Schwierige Zeiten meistern - Wege für Familie und Betrieb
Agrarmärkte bergen große Risiken, wie die Preismisere bei Milch und Schweinen zeigt. Tiefstpreise haben viele landwirtschaftliche Betriebe hart getroffen, Existenzen sind gefährdet. Die sich ändernden Rahmenbedingungen wie zum Beispiel im Tierschutz und bei der Düngeverordnung sowie die Ansprüche der Gesellschaft an die Landwirtschaft bedingen zudem eine große Verunsicherung in den Betrieben und Familien. Jetzt gilt es, betriebliche und familiäre Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen und umzusetzen.
Die Situation an den Märkten schilderte einleitend Herr Dr. Albert Hortmann-Scholten, Fachbereichsleiter Betriebswirtschaft, Markt, Unternehmensberatung in der Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Der Schweine- und Ferkelmarkt hat sich seit Frühjahr 2016 deutlich erholt. Der Milchmarkt befindet sich allerdings noch mitten in einer Bodenbildung. Dies bedeutet, dass sich für weitere Monate Liquiditätsengpässe besonders in den Milcherzeugerbetrieben andeuten. An einem Beispielbetrieb wurden darauf Wege aus der Krise aufgezeigt.
Herr Andreas Freytag, Unternehmensberater und Fachgruppenleiter an der Bezirksstelle Hannover zeigte auf, dass Maßnahmen zur Liquiditätssicherung und Konsolidierung in den landwirtschaftlichen Betrieben derzeit im Vordergrund stehen. Liquiditätsplanungen und ein gutes Controlling sind überlebensnotwendig. Ergänzende Betriebszweigabrechnungen als Teilkostenrechnung besser noch als Vollkostenrechnung für alle Betriebszweige des Unternehmens und der Vergleich mit den Berufskollegen zeigen im Rahmen des Controllings in vielen Betrieben erhebliche Leistungsreserven auf, die unbedingt generiert werden müssen.
"Wenn die Analyse des Unternehmens allerdings ergibt, dass es betrieblich aktuell nicht läuft, ist Bewegung bzw. Veränderung notwendig," so berichtet Wiebke Wohler, sozioökonomische Beraterin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der Unternehmer ist in der Verantwortung kurzfristig an allen möglichen Schrauben zu drehen, mit dem Ziel die Liquidität des Betriebes zu sichern, oder wieder herzustellen. Frau Wohler zeigte auf, welche Schrauben dies sind und welche Schrauben selten im Blick sind. "Eine enge Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Familie mit ihrem Berater und der finanzierenden Bank ist erforderlich," so berichteten Rainer Scheeper von der Volksbank Dammer Berge e.G. und Niels Haarannen von der VR Agrarberatung AG.
"Veränderte Rahmenbedingungen bewirken bei einer angespannten Preissituation nicht nur Planungsunsicherheiten sondern auch erheblich höhere Kosten und einen höheren Arbeitsaufwand in den Betrieben," schilderte Ruth Beverborg, Leiterin des Sachgebietes Betriebswirtschaft in der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Daher ist mit veränderten Entwicklungsstrategien zu reagieren: Sehr gute Leistungen, weg von der Spezialisierung hin zur Diversifikation innerhalb- und außerhalb der Landwirtschaft sowie eine Erhöhung des Eigenkapitalanteils sind notwendig, um eine Grundlage für Krisenzeiten zu schaffen.
Veränderungen bergen neben Risiken auch Chancen. Dabei hat sich antizyklisches Verhalten oft bewährt. Für sich ergebende Chancen wie die Pacht oder der Kauf von Ställen als auch für schwierige Zeiten sollte eine „Kriegskasse“ vorgehalten werden. Neben der fachlichen Qualifikation sind zukünftig soziale Kompetenzen der Landwirte und der „Blick für das Tier“ stärker gefragt. Hier können Unternehmerschulungen und Arbeitskreise Unternehmensführung, die einen Blick über den eigenen Tellerrand ermöglichen, kreative Ideen, wie zum Beispiel für neue Stallbaukonzepte, und wichtige Impulse für die persönliche und betriebliche Entwicklung geben.
Frau Anne Dirksen, Leiterin des Arbeitsgebiets Familie und Betrieb und sozioökonomische Beratung, machte deutlich, dass Unternehmen in der Landwirtschaft gekennzeichnet sind von einer engen Verflechtung von Familie und Betrieb. Diese muss sich besonders in schwierigen Zeiten bewähren. Wenn es gelingt, bietet sie die Chance, Krisen dank einer überdurchschnittlichen Leistungs- und Durchhaltebereitschaft sowie einem hohem Maß an Flexibilität und Kreativität zu überstehen. Die Landwirtschaftskammer bietet mit ihren Netzwerkpartnern ein vielfältiges Beratungs- und Weiterbildungspaket, um hier gegenzusteuern.
Egal, ob die Familie sich für die Fortführung des Unternehmens im Haupterwerb, im Nebenerwerb, im Zuerwerb oder für die Betriebsaufgabe entscheidet: Alles sind unternehmerische Entscheidungen, die einer guten Vorbereitung und Begleitung bedürfen sowie eine Wertschätzung verdienen. Die betrieblichen und familiären Potenziale sind in der Regel weitaus größer als auf den ersten Blick ersichtlich. Das gilt umso mehr, je früher das Thema bearbeitet wird. Denn: "Auf einem schwankenden Schiff fällt nur der um, der sich nicht bewegt", so Anne Dirksen.
Für Fragen rund um die Themen zur Liquiditätsplanung und Unternehmensentwicklung stehen Ihnen unsere Unternehmens- und Wirtschaftsberater gern zur Verfügung.Für Fragen zur Bewältigung finanzieller Risiken, der Umstellung vom Haupt- zum Nebenerwerbsbetrieb bis hin zum geordneten Rückzug sprechen Sie gerne die sozioökonomischen Berater an.
Wir laden Sie in diesem Zusammenhang herzlich zu unserem 17. landwirtschaftlichen Unternehmertag am 20.10.2016 in den Weser-Ems-Hallen (Kongresshalle) in Oldenburg ein. Politik, Wissenschaft und Praxis werden auf dem Unternehmertag die Zukunft der Landwirtschaft in Niedersachsen beleuchten. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung zum Unternehmertag am 20.10.2016 finden Sie hier.
Kontakte
Anne Dirksen
Leiterin Fachbereich Familie und Betrieb, Landfrauenarbeit, Sozioökonomie, zertifizierte Mediatorin

Ruth Beverborg
Leiterin Sachgebiet Betriebswirtschaft, Wirtschaftsberatung

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