
Dr. Gerlinde Michaelis
Leiterin Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn
04403 9796-50
Ausgangslage
Torf ist ein fossiler Rohstoff und damit eine endliche Ressource. Bei seinem Abbau werden zudem klimaschädliche Gase freigesetzt. Zu den von der Bundesregierung im Klimaschutzplan 2050 festgehaltenen Zielen und Maßnahmen gehört eine deutliche Reduktion des Torfanteils in gärtnerischen Erden. Der Verzicht auf Torf als bisher wichtigster Bestandteil von Profi-Substraten und die Umstellung auf alternative Substratausgangsstoffe stellt für die Produktion von Gehölzen in Töpfen (Containerkulturen) eine große Herausforderung dar. Tatsächlich finden neben Torf aber schon lange auch andere organische und mineralische Ausgangsstoffe Anwendung im Gartenbau.
Zielsetzung
Das geplante Modell- und Demonstrationsvorhaben soll aufzeigen, dass auch mit stark torfreduzierten Substraten qualitativ hochwertige Gehölze in Containern produziert werden können. Dementsprechend soll es dazu dienen, Barrieren bei den Praxisbetrieben abzubauen, die schrittweise Implementierung von torfreduzierten Substraten in die Praxis zu unterstützen und damit die Akzeptanz in der Baumschulbranche für alternative Kultursubstrate bundesweit zu verbessern. Dazu sollen in zwei Modellregionen, den Baumschulanbauzentren Ammerland und Pinneberg, Praxisbetriebe eingebunden werden, die den Torfanteil bei der Produktion ausgewählter Kulturen auf maximal 50 % reduzieren.
Projektdurchführung
Im Ammerland und im Pinneberger Baumschulgebiet werden jeweils fünf Baumschulen über einen Zeitraum von vier Jahren (2020 – 2024) den Torfanteil bei ausgewählten Kulturen schrittweise auf max. 50 % reduzieren. Sie werden dabei sehr eng von den Projektmitarbeitern in den beiden Regionen betreut und unterstützt. Zu Beginn des Vorhabens werden die Betriebe hinsichtlich torfreduzierter Substrate und einer angepassten Kulturführung geschult. Für jeden einzelnen Betrieb werden dann in Zusammenarbeit mit dessen Substratlieferanten und Beratern individuelle Strategien für den Torfersatz erarbeitet, die im Laufe der vierjährigen Projektlaufzeit mit Hilfe der gewonnenen Erfahrungen angepasst werden.
Die ToSBa Regionalkoordinatoren und -koordinatorinnen besuchen die Baumschulen regelmäßig, nehmen Substratproben und bewerten das Pflanzenwachstum. Außerdem leiten sie bei auftretenden Problemen rasch die nötigen Kulturmaßnahmen ein.
Ein wesentlicher Bestandteil des Vorhabens ist außerdem ein intensiver Wissenstransfer, um auch andere Baumschulen deutschlandweit über die Erkenntnisse aus dem Vorhaben zu informieren und die Akzeptanz torfreduzierter Baumschulsubstrate zu erhöhen. Dazu sollen die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Vorhaben regelmäßig auf Feldtagen und einschlägigen Branchentreffen präsentiert und diskutiert werden. Durch Videoberichte aus den Demonstrationsbetrieben können die wichtigsten Projektergebnisse immer zeitnah einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Interessierte Baumschulen sind darüber hinaus stets eingeladen, den teilnehmenden Betrieben einmal über die Schultern zu schauen.
Leiterin Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn
04403 9796-50
Regionalkoordinatorin Projekt ToSBa
04403 9796-47
0174 3009 294
Gartenbau: Fragestunde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen lotet Möglichkeiten und Grenzen bei Torfersatzstoffen aus
Torfersatzstoffe seit vielen Jahren Thema der LWK-Projektarbeit
Welche Erfahrungen und Fortschritte es bei der Reduktion des Torfeinsatzes bereits gibt, welche Möglichkeiten und Grenzen die torfreduzierten Substrate haben und welche Fragstellungen bei Qualität, Produktion, Logistik und Handel in den kommenden Jahren zu klären sind, erörterte die Expertenrunde bei der Online-Fragestunde „Gartenbau ohne Torf – wie geht das?“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Oldenburg. Die LWK befasst sich bei ihrer Projektarbeit seit vielen Jahren mit Torfersatzstoffen wie zum Beispiel Holzfaserprodukten, Kokosmark, Kompost, Moosen, Perliten, Blähton und Gärresten aus Biogasanlagen.
Im Studio des Lokalsenders O1 diskutierten Michael Bank (Landgard eG), Professor Bernhard Beßler (Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Gartenbau), Baumschulunternehmer Hajo Hinrichs, Dr. Sebastian Kipp vom Substrathersteller Klasmann-Deilmann, Zierpflanzenproduzent Dirk Klefer und Moderatorin Dr. Gerlinde Michaelis, bei der LWK Leiterin der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn-Rostrup. Die Fragestunde ist als Aufzeichnung auf der LWK-Website oder bei YouTube zu sehen.
Gute Erfahrungen mit Substraten mit bis zu 50 Volumen-Prozent Torfersatz
Die Diskussionsteilnehmer berichteten über gute Erfahrungen mit Substraten mit bis zu etwa 50 Volumen-Prozent (Vol-%) Torfersatz in ihren Betrieben, bei ihren Kunden sowie in Versuchen. Darüber hinaus komme es vermehrt zu Schwierigkeiten bei der Kulturführung, und das Kulturrisiko steige deutlich an. Daher hielten die Teilnehmer eine gänzlich torffreie Produktion noch nicht für flächendeckend umsetzbar.
Stabile Lieferketten nötig
Alle Gäste der Diskussionsrunde waren sich einig, dass eine hohe Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Rohstoffen essentiell ist, um die ambitionierten Ziele der Torfminderung tatsächlich erreichen zu können. Hier seien zum einen die Substratunternehmen gefragt, stabile Lieferketten aufzubauen und auch neue Torfersatzstoffe zu finden, aber auch die Politik, um den Abbau bürokratischer Hürden, etwa bei Genehmigungsverfahren für Kompostieranlagen, voranzutreiben.
Das Substrat der Zukunft werde wahrscheinlich sehr viel kleinteiliger zusammengesetzt sein als wir es heute kennen, vielleicht aus mehr als zehn verschiedenen Rohstoffen, und viel mehr nach spezifischen Eigenschaften deklariert werden als nach genauer Rohstoffzusammensetzung. So könnten die Substratunternehmen bei Lieferengpässen eines oder mehrerer Rohstoffe flexibel reagieren und die Rezeptur anpassen ohne die gewünschten Eigenschaften des Endproduktes merkbar zu verändern. Diese ganz neue Art der Substratproduktion bedeute aber einen enormen Aufwand für die Unternehmen und sei auch nicht von heute auf morgen zu realisieren.
Torfreduzierte und torffreie Substrate zum Teil erheblich teurer als Torfsubstrate
Weiterhin diskutierten Teilnehmer und Moderatorin die wirtschaftlichen Auswirkungen des Torfersatzes und die Möglichkeiten, die gestiegenen Kosten an den Handel und die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben. Torfreduzierte und torffreie Substrate seien zum Teil erheblich teurer als Torfsubstrate, doch diese gestiegenen Kosten ließen sich nur minimal im Verlauf der Handelskette weitergeben.
Dies gelte vor allem für die Waren aus den unteren Preissegmenten, die zum Beispiel in den Lebensmitteleinzelhandel gingen. Die Handelsunternehmen sähen sich zudem mit der Problematik konfrontiert, die Qualität der Pflanzen auf dem zum Teil mehrere Tage andauernden Handelsweg zu gewährleisten, da torffreie Substrate in der Regel deutlich schneller trockenfallen als torfbasierte. Es fehle schlicht an aussagekräftigen Erhebungen zur Haltbarkeit von torffrei produzierten Pflanzen.
Torffreie Pflanzen haben veränderte Pflegebedürfnisse
Das gleiche Probleme komme auch auf die Endkundinnen und -kunden zu, die nun mit den veränderten Pflegebedürfnissen torffreier Pflanzen zurechtkommen müssten. Bei Verwendung torffreier Blumenerde verschärfe sich die Situation noch einmal. Hier sei es nun enorm wichtig, eine passende Kundenkommunikation zu entwickeln und die Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem Weg zur Torffreiheit mit und an die Hand zu nehmen, damit sie am Ende nicht die Lust an den gartenbaulichen Produkten verlieren.
Am Ende blickten alle Studiogäste recht zuversichtlich in die Zukunft. Sie wünschten sich allerdings einen angemessenen Zeitrahmen, verlässliche und langfristige Aussagen und ein gemeinsames Vorgehen auf Augenhöhe für die Umsetzung der Ziele zur Torfreduzierung. Die Gärtnerinnen und Gärtner, so waren sich alle einig, hätten sich schon so manches Mal umstellen oder gar neu erfinden müssen und bisher alle Krisen meistern können.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen
Die Gartenbaubranche steht vor der großen Herausforderung, in den nächsten Jahren einen großen Anteil des Torfs in den Substraten für die Pflanzenproduktion durch alternative Rohstoffe ersetzen zu müssen. Die Bundesregierung hat im Klimaschutzplan eine Reduktion von Torf verankert. So sollen Hobbysubstrate bis 2026 in Deutschland nur noch torffrei erhältlich sein, und im Erwerbsgartenbau ist von einer weitgehenden Torfreduktion bis 2030 die Rede.
Wie der Ausstieg aus der Torfverwendung gelingen kann und vor welchen Herausforderungen die Gartenbaubranche jetzt steht, darüber haben Fachleute aus der Pflanzenproduktion, dem Pflanzenhandel, der Substratindustrie und der Forschung und Beratung in einer Fragestunde der Landwirtschaftskammer Niedersachen am Donnerstag, 19. Januar 2023, im YouTube-Livestream diskutiert.
Sehen Sie hier eine Aufzeichnung der virtuellen Fragestunde vom 19. Januar 2023
Gäste im Studio waren:
Michael Bank
Bereichsleiter im Retail Blumen und Pflanzen bei der Landgard eG. Nach seiner Ausbildung zum Zierpflanzengärtner hat er viele Jahre in der Schnittblumen- und Topfpflanzenproduktion im In- und Ausland gearbeitet.
Prof. Dr. Bernhard Beßler
Bei der LWK Leiter des Geschäftsbereichs Gartenbau. Als Vorsitzender des Fachausschusses Gartenbau im Verband der Landwirtschaftskammern vertritt er die Interessen aller Lehr- und Versuchsanstalten und Fachschulen für Gartenbau in Deutschland. Er ist Sprecher des niedersächsischen Torfersatzforums und Leiter des Projekts TerZ. Dipl.-Ing.
Gartenbau Hajo Hinrichs
Baumschulunternehmer aus Edewecht (Kreis Ammerland). Seit kurzem ist er Präsident des Bundes deutscher Baumschulen sowie im Vorstand der LWK.
Dr. Sebastian Kipp
Leitet im Unternehmen Klasmann-Deilmann GmbH die gruppenweite Entwicklung neuer Substrate unter Verwendung von Torf und in zunehmenden Mengen verschiedener Torfersatzstoffe.
Dirk Klefer
Inhaber der Gärtnerei Klefer, einem Zierpflanzenproduktions- und Endverkaufsbetrieb in Augustfehn. Der Familienbetrieb nimmt seit 2019 am Projekt TerZ teil und produziert inzwischen alle Kulturen in einem Substrat mit einem Torfanteil von 40 Vol.-%. Klefer ist Vizepräsident des Wirtschaftsverbands Gartenbau in Norddeutschland e.V.
Dr. Gerlinde Michaelis (Moderation)
Litet seit 2006 die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn-Rostrup (LVG) im LWK-Geschäftsbereich Gartenbau. Die Gartenbauwissenschaftlerin ist gelernte Baumschul-Gärtnerin, sie studierte und promovierte an der Universität Hannover.
Die Baumschule Hülsmann produziert auf über 20 ha in Edewecht eine Vielzahl von Kulturen, darunter Heckenpflanzen, Sträucher, Blütensträucher und Gräser im Container. Auf Anhängern sitzend wurden die Teilnehmenden durch den Betrieb gefahren, dabei gaben Gerd und Sohn John Hülsmann Einblicke in ihre Produktion.
Das neue Standardsubstrat der Baumschule Hülsmann besteht seit diesem Jahr aus 70% Torf und 30% Holzfaser funktioniert in allen Kulturen gut. „Wir müssen teilweise in speziellen Kulturen etwas häufiger bewässern und etwas früher nachdüngen. Die Sackung im Topf ist etwas größer als im ehemaligen Torf-Substrat. Ansonsten mussten wir keine Änderungen vornehmen und sind zufrieden. Mehr als 30% Holzfaser würden wir aber aufgrund der vermehrten Bewässerung und Düngung sowie der Topfmaschinengängigkeit nicht ins Substrat einmischen wollen.“, so John Hülsmann. Neben diesem Substrat testet die Baumschule auch ein Substrat mit nur noch 50% Torf, ergänzt durch Perlite und Kokosmark in einigen Blütensträuchern und ein Substrat mit Torf (50 %), Holzfaser, Rindenhumus und Substratkompost in Gräsern. Alle Kulturen sind bisher gut gewachsen und verkaufsfähig.
Im Anschluss fuhren alle Teilnehmenden von Edewecht weiter in die Gemeinde Apen zum Jungpflanzenbetrieb Jens Meyer. Hier werden hochwertigen Koniferen-Veredelungen und Jungpflanzen wie Blütensträuchern, Heidelbeeren, Moorbeetkulturen etc. produziert. Jens Meyer setzt bereits seit vielen Jahren auch stärker torfreduzierte Substarte ein, sodass alle unterschiedlichsten Kulturen im Betrieb in verschieden Substraten mit max. 50 % Torf kultiviert werden – und das ohne größere Probleme. „Ich musste in diesem Jahr deutlich häufiger flüssig nachdüngen. Die Substratpreise sind sehr hoch. Auf kostspielige Substratausgangsstoffe wie Kokosmark kann man im Jungpflanzenbereich und bei stark torfreduzierten Substraten nicht verzichten. Vor allem in Baumschulen mit Großcontainern werden die erhöhten Kosten zu Buche schlagen.“, so Jens Meyer.
Der Abschluss der Veranstaltung mit gemeinsamen Grillabend fand im Dorfgemeinschaftshaus in Tange statt und ließ weitere direkte Fragen an das ToSBa-Team zu. „Wir möchten uns nochmal ganz herzlich bei den teilnehmenden ToSBa-Baumschulen für die sehr gute Zusammenarbeit bedanken. Dass die Veranstaltung auf solches Interesse gestoßen ist, ist sehr schön und ein tolles Zeichen. Ein Dank gilt natürlich auch besonders den Familien Hülsmann und Meyer für die Gastfreundschaft und die Offenheit.“, so Regionalkoordinatorin Pia Bunger.
Im Rahmen des „Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung torfreduzierter Substrate in Baumschulen“, kurz ToSBa, sind interessierte Fachbesucher herzlich eingeladen, sich die Erfolge der torfreduzierten Containerkultur einmal hautnah in zwei der fünf Demonstrationsbetriebe im Ammerland anzuschauen.
Seit zwei Jahren stellen sich jeweils fünf Baumschulen im Ammerland und in Pinneberg der Herausforderung bis zum Projektende 2024 nur noch 50% Torf in ihren Substraten zu verwenden. Die Saison 2021 ist bereits geschafft und auch die Saison 2022 zeigt bereits erste Erkenntnisse, die bei der Betriebsbesichtigung vorgestellt und diskutiert werden sollen. Es sollen Einblicke, Tipps und Herausforderungen zum erfolgreichen Umgang mit torfreduzierten Substraten weitergegeben werden.
Start ist um 14:30 Uhr in der Baumschule Hülsmann (Hogenset 17B, 26188 Edewecht)
Baumschule Hülsmann ist einer der fünf ToSBa-Betriebe im Ammerland. Die Baumschule setzt nun im zweiten Jahr torfreduzierte Substrate innerhalb des Projektes ToSBa ein. In diesem Jahr sind unterschiedliche torfreduzierte (bis zu 50% reduziert) Substrate in Kulturen wie Kirschlorbeer, Cornus, Liguster und bei Gräsern auf dem Prüfstand.
Im Anschluss (ca. 16.30 Uhr) geht es dann im Jungpflanzenbetrieb Jens Meyer (Lüttje England 19, 26689 Apen) weiter.
Der Betrieb von Jens Meyer nimmt auch seit zwei Jahren am Projekt ToSBa teil und nutzt inzwischen nur noch Substrate mit lediglich 50% Torf. Jens Meyer setzt seit diesem Jahr auch Tensiometer im Betrieb ein, um die Bewässerung optimal an die torfreduzierten Substrate anzupassen.
Danach ist Zeit, um sich bei einem Snack & kühlen Getränken weiter auszutauschen und zu vernetzen.
Informationen zum Projekt ToSBa finden Sie hier.
Projektförderer ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Um eine Anmeldung wird gebeten:
Gerne an Pia Bunger (Regionalkoordinatorin Ammerland)
pia.bunger@lwk-niedersachsen.de oder 01743009294
Können in Baumschulen auch in torfreduzierten Substraten gute Pflanzenqualitäten erzeugt werden? Die Ergebnisse aus dem ersten Kulturjahr im Projekt ToSBa stimmen positiv - in allen 5 Demobetrieben im Ammerland haben sich die torfreduzierten Substrate bewährt.
Fünf Baumschulen im Ammerland stellen sich seit Beginn 2021 der Herausforderung, unter Begleitung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen den Torfeinsatz in ausgewählten Kulturen deutlich zu reduzieren und damit der gesamten Branche zu demonstrieren, wie die Umstellung auf alternative Substrate funktionieren kann. In den Betrieben wurden individuelle Substratmischungen mit bis zu 50 % alternativen Substratausgangsstoffen im Praxiseinsatz getestet.
Gutes Pflanzenwachstum - zufriedene Betriebsleiter
Trotz ganz unterschiedlicher Kulturen, Herangehensweisen und Vorerfahrung in den Baumschulen ist das Zwischenfazit für die Saison 2021 durch alle Betriebe hinweg das selbe - es funktioniert! Es gab keine größeren Probleme bei der Kultur und durch die regelmäßigen Betriebsbesuche der ToSBa-Mitarbeiterinnen konnten zeitnah Kulturempfehlungen, zum Beispiel zur Nachdüngung, gegeben werden.
Auf Grund der nassen Witterung in diesem Jahr zeigten sich zum Teil sogar Kulturvorteile durch eine verbesserte Drainagewirkung im torfreduzierten Substrat (z.B. durch die Beimischung von Holzfaser).
Neues Jahr - neues Wetter
Für die nächste Kulturperiode 2022 werden die Substratmischungen und die Kulturführung weiter optimiert. Auch der Anteil alternativer Ausgangstoffe in den Substraten und die Anzahl der zu testenden Kulturen soll weiter erhöht werden. Die Betriebe sind nach den guten Erfahrungen in diesem Jahr weiter hoch motiviert. Da die Gehölze auf den Containerkulturflächen aber größtenteils der Witterung ausgesetzt sind, müssen sich die stärker torfreduzierten Substrate auch unter unterschiedlichen Wetterbedingungen bewähren.
Die Demonstrationsbetriebe, die durch das Modell- und Demonstrationsvorhaben ToSBa im Ammerland über 4 Jahre hinweg bei der Torfreduktion begleitet werden, stehen jetzt fest - Baumschule Harry Warnken, Baumschule Hinrichs, Baumschule Roßkamp, Baumschule Hülsmann und Jungpflanzen Jens Meyer stellen sich der Herausforderung, in einigen ausgewählten Kulturen Substrate mit einem Torfanteil von nur noch maximal 50 % zu etablieren.
Das Interesse der hiesigen Baumschulen am Thema Torfreduktion ist groß. Etliche Betriebe haben sich auf die Ausschreibung im Bundesanzeiger zu dem vom BMEL geförderten Projekt ToSBa beworben. Aus diesen hat das ToSBa-Team Ammerland fünf Demobetriebe ausgewählt, die in ihrer Gesamtheit einen guten Querschnitt durch die Baumschulbranche im Ammerland darstellen.
Unterschiedliche Erfahrungen mit torfreduzierten Substraten
Die teilnehmenden Baumschulen bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen im Bereich Torfersatz mit. „Das ist super, denn so können wir den gesamten Prozess abbilden, den eine Baumschule bei der Etablierung eines neuen, torfreduzierten Substrates durchläuft“, so Inga Binner, die Gesamtkoordinatorin des Vorhabens. Eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste, schrittweise Reduktion des Torfanteils ist wichtig, um die Anpassungen, die in der Kulturführung und Düngung vorgenommen werden müssen, stets rechtzeitig einzuleiten und zu bewerten. Dabei sollen keine unnötigen Risiken eingegangen werden. Ziel ist es, Containergehölze in hoher Qualität zu kultivieren und auch die Produktionskosten müssen im Blick behalten werden.
In der Baumschule Hülsmann (Edewecht) ist bereits der Startschuss im Projekt ToSBa gefallen. Es wurden schon Teile des Sortimentes, nämlich Heckenpflanzen ab C 7,5 L in das neue torfreduzierte Substrat getopft und die ersten Substratproben wurden analysiert. In der Baumschule Harry Warnken (Edewechterdamm) werden Blütensträuchern in den Containergrößen 3 - 5 Liter in torfreduzierte Substrate getopft. Der Betrieb mischt seine Substrate selber, so auch das neue, torfreduzierte Substrat.
Die Baumschule Hinrichs verfügt über ein sehr breites Sortiment im Containerpflanzenbereich. Für ToSBa sind vor allem die großen Container (> 20 Liter) mit verschiedenen Sträuchern interessant.
Auch die Baumschule Roßkamp mischt ihre Substrate selbst. Im Rahmen von ToSBa sollen hier unter anderem Moorbeetkulturen wie Rhododendron torfreduziert kultiviert werden, was aufgrund des niedrigen pH-Wertes eine besondere Herausforderung sein wird. Weiterhin werden Kulturen mit längeren Standzeiten in torfreduzierten Substraten betrachtet, darunter verschiedene Laub- und Nadelgehölze.
Die Baumschule von Jens Meyer hat ihren Schwerpunkt auf der Jungpflanzenproduktion von Koniferen, Laubgehölzen, Ziergräsern und schwachwachsenden Rhododendron. Die Besonderheit dieses Demonstrationsbetriebes für das Projekt ToSBa ist die Kultivierung von Jungpflanzen in kleinen Trays bis P10.
Auch in der zweiten Modellregion des Projektes, im Pinneberger Baumschulgebiet, wurden fünf Demonstrationsbetriebe ausgewählt, die im Frühjahr 2021 in die erste Kulturperiode mit ToSBa starten: Baumschule Heydorn & Söhne (Klein Nordende), Baumschule Clasen & Co (Rellingen), Kordes Jungpflanzen (Bilsen), Kordes Rosen (Sparrieshoop) und Heinz Clasen Containerbaumschulen (Tangstedt).
Regelmäßige Betriebsbesuche
In allen Betrieben werden nach Möglichkeit das alte und das neue Substrat in den jeweiligen Kulturen parallel verwendet, um Unterschiede im Pflanzenwachstum und bei der Kulturführung besser erfassen zu können. Die ToSBa Regionalkoordinatoren werden die Baumschulen regelmäßig besuchen, Substratproben nehmen und die Pflanzen begutachten. „So können wir unmittelbar eingreifen, sollten sich Probleme, zum Beispiel mit den Nährstoffgehalten oder dem pH-Wert, ergeben.“
Das gesamte ToSBa-Team freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit den hoch motivierten Baumschulen und wird zeitnah über die ersten Ergebnisse und Erfahrungen berichten!
Das Ziel einer deutlichen Torfreduktion in gartenbaulichen Kultursubstraten ist nur durch die Nutzung alternativer Substratrohstoffe möglich. Doch welche Stoffe stehen den Gärtnern zur Verfügung? Was sind ihre Vor- und Nachteile? ToSBa gibt Ihnen einen kurzen Überblick!
Torfreduzierte oder gar torffreie Substrate für den Gartenbau - davon hört man in letzter Zeit an vielen Stellen. Nicht nur Blumenerden für den Hobbygärtner sind mittlerweile torfreduziert oder gar torffrei, auch bei Substraten für den Profigartenbau spielen alternative Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle.
ToSBa stellt Ihnen in einem kurzen Video die gängisten Alternativen und Ergänzungen zu Torf vor und erläutert die Vor- und Nachteile sowie die Einsatzmöglichkeiten.
Hier das Video über die verschiedenen Substratrohstoffe:
Das Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung torfreduzierter Substrate in Baumschulen ("ToSBa") sucht bis zum 05.02.2021 motivierte Baumschulen, die als Demonstrationsbetriebe in der Teilregion Ammerland an dem Vorhaben teilnehmen wollen.
Ja? Dann sind Sie bei uns genau richtig!
Im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens „ToSBa" soll gezeigt werden, dass ein großer Teil der in Deutschland konventionell produzierten Gehölze im Container auch in stark torfreduzierten Substraten unter Praxisbedingungen ohne Qualitätseinbußen kultiviert werden kann.
Baumschulen aus der Region Ammerland, die sich als Demonstrationsbetriebe an dem Vorhaben beteiligen möchten, können sich jetzt melden. Es werden bis zu fünf Produktions- oder produzierende Endverkaufsbetriebe im Vollerwerb gesucht, die in ihrer Gesamtheit die Baumschulbranche in Deutschland abbilden. Die Anforderungen an die Betriebe werden im Bundesanzeiger veröffentlicht und sind bei der regionalen Koordinatorin Pia Bunger (Daten siehe unten) abrufbar. Sie steht auch bei der Bewerbung hilfreich zur Seite.
Die Bewerbung muss über eine formlose Interessenbekundung mit kurzer Betriebsbeschreibung (Betriebsspiegel, Kulturen, Produktionsumfang, Absatzwege) an die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bis zum 05.02.2021 erfolgen.
Hier kommen Sie direkt zum Bundesanzeiger:
Bekanntmachung: BAnz AT 14.01.2021 B7
Weitere Informationen zum genauen Ablauf von ToSBa gibt es hier:
Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrer Bewerbung! Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens "Praxiseinführung von torfreduzierten Substraten in Baumschulen" - kurz ToSBa - werden Baumschulen bei der Torfreduzierung unterstüzt. In den beiden Modellregionen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind dazu insgesamt 3 Regionalkoordinatoren in den Betrieben im Einsatz. Die Gesamtkoordination erfolgt durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Lernen Sie hier unser Team kennen:
Das Modell- und Demonstrationsvorhaben "Praxiseinführung von torfreduzierten Substraten in Baumschulen" (ToSBa) stellt sich der Frage: "Wie können unter Praxisbedingungen hochwertige Containergehölze auch in stark torfreduzierten Substraten erzeugt werden?" Die Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Schleswig-Holstein unterstützen dazu 10 Modellbetriebe über drei Vegetationsperioden bei der Umstellung ihrer Substrate.
Reduktion des Torfanteils in gärtnerischen Erden – ein Muss
Torf ist eine endliche Ressource und bei seinem Abbau werden klimaschädliche Gase freigesetzt. Zu den von der Bundesregierung im Klimaschutzplan 2050 festgehaltenen Zielen und Maßnahmen gehört daher eine deutliche Reduktion des Torfanteils in gärtnerischen Erden. Auch die Baumschulbranche stellt das vor große Herausforderungen, da Torf als Kultursubstrat nahezu ideale Eigenschaften aufweist und die Kulturführung durch langjährige Erfahrung daran angepasst ist. Tatsächlich finden neben Torf aber schon lange auch andere organische und mineralische Ausgangsstoffe Anwendung im Gartenbau. Rohstoffe wie Rindenhumus, Holzfasern, Komposte oder auch Kokos-Abfallprodukte haben bereits Einzug in die Praxis gehalten und sich mit Anteilen bis zu 20-30 % im Substrat bewährt. Begrenzend auf höhere Anteile wirken sich zum Teil die Verfügbarkeit, die Qualität (inkl. aller physikalischen und chemischen Eigenschaften), der Preis und letztlich auch das steigende Kulturrisiko aus.
Doch die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den bisher durchgeführten umfangreichen Versuchen zum Torfersatz konnten zeigen, dass eine noch stärkere Torfreduzierung für eine Mehrzahl der Baumschulkulturen durchaus möglich ist.
Das Modell- und Demonstrationsvorhaben ToSBa soll nun die Praxistauglichkeit stark torfreduzierter Substrate unter Beweis stellen. Das erklärte Ziel: mindestens 50 % Torfersatz am Ende der Projektlaufzeit - gerne mehr! Hierzu werden in zwei für die Baumschulbranche Deutschlands bedeutenden Anbauregionen – das Ammerland (NI) und Pinneberg (SH) – insgesamt 10 Modellbetriebe einbezogen. Die Betriebe sollen einen guten Querschnitt durch die national vertretenen Kulturen und Betriebsstrukturen bilden. In den beiden Modellregionen werden Regionalkoordinatoren eingesetzt, die die Betriebe intensiv beraten und die Substratumstellung engmaschig begleiten. Für das Ammerland sind Inga Binner und Pia Bunger von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in den Betrieben im Einsatz und im Kreis Pinneberg stehen Hendrik Averdieck und Thorsten Ufer der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bei allen Fragen und Problemen unterstützend zur Seite. Die Gesamtkoordination des Vorhabens übernimmt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn-Rostrup. Zu Beginn werden die Betriebe hinsichtlich torfreduzierter Substrate und einer angepassten Kulturführung geschult. Für jeden einzelnen Betrieb werden dann in Zusammenarbeit mit dessen Substratlieferanten und Beratern individuelle Strategien für den Torfersatz erarbeitet, die im Laufe der vierjährigen Projektlaufzeit mit Hilfe der gewonnenen Erfahrungen angepasst werden.
Erkenntnisse gehen gleich in die Praxis über
Die im Vorhaben gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen werden immer zeitnah in der Fachpresse, auf Vorträgen und Feldtagen veröffentlicht und diskutiert. Interessierte Gärtner sind außerdem stets eingeladen, den teilnehmenden Betrieben einmal über die Schultern zu schauen. So sollen anderen Baumschulen deutschlandweit die Berührungsängste mit torfreduzierten Substraten genommen werden.
"Wir freuen uns sehr über das große Interesse der hiesigen Baumschulen am Thema Torfersatz und die schnelle Bereitschaft der Betriebe, bei diesem Modell- und Demonstrationsvorhaben mitzuwirken. Die nächsten 4 Jahre werden eine spannende und erkenntnisreiche Zeit werden und sicherlich einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Baumschulen deutschlandweit den Übergang von reinen Torfsubstraten zu stark torfreduzierten Substraten zu erleichtern."
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).