Gülleanfall bei unterschiedlicher Proteinversorgung der Mastschweine
Die Eiweißversorgung der Mastschweine wirkt sich auch auf die Höhe des Gülleanfalls aus. Wenn die Schweine weniger überschüssiges Rohprotein über die Leber entgiften müssen, entlasten sie den Stoffwechsel und nehmen weniger Wasser auf. Eine Reduzierung des Eiweißgehaltes um 1 Prozentpunkt soll die Güllemenge um 5 % senken. Diese Zahlen werden immer wieder angeführt, wenn es um die Möglichkeiten geht, den Gülleanfall zu vermindern. Doch lässt sich diese Reduzierung im Stall nachweisen? Die LWK Niedersachsen prüfte diese These in einem Mastversuch.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 120 Ferkel (Topigs PI x Topigs TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf drei Futtergruppen mit unterschiedlicher Rohproteinversorgung verteilt. Pro Abteil wurden in vier Buchten je zehn Tiere auf Vollspaltenboden gehalten. In jeder Bucht ist eine Futterstation (Fa. Insentec) mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Die Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgte ad libitum. Die Gruppe 1 (einphasige Fütterung) wurde durchgehend mit dem Anfangsmastfutter RAM 2.1 mit 17 % Rohprotein gefüttert. Die Gruppe 2 erhielt das zweiphasige RAM-Futter mit Wechsel bei 70 kg LG, während die Gruppe 3 zunächst wie Gruppe 2 gefüttert wurde, aber ab 90 kg LG ein sehr stark eiweißreduziertes Endmastfutter mit 12 % Rohprotein erhielt.
Tabelle 1: Drei Futtergruppen im Überblick
Gruppe 1 |
Gruppe 2 |
Gruppe 3 |
RAM 2.1 |
RAM 2.1 bis 70 kg LG |
RAM 2.1 bis 70 kg LG |
Die drei Mischfutter wurden mit folgenden Nährstoffgehalten konzipiert.
Tabelle 2: Geplante Nährstoffgehalte
|
|
RAM 2.1 |
RAM 2.2 |
RAM 2.2a |
Rohprotein |
% |
17,0 |
14,0 |
12,0 |
Die geplanten Rohproteingehalte wurden durch die Analysen bestätigt.
Tabelle 3: Futteranalysen
|
|
RAM 2.1 |
RAM 2.2 |
RAM 2.2a |
Rohprotein |
% |
16,8 |
14,0 |
11,9 |
Gleiche Mastleistungen
Die Schweine erzielten mittlere Tageszunahmen von 971 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,51 kg. Die Gruppe 1 (einphasige Fütterung) erzielte 967 g, die Gruppe 2 (zweiphasige Fütterung) 963 und die Gruppe 3 (dreiphasige Fütterung, 12 % RP ab 90 kg) 982 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,47, 2,54 bzw. 2,52 kg.
Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
|
|
Gruppe 1 |
Gruppe 2 |
Gruppe 3 |
Anzahl Tiere |
|
40 |
39 |
39 |
Anfangsgewicht |
kg |
27,9 |
27,9 |
28,0 |
Endgewicht |
kg |
123,0 |
122,5 |
122,8 |
Tageszunahmen |
g |
967 |
963 |
982 |
Futteraufwand/kg Zuwachs |
kg |
2,47 |
2,54 |
2,52 |
Futterverbrauch/Tag |
kg |
2,39 |
2,44 |
2,47 |
|
|
|
|
|
Schlachtkörpergewicht |
kg |
97,6a |
96,7ab |
96,2b |
Schlachtausbeute |
% |
79,1 |
79,0 |
78,6 |
Schinken |
kg |
19,6 a |
19,5 ab |
19,2 b |
Lachs |
kg |
7,8 a |
7,7 ab |
7,6 b |
Schulter |
kg |
9,5 a |
9,5 ab |
9,4 b |
Bauch |
kg |
13,2 |
13,3 |
13,5 |
MFA Bauch |
% |
61,0 |
60,5 |
59,7 |
Indexpunkte/kg SG |
|
1,022 |
1,023 |
1,022a |
a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05).
Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Im Mittel wurden 1,022 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt, in diesem Merkmal gab es keine signifikanten Unterschiede. Hingegen wiesen die einphasig gefütterten Tiere signifikant höhere Schlachtkörper-, Schinken-, Lachs- und Schultergewichte auf als die stark proteinreduziert gefütterten Schweine.
Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen bei 60,98 € (Gruppe1), 59,14 € (Gruppe 2) und 58,73 € (Gruppe 3).
Nährstoffausscheidungen
Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:
Gruppe 1 (einphasig): 3,96 kg N und 1,42 kg P2O5
Gruppe 2 (zweiphasig): 3,38 kg N und 1,30 kg P2O5
Gruppe 3 (dreiphasig): 3,03 kg N und 1,22 kg P2O5
Somit schieden die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe 23 % weniger N und 14 % weniger P2O5 als die einphasig gefütterten Schweine aus.
Wie viel Gülle pro Schwein?
Die 60 cm tiefen Güllekanäle werden im Wechselstauverfahren betrieben. Die Güllemengen wurden über Füllstandsmessungen in den Güllekanälen unter den Gruppenbuchten erfasst. Die Pegelanstiege wurden hierbei mit einem Zollstock gemessen. Jede Bucht ist mit zwei Tränkenippeln (Einbauhöhen 40 und 60 cm) ausgestattet. Die Durchflussrate betrug 0,8 Liter pro Minute. Die Tränk- und Reinigungswassermengen wurden über Ringkolben-Wasserzähler gemessen. Reinigungswasser wird in geringem Umfang für die Zwischenreinigung der Stallgänge und zum größten Teil zur gründlichen Reinigung der Abteile nach dem Ausstallen der Tiere verwendet. Eine Einweichanlage ist nicht vorhanden.
Tabelle 5: Gülleanfall bei unterschiedlicher Proteinversorgung
Fütterungsgruppe |
Güllemenge m3/Tier |
Tränkwasser- |
Reinigungswasser- |
einphasig (17 % RP) |
0,503 |
0,734 |
0,105 |
zweiphasig (17 und 14 % RP) |
0,485 |
0,712 |
0,094 |
dreiphasig (12 % RP ab 90 kg LG) |
0,412 |
0,648 |
0,082 |
Wird der Proteingehalt ab 70 kg LG von 17 auf 14 % reduziert, sinkt die Güllemenge je Schwein um 3,5 % gegenüber der durchgehend mit 17 % Rohprotein versorgten Gruppe. Die Tiere nehmen 3 % weniger Wasser auf. Im Mittel der gesamten Mast betrug der Rohproteingehalt der zweiphasig gefütterten Gruppe 15,1 %. Daraus resultiert, dass eine Absenkung des Eiweißgehaltes um knapp 2 Prozentpunkte lediglich eine Reduzierung der Güllemenge um 3,5 % bewirkt.
Der Vergleich der einphasig gefütterten mit der dreiphasig gefütterten Gruppe, die ab 90 kg LG mit 12 % Rohprotein versorgt wurde, ergibt folgendes:
Die stark eiweißreduzierte Gruppe produziert 18 % weniger Gülle und verbraucht 12 % weniger Tränkwasser. Der durchschnittliche Rohproteingehalt lag bei 14,3 %. Eine Absenkung des Futterproteingehaltes um 2,7 Prozentpunkte führt demnach zu einem geringeren Gülleanfall von 18 %, das entspricht einer Abnahme von 6,6 % je Prozentpunkt Rohprotein. Diese Werte passen nicht zu den oben genannten, wenn Linearität unterstellt wird. Deshalb sind diese ersten Ergebnisse aufgrund der begrenzten Datenbasis lediglich als erste Hinweise zu sehen und müssen durch weitergehende Untersuchungen gefestigt werden.
Fazit
In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Güllemengen bei unterschiedlicher Eiweißversorgung der Mastschweine anfallen. Eine einphasige Fütterung mit 17 % Rohprotein, eine zweiphasige RAM-Fütterung mit 17 % RP in der Anfangsmast und 14 % RP ab 70 kg sowie eine dreiphasige RAM-Fütterung mit 12 % RP ab 90 kg wurden miteinander verglichen. Die Mastleistungen waren gleich. Während die einphasig gefütterten Tiere signifikant höhere Schlachtkörper-, Schinken-, Lachs- und Schultergewichte als die stark proteinreduziert gefütterten Schweine aufwiesen, waren die Indexpunkte/kg Schlachtkörpergewicht mit 1,022 gleich. Die einphasige Mast verursachte um 2,25 € höhere Futterkosten je 100 kg Zuwachs, der N-Anfall stieg um 31 % gegenüber der stark proteinreduzierten Gruppe. Die deutliche Eiweißabsenkung führte zu 18 % weniger Güllemenge (0,412 statt 0,503 m3/Tier) und 12 % weniger Tränkwasserverbrauch. Rechnerisch ergibt sich daraus eine Reduzierung der Güllemenge um ca. 6,6 % bei Abnahme des Rohproteingehaltes um 1 Prozentpunkt. Diese Zahlen basieren auf einer begrenzten Datengrundlage von 40 Tieren je Gruppe und sind deshalb als erste Orientierung zu sehen. Zu dieser Thematik sind weitere Untersuchungen notwendig.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.

Wolfgang Vogt
Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein
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