Zuckerrüben lassen sich Striegeln
Im ökologischen Zuckerrübenanbau trägt eine wirksame mechanische Beikrautregulierung verbunden mit einem möglichst geringen Einsatz der kostenintensiven Handhacke im hohen Maß zum Anbauerfolg bei. Zunehmende Resistenzen und Wirkstoffverbote bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, sowie steigende Auflagen im Umgang mit diesen, erfordern im konventionellen Zuckerrübenanbau zunehmend die Integration mechanischer Regulierungsverfahren. Versuche des FB Ökolandbau der LWK Niedersachsen haben gezeigt, dass der Striegel in Zuckerrüben einsetzbar ist und wirksam sein kann. Die Ergebnisse werden im folgenden Bericht kurz erläutert.
Wie mechanische Beikrautregulierung funktioniert und was beim Einsatz zu beachten ist, wird auf dem LWK Feldtag der LWK Niedersachsen am 1. und 2. Juni 2023 in Poppenburg am Stand des Fachbereichs Ökologischer Landbau gezeigt. Die Zuckerrübe ist während ihrer Jugendentwicklung konkurrenzschwach. Es empfiehlt sich daher schon in den frühen Entwicklungsstadien den Striegel einzusetzen. Für den frühen Einsatz spricht auch, dass der Striegel die höchsten Wirkungsgrade erreicht, wenn sich die Beikräuter im Fädchen- und Keimblattstadium befinden.
Geprüft wurde in mehrjährigen Versuchen der Striegeleinsatz zu vier Terminen, ab dem Vorauflauf bis zum zweiten Laubblattpaar der Rüben. Gefahren wurde der Striegel in Sä- als auch quer zur Särichtung. Außerdem mit jeweils zwei Intensitäten in Bezug auf die Striegeldruck, Einstellung und Fahrgeschwindigkeit.
Vorsicht beim Blindstriegeln
Je nach Wetter und Standort kann es bereits wenige Tage nach der Saat nötig sein, im Vorauflauf blindzustriegeln. Dabei muss der Striegel in der Tiefe präzise geführt werden. Besonders wichtig ist ein ebenes, gut rückverfestigtes Saatbett. Auch sollte das Saatgut etwas tiefer abgelegt sein, in den Versuchen lag die Ablagetiefe bei 3 bis 3,5 cm.
In der Variante mit optimaler Striegeleinstellung lagen die Rübenverluste zwischen ein und sieben Prozent, in der intensiven Variante zwischen 19 und 29 Prozent. Blindstriegeln ist demnach riskant, wenn zum Beispiel der Striegel falsch eingestellt oder die Arbeitsgeschwindigkeit zu hoch ist. Ist der Keimspross bereits deutlich aus der Rübenpille hervorgetreten, sollte man nicht striegeln. Unter optimalen Bedingungen ist das Striegeln hingegen durchaus möglich.
Verschütten schlecht vertragen
Wird im Keimblattstadium (EC 10) gestriegelt haben die kleinen Rübenpflanzen durch das Verschütten stark gelitten. Bei beiden Striegelintensitäten lagen die Verluste meist um 20 Prozent. Neben der Arbeitsgeschwindigkeit und der Striegeleinstellung hatten auch die verwendeten Zustreicher an den Säaggregaten einen großen Einfluss. Als Nachläufer am Sägerät dienten Fingerdruckrollen. Sie können je nach Bodenart eine leicht keilförmige, offene Särille hinterlassen, in der die Rüben auflaufen. Gleichzeitig bergen die Rillen die Gefahr, dass die kleinen Rüben beim Striegeln verletzt und verschüttet werden. Ein Einsatz der Cambridgewalze nach der Saat kann diese Särillen gut einebnen.
Striegeln ohne Risiko
Wurden die Rüben im ersten Laubblattpaar (EC 12) gestriegelt, lagen die Verluste bei optimaler Striegeleinstellung zwischen null und sechs Prozent. Selbst bei der intensiven Variante waren die Ausfälle nur wenig erhöht. Ab dem ersten Laubblattpaar verträgt die Rübe den Striegel also deutlich besser. Die Pflanzen sind jetzt bereits gut bewurzelt und im Boden verankert. Außerdem vertragen sie ein leichtes Verschütten bereits gut. Wenn die Rüben in zweiten Laubblattpaar (EC 14) gestriegelt wurden, kamen kaum Pflanzen zu Schaden – bei beiden Intensitäten und in fast allen Versuchsjahren. Ab diesem Stadium kann man also bedenkenlos striegeln.
Querstriegeln, wenn alles passt
Bei ungünstigen Bodenverhältnissen hat das Querstriegeln im Keimblattstadium zu Ausfällen zwischen 14 und 27 Prozent geführt. Mit drei bis neun Prozent akzeptabel waren die Verluste, wenn im ersten Laubblattpaar mit optimaler Striegeleinstellung quer gestriegelt wurde. Mit der intensiveren Einstellung erhöhten sich die Ausfälle nur leicht zwischen zehn bis 13 Prozent. Im Stadium zweites Laubblattpaar hat das Querstriegeln mit beiden Striegelintensitäten die Rüben kaum geschädigt.
Vielversprechende Wirkungsgrade
In zweijährigen Versuchen wurden die Striegel-Wirkungsgrade der Beikrautregulierung innerhalb der Rübenreihen untersucht. Also der Bereich, der nicht durch die Scharhacke reguliert werden kann. Mit Striegeln in Särichtung in den Rüben-Stadien EC 12 und EC 14 lagen die Wirkungsgrade zwischen 20 und 40 Prozent je Striegeldurchgang. Mit dem Querstriegeln verbesserten sich die Regulierungserfolge innerhalb der Rübenreihen. Sie lagen im Schnitt bei 50 Prozent je Durchfahrt.
Das Striegeln quer oder auch diagonal zur Särichtung bietet sich ab dem ersten Laubblattpaar (BBCH 12) der Rüben und besonders nach dem Einsatz der Scharhacke an. Damit lassen sich die Beikräuter aus dem schmalen ungehackten Band innerhalb der Rübenreihen gut entwurzeln und in den Zwischenraum ziehen. Die Beikräuter sollten nicht mehr als das erste bis zweite Laubblattpaar entwickelt haben, sonst sind sie zu stark im Boden verwurzelt und der Striegel verliert deutlich an Wirkung.
Fazit
Der Zinkenstriegel ist auf Grundlage der Versuchsergebnisse zweifellos eine sinnvolle Ergänzung in der mechanischen Beikrautregulierungsstrategie im ökologischen Zuckerrübenanbau und hilft den Aufwand für die Handhacke zu reduzieren. Aber auch im konventionellen Zuckerrübenanbau ist eine Integration durchaus vorstellbar, um die Beikrautregulierung zu unterstützen und Herbizidmaßnahmen reduzieren zu können. Die Ergebnisse ermutigen dazu, den Striegel auch in Zuckerrüben einzusetzen. Der Wissenstransfer der Versuchsergebnisse in die Praxis zeigt bereits eine überwiegend positive Resonanz. Grundsätzlich müssen standortspezifische Erfahrungen zu der Striegeleinstellung und der Arbeitsgeschwindigkeit gesammelt werden. Zudem können viele Faktoren wie beispielsweise Bodenart, Bodenzustand, Art und Größe der Beikräuter sowie das Striegelsystem mit direkter oder indirekter Federung der Zinken einen großen Einfluss auf das Regulierungsergebnis haben. Da Rübenverluste nicht auszuschließen sind sollte die Aussaatstärke um ca. 5 bis 10 Prozent erhöht werden.
Die Versuche wurden vom Land Niedersachsen finanziell unterstützt. Die ausführlichen Ergebnisse stehen unter www.lwk-niedersachsen.de (Webcode: 01037485), Videos zum Striegeleinsatz in Zuckerrüben: Instagram: www.instagram.com/lwkniedersachen #TeamÖko
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Kontakte

Markus Mücke
Berater Ökologischer Ackerbau, Mechanische Beikrautregulierung, Umstellungsberatung, Versuchswesen Ökologischer Landbau

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