wichtigen klimatischen Parameter und ermöglicht einen Rückschluss auf besondere Witterungsbedingungen.
Dank der vereinten Anstrengungen der landwirtschaftlichen Betriebe der Trinkwasserkooperation Burgdorfer Holz und mit Hilfe der Unterstützung der örtlichen Wasserschutzberatung INGUS in der Planungsphase war es möglich, das mit den Fachbehörden LBEG und Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemeinsam erarbeitete Konzept umzusetzen.
Allein die konzeptionelle Arbeit mit allen Beteiligten hat fast ein Jahr des fachlichen Austausches in Anspruch genommen. Nur durch die gemeinsame Anstrengung und die Unterstützung durch das Ministerium für Umwelt – vertreten durch den NLWKN – sowie das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz konnte dieses ambitionierte Vorhaben finanziert und umgesetzt werden. Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen sprach daher allen Beteiligten seinen besonderen Dank aus. Zudem hoffe er, dass dieser ersten Besichtigung noch viele weitere Termine, an denen Ergebnisse gezeigt und diskutiert werden, folgen werden. „Aufgrund der guten geografischen Lage des Feldversuchs – allein fünf Berufsschulen liegen in der Nähe – sind alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass die Ergebnisse und Erkenntnisse aus Schwüblingsen in der Branche schnell bekannt und vielfach weiterverbreitet werden.“
Die Versuchsergebnisse sollen auch der Politik helfen, auf Basis belastbarer Daten die Ziele der Nitratrichtlinie mit der Landwirtschaft umzusetzen. Die Koordination wird von der Düngebehörde Niedersachsen im Rahmen der landesweiten Aufgaben nach § 28 Niedersächsisches Wassergesetz durchgeführt. Die Realisierung – Durchführung, Auswertung, Darstellung – kann nur mit Hilfe aller Beteiligten erfolgreich sein.
Ausführliche Bildunterschrift Gruppenbild (von links): Reno Furmanek (Leiter der Düngebehörde), Dr. Knut Meyer (Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie), Kammerpräsident Gerhard Schwetje, Landwirt Niels Kynast von der Betriebsgemeinschaft Komb-i, Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies, Wolfgang Klahsen (Düngebehörde), Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen, Andrea Knigge-Sievers (Düngebehörde), Dr. Dagmar Matuschek (stellvertretende Leiterin des LWK-Fachbereichs Versuchswesen Pflanze), Henrich Meyer zu Vilsendorf (Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Dr. Astrid Krüger (Ministerium für Umwelt), LWK-Vizepräsident Hermann Hermeling und Dr. Jan Oehlschläger (Leiter des LWK-Fachbereichs Versuchswesen Pflanze)
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