Erneut viel Schatten und wenig Licht für die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei in Niedersachsen
Landwirtschaftskammer Niedersachsen: EU-Pläne, geringe Fangmengen und sinkende Umsätze machen Betrieben 2023 zu schaffen – Steigende Fischpreise zu erwarten
Oldenburg – Für die heimischen Fischereibetriebe hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) eine ernüchternde Bilanz für 2023 gezogen: Pläne zur Einschränkung der Fischerei in Schutzgebieten, sinkende Fangmengen und Umsätze sowie steigende Betriebskosten haben den gut 110 Betrieben der Kleinen Hochsee- und der Küstenfischerei Zukunftssorgen bereitet. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen mit steigenden Fischpreisen rechnen.
Das vergangene Jahr begann für die heimischen Fischereibetriebe mit einem politischen Paukenschlag: Die EU-Kommission veröffentlichte im Februar einen Aktionsplan zum nachhaltigen Umbau der Fischerei, in dem das Verbot von Grundschleppnetzen in Schutzgebieten vorgesehen war. „Dies hätte das Ende für nahezu die gesamte verbliebene Fischereiflotte in Niedersachsen bedeutet“, berichtet Philipp Oberdörffer, stellvertretender Leiter des LWK-Fachbereichs Fischerei und zuständig für die Beratung der Unternehmen der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei. Zwar sei diese pauschale Verbots-Forderung später gekippt worden, aber dennoch sitze der Schock tief, so Oberdörffer.
Wirtschaftlich kein einfaches Jahr
Auch wirtschaftlich war 2023 für die Fischereisparten Nordseegarnelen-, Muschel- und Frischfischfischerei kein einfaches Jahr. Die nachlassende Kaufkraft der Kundinnen und Kunden machte es nahezu unmöglich, die eigentlich notwendigen Preissteigerungen im Handel durchzusetzen, was für das mittelfristige Überleben der Betriebe aber unbedingt notwendig ist.
Bei den Nordseegarnelen (Krabben) sind die Fänge aus biologischen Gründen sehr gering gewesen. Insgesamt hat die deutsche Flotte nur 5.000 bis 6.000 Tonnen Nordseegarnelen anlanden können. Derartig niedrige Anlandungen gab es zuletzt 1990. Obwohl die Fangmengen europaweit extrem (minus 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr) zurückgegangen sind, sind die Erzeugerpreise nur um etwa 15 Prozent gestiegen, was letztendlich zu deutlich unterdurchschnittlichen Umsätzen bei steigenden Betriebskosten geführt hat.
MSC-Zertifikat verlängert
Positiv anzuführen ist, dass die gemeinsame Nordseegarnelenfischerei aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden in 2023 für weitere fünf Jahre das MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei erhalten hat.
Die heimische Muschelfischerei ist ebenfalls MSC-zertifiziert, leidet jedoch weiter unter schlechten Wachstumsbedingungen in den Küstengewässern. Das Wachstum hat sich verlangsamt und die Verluste steigen immer weiter an, was dazu geführt hat, dass im vergangenen Jahr Muscheln vorsorglich trotz minderer Qualität von den Kulturflächen geerntet wurden und daher nur geringe Preise erzielt werden konnten. Die verbliebenen vier niedersächsischen Muschelbetriebe brauchen dringend ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr.
Kleinere Fanggebiete als Brexit-Folge
Im Frischfischsektor sah es ähnlich wie bei den Nordseegarnelen aus. Die Fangmengen der wichtigsten Arten – Seelachs, Scholle, Seezunge, Schellfisch – stagnierten und die Preise blieben bestenfalls stabil. In diesem Sektor machen sich zunehmend die Auswirkungen des Brexit bemerkbar, da Großbritannien im Rahmen des Austrittsabkommens Fanggebiete und Quoten erhalten hat, die zuvor in der EU gemeinschaftlich genutzt worden waren.
„Insgesamt blickt die niedersächsische Fischerei somit auf ein schwieriges Jahr zurück und hofft, dass sich die Bedingungen im laufenden Jahr deutlich verbessern“, fasst LWK-Fischereiexperte Oberdörffer zusammen. Aufgrund der abnehmenden Fangmengen und der steigenden Betriebskosten müssten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher auf weiterhin steigende Fischpreise einstellen.
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