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Getreide-GPS bringt Struktur in die Ration

Webcode: 01041883
Stand: 13.06.2023

Ob wir wieder mit einem Dürrejahr rechnen müssen, vermag derzeit noch keiner einzuschätzen. Wer seine Grobfutterreserven auffüllen möchte, sollte die Silierung von Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) in Betracht ziehen. Damit kann er einem möglichen Engpass von strukturwirksamem Grobfutter zuvorkommen.  Bei der GPS-Ernte sind einige Grundsätze zu beachten.

Getreide-Ganzpflanzensilage ist ein eiweißarmer, leicht silierbarer Mix aus stärkereichen Körnern und Stroh bzw. grünen Pflanzenteilen. Das Grobfutter bringt Struktur in die Ration. Vorteilhaft sind die Auflockerung enger Maisfruchtfolgen und die höhere Ertragssicherheit auf Maisgrenzstandorten. Zu beachten ist das enge Erntezeitfenster, da bei trockenen Bedingungen die Abreife schnell voranschreitet. Deshalb müssen Erntetermin, Erntetechnik und Silierung gut geplant und organisiert werden.

Energiegehalt wird unterschätzt

Die Silage weist eine mittlere Verdaulichkeit (Weizen>Triticale>Roggen) auf, die geringe Stärkebeständigkeit von 10 % liegt auf dem Niveau von Maissilage. Laut DLG-Tabelle (1997) hat Weizen-GPS mit einem Körneranteil von ca. 50 % einen mittleren Energiegehalt von knapp 5,5 MJ NEL bzw. 9,3 MJ ME /kg Trockenmasse. In Riswicker Verdauungsversuchen ergaben sich höhere Verdaulichkeiten gegenüber den DLG-Werten. Der Energiegehalt wurde durch die alte Schätzgleichung bei allen GPS-Arten unterschätzt, beim Weizen um rund 0,7 MJ NEL/kg TM. Eine neue Energieschätzgleichung ist dringend erforderlich.

Wenn GPS den Ansprüchen von Hochleistungstieren genügen soll, sind hohe Kornerträge bzw. niedrige Strohanteile notwendig. Durch längere Stoppeln lassen sich die Energiedichte und der TS-Gehalt erhöhen. Eine Stoppellänge von 30 cm gegenüber 10 cm führte bei Roggen- und Triticale-GPS zu einem 4 bis 6 %-Punkte höheren TS-Gehalt, der TM-Ertrag/ha sank bei Roggen-GPS um rund 17 % und bei Triticale-GPS um rund 8 %. Als Faustzahl gelten etwa 0,1 MJ NEL/kg TM je 10 cm längerer Stoppel, aber auch höhere Energiekonzentrationen von bis zu 0,3 MJ NEL/kg TM werden in der Literatur angegeben.

In der Teigreife ernten

Nennenswerte Stärkeeinlagerungen in die Getreidekörner finden allgemein erst zu Beginn der Milchreife statt. Der optimale Erntezeitpunkt ist ein Kompromiss zwischen möglichst hohen TM-Erträgen und nicht zu hohen TM-Gehalten und liegt im Stadium der Teigreife. In dieser Phase sind Verdaulichkeit und Energiegehalt am höchsten. Angestrebt werden 35 bis max. 45 % TM, bei Roggen-GPS eher 35 %. Die dann noch ausreichend vorhandenen leicht löslichen Kohlenhydrate ermöglichen eine gute Vergärung. In diesem Stadium sind die Halmknoten noch grün, und das Stroh beginnt sich gelb zu färben. Das Korn lässt sich mit dem Fingernagel eindrücken, spritzt aber nicht mehr. Gemäht wird also etwa zwei bis drei Wochen vor dem üblichen Dreschtermin. Bei einem späteren Schnitt sinken die Erträge; außerdem lässt sich die GPS schlechter verdichten, so dass das Risiko der Nacherwärmung steigt. Die Wartezeiten nach Pflanzenschutzmaßnahmen sind einzuhalten.

Ernte mit Häcksler oder Ballenpresse

Mit einem Häcksler wird das Getreide so exakt geerntet, dass ein Aufspleißen der Halme und Knoten gewährleistet ist. Werden nicht alle Körner angeschlagen, passieren heile Körner den Verdauungstrakt und werden unverdaut mit dem Kot ausgeschieden. Dies verursacht erhebliche Körner- und somit Energieverluste. Ein Zerkleinern mittels Cracker ist also vorteilhaft. Die Häcksellänge sollte möglichst unter 8 mm liegen. Verfügen die Exakthäcksler über Vielmessertrommeln, Corn Cracker und Reibeböden, kann die GPS auch etwas später geerntet werden. Vorteil dabei ist der höhere Stärkegehalt. Voraussetzung ist aber, dass alle Körner auch zerschlagen sind.

Neben einer exakten Häckseltechnik sind eine hohe Verdichtung und eine sofortige Abdeckung der GPS sehr wichtig, da sie sich sonst schnell erhitzt. Bei einer GPS mit 35% TM sollte nach Honig (1987) eine Verdichtung von 230 kg TM/m3 erreicht werden, bei 45 % TM liegt der Sollwert bei 260 kg. Empfehlenswert ist der Einsatz von Siliermitteln auf der Basis von Milchsäurebakterien. GPS ist nitratarm, was die Bildung von Buttersäure durch Clostridien begünstigen kann. Bei der Siloentnahme neigt GPS zu Instabilität. Um möglichen Risiken von Nacherwärmungen entgegenzuwirken, sollten in diesen Fällen ein ausreichender Vorschub (1,5 m/Woche im Winter bzw. 2,5 m im Sommer) gewährleistet und Siliermittel zur Sicherung der aeroben Stabilität eingesetzt werden. Ist im Falle eines späteren Erntetermins nicht genügend Zucker für die optimale Silierung vorhanden, kann der Zusatz von Melasse leicht vergärbare Substanzen liefern.

Neben einer Silierung im Fahrsilo oder im Schlauch ist auch eine Silierung in Rund- oder Quaderballen möglich, wobei eine Vorzerkleinerung des Langgutes unbedingt zu empfehlen ist. Da die Körner in den Ballenpressen aufgrund des fehlenden Corn Crackers nicht angeschlagen werden, muss früher geerntet werden (Milchreife). In der Praxis werden die Ballen durchaus achtmal gewickelt. Zu beachten ist, dass das Futter aus dem Schwad aufgenommen werden muss und Getreidekörner ausfallen können. Die Empfehlungen zur Silierdauer sind unterschiedlich und reichen von vier Wochen bis zu 90 Tagen.

Futterwert von GPS

Untersuchungen zeigen immer wieder die großen Schwankungen im Futterwert. Beispielhaft sind einige Analysen von LSV-Proben dargestellt, für die neben den mit der Schätzgleichung ermittelten Energiegehalten auch die Energiegehalte aufgeführt sind, die mittels Verdauungsquotienten berechnet wurden. Diese liegen deutlich über den geschätzten Werten (Roggen 5,5 vs 5,0 MJ NEL/kg TM, Triticale 6,0 vs.5,2).

Tabelle 1: Roggen- und Triticale-GPS (Angaben in 100 % TM)

 LSV-Proben (2020)

Roggen

n=6

Triticale

n=6

 

Trockensubstanz        %

Rohprotein                  %

nXP                             %

Rohfaser                     %

Stärke                         %

NEL *)                      MJ/kg

ME*)                        MJ/kg

NEL (VQ) **)            MJ/kg

ME (VQ) **)              MJ/kg

   Ø           min. - max.

   40,8          34,4 - 48,5

     6,3            5,4 - 7,6

   105              98 - 111

   30,6          26,3 - 34,4

   14,7          10,8 - 19,8

    5,0              4,7 - 5,2

    8,7              8,2 - 9,0 

    5,5              5,4 - 5,6

    9,4              9,3 - 9,5

     Ø             min. - max.

   37,9          33,8 - 40,9

    6,9             4,7 - 8,1

   110              97 - 115

   27,0          23,4 - 33,2

  18,3           12,7 - 22,6

    5,2             4,7 - 5,5

    9,1             8,3 - 9,4

    6,0             5,9 - 6,0

   10,0            9,9 - 10,1

*) Schätzgleichung    **) Energieberechnung mit Verdauungsquotienten

Im letzten Jahr untersuchte die LUFA Nord-West 138 GPS-Proben. Im Mittel lag der Rohproteingehalt bei 86 g und der NEL-Gehalt bei 5,2 MJ/kg TM.

Tabelle 2: GPS-Futterwert (Lufa Nord-West, Angaben je kg TM)

 

 

2022

2021

2020

Trockenmasse

%

33,1

31,9

41,7

Rohprotein

g

86

86

93

nXP

g

113

110

117

RNB

g

-4,2

-3,9

-3,7

Rohfaser

       g

277

300

266

ADFom

g

322

347

323

aNDFom

g

545

563

515

Stärke

g

102

87

83

Rohasche

g

91

56

61

NEL

MJ

5,2

5,1

5,4

ME

MJ

9,0

8,8

9,2

Calcium

g

4,0

2,9

2,8

Phosphor

g

2,5

3,0

3,3

Einsatzmengen

GPS kann an Milchkühe und Bullen gut in Kombination mit Grassilage verfüttert werden. Wegen des niedrigen Gehalts an Kalium und DCAB (Kationen-Anionen-Bilanz) passt GPS auch gut in die Ration der Trockensteher. Etwa 4 bis 6 kg GPS-TM können je Kuh und Tag eingesetzt werden, wobei die schnell abbaubare Stärke insbesondere in der Hochleistungsphase zu beachten ist. Für Bullen und Rinder kann mit ca. 20 % der TM-Aufnahme kalkuliert werden. Wegen der Grannen ist Gerste-GPS weniger schmackhaft.