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Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Sommerhafer 2023

Webcode: 01042002

Hafer ist als Lebensmittel mit ernährungsphysiologischen Vorzügen bekannt. In der Humanernährung findet er vor allem in der klassischen Form als Haferflocken Verwendung, oder er wird auch zunehmend in weiteren Produkten wie Haferdrinks oder Backwaren verarbeitet. Öko-Hafer wird somit in erster Linie zu Konsumzwecken angebaut. Die Verwertung als Futter spielt eine untergeordnete Rolle. Im nassen Herbst 2023 konnten längst nicht alle Flächen mit Wintergetreide bestellt werden. Zu allem Überfluss kamen dann noch Hochwasser und steigende Grundwasserstände hinzu, so dass zahlreiche mit Wintergetreide bestellte Flächen komplett überflutet wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen diese umgebrochen werden und zusammen mit den nicht im Herbst eingesäten Flächen zwangsläufig mit Sommerungen bestellt werden. Von den Sommergetreidearten kommt auch Hafer in die engere Wahl. Allerdings sollten die möglichen Vermarktungsperspektiven mit der aufnehmenden Hand besprochen werden. Bei hohen Erntemengen können der Absatz und die Erlöse auch schnell zusammenbrechen.

Saatgut ist knapp

Die derzeitige Lage am Saatgutmarkt ist ausgesprochen angespannt. Die Saatgutqualitäten wie die Keimfähigkeit und Triebkraft sind aufgrund des verregneten Sommers 2023 ausgesprochen schlecht und entsprechend sind viele Partien aberkannt worden. Davon ist unter anderem besonders der Hafer betroffen. Grundsätzlich muss von knapper Saatgutverfügbarkeit, suboptimalen Saatgutqualitäten und dadurch bedingt auch höheren Saatgutmengen je Hektar ausgegangen werden. Flankierend ist leider auch mit anziehenden Saatgutpreisen zu rechnen. Es dürfte zudem nicht mehr jede Wunschsorte verfügbar sein.

Anforderungen an Qualitätshafer

Hafer wird überwiegend zu Haferflocken für die Humanernährung verarbeitet. Beim Anbau sind die Qualitätsanforderungen der Verarbeiter an die Sorte zu berücksichtigen. Gefordert wird ein hohes Hektolitergewicht (Hl-Gewicht). Die Mindestanforderungen variieren je nach Abnehmer in der Regel zwischen 52 und 54 kg. Daran orientiert sich in der Regel auch die Bildung des Erzeugerpreises. Schälmühlen fordern zudem eine hohe Kernausbeute, einen geringen Spelzanteil und leicht zu entspelzende Körner. Je nach Verarbeiter liegen die Höchstwerte beim Spelzanteil meistens zwischen 26 und 30 Prozent. Außerdem sind möglichst großkörnige Partien gefragt (Sortierung), da kleine Haferkerne schwieriger schälbar sind.

Sommerhafer braucht Wasser

In der Praxis ist es nicht immer sicher die geforderten Qualitäten zu erreichen. Einen großen Einfluss haben die Standort- und Umweltbedingungen. Um gute Qualitäten zu erreichen, sind Standorte mit gesicherter Wasserverfügbarkeit zu bevorzugen. Die Aussaat sollte möglichst zeitig im März erfolgen. Vorausgesetzt die Witterungs- und Bodenverhältnisse lassen eine Bodenbearbeitung und Aussaat zu. Die Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit wirkt sich bei frühen Saaten positiv auf den hohen Wasserbedarf des Hafers aus. Wenn möglich sollte die Aussaat bis Mitte April abgeschlossen sein. Spätsaaten nach Mitte April erhöhen vor allem auf trockenen Standorten das Risiko unzureichender Kornqualitäten deutlich.

Sortenwahl

Einen wesentlichen Einfluss auf die geforderten Qualitäten hat zudem die Sortenwahl. Dazu sollte in erster Linie auf die bereits genannten Qualitätsparameter geachtet werden. Die Anforderungen der aufnehmenden Hand an Sorte und Qualität sind gegebenenfalls vor dem Anbau zu klären. Bei der Sortenwahl sind ferner die Ertragsstabilität, die Halmstabilität und für die Beikrautunterdrückung eine hohe Frohwüchsigkeit zu berücksichtigen. Da der Hafer dichte Bestände bilden kann, ist auf eine geringe Mehltauanfälligkeit zu achten.

Ein suboptimales Versuchsjahr 2023

Das Jahr 2023 war für den Sommergetreideanbau eine Herausforderung. Ein nasses Frühjahr, das bis etwa Mitte April anhielt, verhinderte eine frühzeitige Bodenbearbeitung und Aussaat der Sommerungen. Gerade für Sommerhafer und Sommerweizen sind frühe Aussaaten eine wichtige Grundlage für die Absicherung von Ertrag und Qualitäten. Flankierend blieb das Frühjahr bis etwa Mitte Mai ausgesprochen kühl. Entsprechend langsam verlief die Nährstoffmineralisierung insbesondere von Stickstoff im Boden. Das führte zur deutlichen Reduktion von ährentragenden Halmen und zu sichtbaren ausgedünnten und häufig schwach entwickelten Beständen. Betroffen waren auch die beiden niedersächsischen Öko-Sortenversuche Sommerhafer und die Öko-Wertprüfung des Bundessortenamtes. Die sich im Juni anschließende trockene und warme Witterung bescherte Wassermangel und Trockenstress, wodurch die Kornfüllung in vielen Beständen deutlich beeinträchtigt wurde. Mit den regelmäßigen Niederschlägen im Juli und August kam es zu erheblichen Erntebehinderungen und -verzögerungen. Das führte zu deutlichen Qualitäts- und Ertragseinbußen. Wovon die Praxis und die Sortenversuche gleichermaßen betroffen waren.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Hafer 2023 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.

Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP

Öko-Saatgut ist vorgeschrieben

Beim Saatgutbezug ist der Sommerhafer in der Datenbank www.organicxseeds.de der Kategorie I zugeordnet. Die Eingruppierung in Kategorie I bedeutet, dass ausreichend Öko-Saatgut dieser Kultur zur Verfügung steht und deshalb keine Einzelgenehmigung zur Verwendung von konventionell erzeugtem Saatgut erteilt wird. Dies bezieht sich auf Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.1 der VO (EU) 2018/848 und die allgemeine Genehmigung gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.7 der VO (EU) 2018/848. Eine aktuelle Übersicht der verfügbaren ökologisch vermehrten Sorten finden Sie unter www.organicxseeds.de.

 

Hafer
HaferAnne Schuchert