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Ergebnisse der Landessortenversuche Öko Dinkel 2023

Webcode: 01041998

Dinkel – auch Spelzweizen genannt – ist im Ökolandbau schon seit vielen Jahren eine etablierte Kultur im Anbau und Verarbeitung. Dinkel hat geringere Ansprüche an Bodengüte und Nährstoffversorgung als der Winterweizen. Er eignet sich deshalb auch gut für Standorte, wo der Weizenanbau bezüglich Qualitäts- und Ertragspotential an seine Grenzen kommt. In den zurückliegenden Jahren gab es immer wieder Phasen, wo die Dinkelerlöse nicht unerheblichen Schwankungen unterworfen waren. Es sind in erster Linie Veränderungen im Angebot, die den Preis beeinflussten. Das bekamen die Öko-Dinkelerzeuger im Jahr 2022 deutlich zu spüren. Ein erhebliches Überangebot an Öko-Dinkel zur Ernte 2022 ließ die vergleichsweise hohen Erzeugerpreise erheblich einbrechen. Hohe Erntemengen trafen auf noch gut gefüllte Lagerstätten und flankierend auf eine stagnierende und auch abnehmende Dinkelnachfrage seitens der Verarbeiter. Das führte zwangsläufig zu einer deutlichen Reduktion der Anbaufläche und bei vielen Betrieben auch zu einem bisweilen vollständigen Ausstieg aus dem Dinkelanbau. Betrug im Jahr 2022 die Öko-Dinkelanbaufläche in Niedersachsen noch 4277 ha reduzierte sich die Fläche im Erntejahr 2023 um rund 56 Prozent auf 1869 ha.

Auch im aktuellen Jahr 2023 liegen die Erzeugerpreise weiterhin auf einem schwachen Niveau, da nach wie vor ausreichend Dinkelmengen auf dem Markt vorhanden sind. Auch die wesentlich geringeren Erntemengen durch den deutlichen Rückgang der Anbaufläche aber auch durch witterungsbedingten Auswuchs führten noch nicht zur Entspannung am Markt. Zumindest im weiteren Jahresverlauf bis in das kommende Jahr wird mit einem Abbau der Dinkel-Übermengen über die Mühlen gerechnet. Die aufnehmende Hand rät aber nach wie vor von einem Dinkelanbau im Herbst 2023 ab und rechnet erst im Jahr 2024 mit einer möglichen Entspannung auf dem Dinkelmarkt. Die Praxis dürfte sich deshalb aktuell mit dem Anbau von Dinkel weiter zurückhalten. Gleichwohl wird es aber auch Betriebe geben, die zur Risikostreuung den Dinkelanbau nicht in Gänze eingestellt haben, oder auf begrenzter Fläche wieder Dinkel einsäen. Mögliche Veränderungen am Markt sind auch weiterhin im Blick zu behalten und der Anbau ist unbedingt mit der aufnehmenden Hand abzustimmen.

Dinkel ist genügsamer

Im Gegensatz zu Weizen ist der Dinkel bezüglich des Stickstoffbedarfs genügsamer und liefert trotzdem hohe Feuchtklebergehalte. Er passt in der Fruchtfolge gut nach Vorfrüchten, wie beispielsweise Kartoffeln, Körnerleguminosen oder Zuckerrüben. Bei zu hoher Stickstoffverfügbarkeit besteht allerdings, in Abhängigkeit der Sorte, zunehmende Lagergefahr. Viele Dinkelsorten verfügen über eine ausgeprägte Frohwüchsigkeit und Halmlänge, wodurch eine gute Beikrautunterdrückung erreicht wird. Einsätze des Zinkenstriegels sind damit häufig nur im geringeren Umfang erforderlich. Bei unbeständiger Witterung während der Ernte ist der Dinkel rechtzeitig zu dreschen, damit die Fallzahlen im optimalen Bereich bleiben.

Entspelzung ist erforderlich

Die meisten Dinkelsorten sind nicht frei dreschend, d.h. im Gegensatz zum Weizen zerbrechen beim Drusch die Ähren in sogenannte Vesen. Diese bestehen aus einem Ährenspindelstück, das zumeist mit zwei von Spelzen umhüllten Körnern besetzt ist. In einem zusätzlichen Schälgang (Gerben) müssen Korn und Spelz mittels spezieller Entspelzungsanlagen voneinander getrennt werden.

Ergebnisse

Die Vesenerträge sind auf den meisten Versuchsstandorten der Anbaugebiete gegenüber dem Vorjahr schwächer ausgefallen. Die Feuchtklebergehalte liegen gegenüber den beiden Vorjahren ebenfalls auf einem leicht schwächeren Niveau. Aufgrund der niederschlagsreichen Witterung haben besonders die Fallzahlen gelitten. Sortenunterschiede sind aber gut erkennbar. Die Qualitäten und Erträge der Landessortenversuche Öko-Dinkel 2023 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.

Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP

Saatgut aus ökologischer Erzeugung verwenden

Grundsätzlich ist nur ökologisch vermehrtes Saat- und Pflanzgut zu verwenden. Einen guten Überblick über das bundesdeutsche Gesamtangebot erhält man schnell und tagesaktuell im Internet. Unter http://www.organicxseeds.de/ sind alle ökologisch erzeugten, vertriebsberechtigten Saatgutpartien sortenspezifisch aufgelistet. Nur noch bei bestimmten Kulturen (z.B. Dinkel), die nicht in der sogenannten Kategorie I gelistet sind, kann bei nichtverfügbarkeit einer gewünschten Sorte nach Antrag bei der Kontrollstelle auch konventionell erzeugtes, ungebeiztes Saatgut zum Einsatz kommen.

 

Dinkel mit Spelzen
Dinkel mit SpelzenMarkus Mücke