Herdenschutz im Mittelpunkt: Bundesweites Interesse am 1. Echemer Zauntag
Wolf und Weidehaltung: Fachaustausch im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum im Kreis Lüneburg zieht gut 300 Besucherinnen und Besucher an
Echem – Welche Techniken und Möglichkeiten haben Weidetierhalter*innen, um ihre Herden gegen Wolfsübergriffe zu schützen? Zahlreiche Antworten auf diese drängende Frage lieferte der 1. Echemer Zauntag, den die Herdenschutzberater*innen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und des Landes Schleswig-Holstein um LWK-Expertin Elke Steinbach organisiert hatten. Mehr als 300 Besucher*innen kamen zu diesem speziellen, bundesweiten Fachtreffen ins Landwirtschaftliche Bildungszentrum (LBZ) der LWK in Echem im Kreis Lüneburg.
Herausforderung durch den Wolf gemeinsam meistern
LWK-Vizepräsident Manfred Tannen, selbst Tierhalter und Züchter, erfährt mit dem eigenen Betrieb, welche Veränderungen die Weidehaltung durch die zunehmende Verbreitung von Wölfen erfährt. In seinem Grußwort appellierte Tannen an die Zuhörerschaft, nur gemeinsam könne die Herausforderung zum wolfsabweisenden Herdenschutz angegangen werden.
Auch das Interesse der Politik am Zauntag war groß: Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte ließ sich bei einem Rundgang mit Vertreter*innen von Bundesverbänden und Ministerien Exponate, Angebote und Dienstleistungen rund um die Installation und den Betrieb von Herdenschutzzäunen sowie zur Haltung von Herdenschutzhunden erläutern.
Innovative Lösungen für den Herdenschutz
Zahlreiche Austeller*innen zeigten, wie dynamisch und innovativ die Szene ist, um die Weidetierhalter*innen bestmöglich zu unterstützen und attraktive Lösungen für den individuellen Bedarf aufzuzeigen. In aller Munde ist die Agri-Photovoltaik (Agri-PV): Diese Technik zur Stromerzeugung kann nicht nur innerhalb einer Weidefläche stehen – in Echem wurde ein wolfsabweisender Zaun mit bifazialen (doppelseitigen) Kollektoren gezeigt. Ist der Einspeisepunkt nicht weit weg – etwa bei einem hofnahen Standort oder angrenzend an eine üblichen PV-Fläche – lässt sich solch eine Doppelnutzung einfacher realisieren. Das PV-Herdenschutzmuster ist nun Teil der Musterzaunanlage zur wolfsabweisenden Zäunung, die auf dem LBZ-Gelände für Besichtigungen zur Verfügung steht.
Autonome Kontroll- und Mähsysteme
Autonome Kontroll- und Mähsysteme, welche die volle Funktionalität der Herdenschutzzäune erhalten, sind nicht nur die Zukunft, die in den Sternen steht: Agrartechnik-Doktoranden der Universität Kassel/Witzenhausen stellten in Echem einen entsprechenden Prototyp vor. Die Entwicklungsphase des autonomen Roboters zur Zaunprüfung und zum selbstständigen Mähen ist abgeschlossen – es braucht jetzt den Praxistest über den Vertrieb.
Vortragsreihe lieferte detaillierte Informationen
Die Vortragsreihe des Zauntages eröffnete Dr. Carsten Nowak, Fachgebietsleiter für Naturschutzgenetik bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (Frankfurt/Main). Er räumte mit einer Reihe von Behauptungen rund um das Wolfsmonitoring auf und unterstrich die hochsensiblen Untersuchungsmethoden, die das nationale Referenzlabor anlegen muss, um aufschlussreiche Informationen abzuliefern. Alle Vorträge finden Sie als PDF-Dokumente hier auf dieser Website.
Ein positives Echo bekam auch der Vortrag mit Videosequenzen von Riccarda Lüthi, Herdenschutz-Expertin bei der AGRIDEA, der landwirtschaftlichen Beratungszentrale der Schweiz. Sie berichtete über ihre langjährige Herdenschutzarbeit und gab anschauliche Einblicke in die Verhaltensweisen von Wölfen an Zäunungen.
Automatisierte Wicklung von Zaunmaterial
Das weiträumige Außengelände des LBZ ermöglichte vielfältige Vorführungen der Aussteller*innen in den Bereichen Zaunbau, mechanischer Einsatz zum Freihalten von wolfsabweisender Zäunung sowie zur automatisierten Wicklung von Zaunmaterial. Die Besucher*innen konnten Techniken vergleichen und sich persönlich mit den Unternehmen austauschen.
Für den Markt der automatisierten Wickler konnten einzelne Hersteller Produktneuheiten vorstellen. Dazu zählt der selbstfahrende Wickler von E-Netzen, der in unwegsamem Gelände mit weniger Gewicht punkten will und vom Gerät selbst aus bedient werden kann. Ein junges Unternehmen präsentierte ein E-Quad mit Anbau, dessen Litzen-Wickelsystem mit einem Pfahlzieher kombiniert ist. Das nach Herstellerangaben weltweit leistungsfähigste E-Quad wurde in Echem vorgeführt. Zaunbau-Unternehmen zeigten ihre Kniffe vor Ort beim Bau von tierartspezifischen wolfsabweisenden Zäunungen.
Fragen zur Weidetierhaltung mit Herdenschutzhunden und der Einbindung von wolfsabweisendem Herdenschutz beantwortete Stefan Erb: Der Schäfermeister hatte zwei seiner Herdenschutzhunde – Gebrauchskreuzungen mit hohem Pyrenäenberghund-Anteil – und ein paar Schafe mitgebracht.
Wolfsbüro und Jägerschaft stellen Arbeit vor
Viele Stände wurden von Tierhalterverbänden und von verschiedenen Bundesländern beschickt, die ebenfalls im Herdenschutz tätig sind und vielfach mit den Besucher*innen ins Gespräch kamen. Vertreten waren etwa die Wolfsberater*innen des Wolfsbüros, das beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz angesiedelt ist. Wolfsberater*innen stehen im engen Kontakt zur Bevölkerung sowie zur Jägerschaft, etwa wenn es um den Einsatz von Wildkameras geht. Nebenan stellte Obmann Bernard Wegner die Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft Harburg vor: Der mit Präparaten ausgestattete Schau-Anhänger wird häufig in Schulen und Kindergärten eingesetzt, um der nächsten Generation den Wolf auf verständlicher Ebene näher zu bringen.
Vorfreude auf den nächsten Zauntag
„Ob Ausstellerinnen und Aussteller, Weidetierhalterinnen und -halter oder Veranstalter: Alle freuen sich auf den nächsten Zauntag“, sagte Elke Steinbach, Zauntag-Organisatorin und Herdenschutzkoordinatorin der LWK. „Allen liegt eine Fortführung der Veranstaltung etwa alle zwei oder drei Jahre am Herzen.“ Da der Wolf bleibe und die Ansprüche an die zukünftige Weidehaltung stiegen, gelte der Zauntag nach der Premiere als geeignete Plattform, Informationen an die Tierhalterschaft und an weitere Multiplikator*innen weiterzugeben.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen
Kontakte

Wolfgang Ehrecke
Pressesprecher

Elke Steinbach
Beraterin Koordination Herdenschutz, Fachberatung Verband niedersächsischer Ziegenzüchter e. V.

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