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Nachhaltigkeit im Fokus der Wirtschaftsberatertagung

Webcode: 01042362
Stand: 17.10.2023

Am 21.09.2023 fand in Hannover-Ahlem die 19. Fachtagung Betriebswirtschaft  mit über 50 Wirtschaftsberater*innen und dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit statt. Das Grußwort sprach Herr Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen, der die Beratung als sehr wichtige Pflichtaufgabe der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hervorhob.

Fachtagung Betriebswirtschaft
Fachtagung BetriebswirtschaftRuth Beverborg
Herr Dr. von Garmissen wies außerdem auf aktuelle Beratungsinhalte hin. Dabei erwähnte er den Niedersächsischen Weg, welcher von der Landesregierung, dem Landvolk, der Landwirtschaftskammer sowie dem NABU und den BUND vereinbart wurde, wie auch die Novellierung des Höferechts mit dem neuem Hofeswert und die Umsetzung des Grundstückverkehrsrechts. 

Frau Ruth Beverborg, die in die Tagung einführte, verwies auf die sehr guten Ergebnisse in der Wirtschafts- und Förderungsberatung im vergangenen Jahr 2022  sowie im laufenden Kalenderjahr 2023. Sie stellte die Ergebnisse im Vergleich zu anderen Beratungsangeboten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen dar. Unzählige Beratungsanfragen und Herausforderungen waren mit der neuen GAP ab 2023 verbunden. Sie bedankte sich bei den Wirtschaftsberater*innen für den engagierten Einsatz und gab den anwesenden neuen Berater*innen die Gelegenheit, sich in der Runde vorzustellen. Die Leiterin des Ressorts Betrieb und ländliche Entwicklung, Frau Anke Evers, machte in ihrer Rede deutlich, dass durch die Einrichtung von Fachteams an den Bezirksstellen die essentielle Kundennähe in der Beratung zum Tragen kommt. Nur auf diesem Weg kann der globale Rahmen der Nachhaltigkeit erzielt werden, bei dem die Bereiche Energie und Emissionen für die Landwirtschaft von größter Bedeutung sind. Außerdem sind die Berater*innen der LWK durch die Neueinrichtung der Fachteams in der Lage, weitere Herausforderungen in der Landwirtschaft, wie zum Beispiel der Fachkräftemangel, Biodiversitätssteigerungen oder auch bei ökonomischen Fragen, den Landwirt*innen unterstützend zur Seite zu stehen.

Durch den Vortrag vom ML-Abteilungsleiter Landwirtschaft, Ernährung und Nachhaltigkeit, Herrn Dr. Cord Stoyke konnten die Berater*innen interessante Einblicke in zukünftige Beratungsfelder bekommen. Dabei rückte vor allem die Schweinehaltung in den Mittelpunkt, da das „Zukunftsprogramm Diversifizierung in Niedersachsen“ mit Förderungen zur Reduktion der Schweinehaltung inklusive des Aufbaus eines neuen Standbeines im Unternehmen vorgestellt wurde.Dabei sollen sowohl landwirtschaftliche als auch gewerbliche Ställe förderfähig sein. Diese müssen allerdings in der Eigen- und Selbstbewirtschaftung sein. Dabei ist aber zu beachten, dass Pachtställe im Zuge dieser Förderung nicht berücksichtigt werden. Bei der Schaffung des neuen Betriebszweiges ist darauf zu achten, dass hierbei eine Verknüpfung mit einer Dienstleistung von statten geht – eine reine Vermietung sei nicht förderfähig. Nachdem Herr Dr. Albert Hortmann-Scholten und Herr Dr. Mathias Schindler Aktuelles aus dem Marktbereich berichteten, teilten sich die Anwesenden in Kleingruppen auf. Sie konnten jeweils an zwei von fünf angebotenen Workshops teilnehmen:

Die Nachhaltigkeitsmanagerin der landwirtschaftlichen Rentenbank, Frau Ines Kefer, berichtete über Sustainable Finance, welches aktuell das Bankgeschäft verändert. Für die Kreditvergabe sind Nachhaltigkeitsleistungen in den Fokus gerückt (grüne Taxonomie), welche durch staatliche und private Akteure am Finanzmarkt berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus regelt diese aber auch eine verpflichtende Berichterstattung zur Nachhaltigkeit für andere Unternehmen. Zwar sind bisher erst größere Unternehmen (Bemessung anhand der Mitarbeiterzahl, Umsatz und Bilanzsumme) betroffen, wie zum Beispiel Molkereien oder Schlachtunternehmen im vor- oder nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft. Jedoch werden indirekte Anforderungen an den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb weitergereicht, da dieser das Ende der Wertschöpfungskette darstellt und somit die Nachhaltigkeitsziele nicht weiterreichen kann.

Anknüpfend an „Substainable Finance“ konnte Frau Friederike Gerken ihren Workshop zum Thema CO2-Fußabdruck in der Landwirtschaft gestalten. Sie sensibilisierte für den Klimaschutz, denn in der Beratung können einzelbetriebliche Klimabilanzen für landwirtschaftliche Betriebe erstellt werden. Dieses findet in Kooperation mit den Landkreisen und einzelbetrieblichen Förderungsberatung durch schnelle und unkomplizierte Datenerfassung statt. Somit kann aktiver und nachhaltiger Klimaschutz betrieben werden, bei dem verlässliche Daten gesammelt werden. Nur so kann mit den einzelbetrieblichen Klimabilanzen in die Offensive gegangen werden.

Die Steuerberatungsgesellschaft Blömer und Kollegenvertreten durch die Steuerberater Daniel Blömer und Rainer Kenkel, stellte umfangreiche Neuerungen im Bereich des landwirtschaftlichen Steuerrechts vor. Hier kamen die Themen Holding zur Haftungsbegrenzung, Steuerfreiheit von PV-Anlagen, Freiflächennutzung mit Photovoltaik, Erbrecht – Höfeordnung und das Wachstumschancengesetz zum Tragen.

Herr Andreas Fitschen stellte Neuerungen des GAP-Rechner vor. Mit dem GAP-Rechner können die Anforderungen der neuen GAP zu Fruchtfolge und verpflichtender Stilllegung mit mehr Sicherheit geplant werden. Antragsdaten der Vorjahre können als Dienstleistung für den Landwirt/die Landwirtin eingelesen werden. 

Herr Gerd Hermeling erreichte durch Kalkulationen in Kleingruppen, dass die Teilnehmenden eigenständig Ergebnisse zur Bewertung einer Umstellung zu mehr Tierwohl erstellen konnten. So kam zum Vorschein, dass Anforderungen an neue Tierwohlvorgaben teuer sind, bei gleichzeitiger unzulänglicher Zahlungsbereitschaft des Verbrauchers. Förderungen sind möglich, allerdings fehlt hierbei die Planungssicherheit der Politik, weshalb sich ein Neubau eines Tierwohlstalles langfristig gesehen als durchaus risikoreich herausstellte.

Der Tag endete mit einem motivierenden Impulsvortrag für die anwesenden Berater*innen von Herrn Andreas Freytag.


Autorinnen: Inken Rörup und Sophie Altevogt, Landwirtschaftsreferendar*innen im Fachschwerpunkt Betriebswirtschaft