Bezirksstelle Emsland

Gut besuchte Milchviehtagung in Meppen-Teglingen

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Im Rahmen des gemeinsamen Winterprogrammes 23/24 der Landwirtschaftskammer (Bezirksstelle Emsland) und dem Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Meppen fand am 18.01.24 das 31. Milchviehforum im Landhaus Eppe in Meppen-Teglingen statt. Gekommen waren neben Milchviehhalter*innen auch Berater*innen sowie Auszubildende und Fachschüler der Berufsbildenden Schulen, die sich über aktuelle Themen der Milchviehhaltung informieren wollten.

Zu Beginn begrüßten Clemens Hackstedt (VLF) und Herr Dr. Hubert Kruse (LWK Niedersachsen) die ca. 200 Teilnehmenden. Der erste Referent Mathias Klahsen (LWK Niedersachsen) begann mit dem Thema „der Milchmarkt in global unruhigen Zeiten“. Herr Klahsen gab einen aktuellen Blick auf den Milchmarkt. Die aktuelle Lage scheint aufgrund verschiedener sogenannter „Black Swans“, welche unvorhersehbare Ereignisse darstellen, die sozioökonomische Auswirkungen haben, angespannt. Diese Unsicherheiten werden durch z.B. die Änderung des Konsumverhaltens, gesellschaftspolitische Entwicklungen, den Ukraine Krieg, Änderung des Zinsniveaus, Inflation, Klimaschwankungen ausgelöst und treiben den Strukturwandel voran. Aktuell werden in der deutschen Milchwirtschaft durchschnittlich 73 Milchkühe pro Betrieb gehalten. Die Milchpreise schwanken stark, aktuell sind diese unter dem Vorjahresniveau (35 % Preisdifferenz). Bullenkälber zeigen abhängig von der Rasse und Kreuzung ein unterschiedliches Preisniveau. Mastkreuzungen der Rasse Weiß-Blaue-Belgier liegen aktuell bei ca. 275,- Euro, während die Schwarzbunten Kälber bei ungefähr 80,- Euro liegen. Gegen die Einkreuzung von Weiß-Blauen-Belgiern liegen allerdings Vorbehalte aus tierethischer Sicht vor, weswegen abzuwarten bleibt, wie sich der Markt dahingehend entwickelt. Die Milchanlieferung in Deutschland ist zu 50 % vom Weltmarkt abhängig. Im Vergleich zu 2022 wurden im Jahr 2023 höhere Mengen an Milch angeboten, weswegen der Milchpreis sank. Die Bio-Milchbranche bleibt weiterhin eine Nische, der Anteil an der Gesamtmilchlieferung beträgt aktuell 4,4 %. Die Entwicklung der Milchproduktion der größten Milchexporteure zeigt auf europäischer Ebene unveränderte Milchmengen. Es ist nicht zu erwarten, dass diese steigen, da eine Ausweitung der Milchproduktion aus Gründen der Klimaanpassung kein europäisches Ziel ist. Ähnlich ist dies in den U.S.A, dort ist mit gleichbleibenden Milchmengen zu rechnen. In Australien hat sich nach Corona die Arbeitssituation im Land verbessert, deswegen ist zu erwarten, dass die Milchwirtschaft weiter ausgebaut wird, ein Anstieg der exportierten Menge ist deshalb realistisch. Die nachlassenden Importe Chinas beeinträchtigen den Weltmarkt. Besonders der Import von Vollmilchpulver hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Dieser Trend ist weiterhin zu erwarten, da das Land die eigene Milchproduktion ausbaut. Allerdings werden bei Milchprodukten neue Märkte erschlossen, besonders Saudi-Arabien stellt dabei ein neues Export Ziel dar. Die Ausgaben für Lebensmittel sind in Deutschland mit einem Anteil von 15 % am gesamten privaten Verbrauch konstant niedrig. Der Trend zeigt weiterhin, dass das Angebot an pflanzlichen Alternativen auf dem Markt steigt. Bei Milchalternativen macht vor Allem der Haferdrink den Großteil der Nachfrage aus.

Zusammenfassend kommt Herr Klahsen zu dem Fazit, dass die deutsche Milchproduktion weiterhin gefragt bleibt. Das Wirtschaftsklima erholt sich langsam, dennoch bleibt abzuwarten wie sich die sinkende Nachfrage Chinas auf den Weltmarkt auswirkt.

Milchviehforum
MilchviehforumDr. Hubert Kruse

Als nächsten Redner begrüßte Herr Dr. Kruse Herrn Dr. Bernd Losand von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, der zur „Vorschau auf anstehende Neuerungen in Futterbewertung und Versorgungsempfehlung für Milchkühe“ informierte.

Da die alten Empfehlungen zur Nährstoff- und Energieversorgung von Milchkühen aus dem Jahr 2001 stammen, sollen diese nun geändert werden. Hierbei treten vor allem Neuerungen in der Sicht auf den Bedarf an Energie und Protein auf. Die bekannte Nettoenergie wird zukünftig durch den Maßstab Umsetzbare (matabolisierbare) Energie (ME) ersetzt. Das im Dünndarm nutzbare Rohprotein (nXP) soll in Zukunft durch die im Dünndarm verdaulichen Gesamtaminosäuren (sidAA) beschrieben werden. Für diese Umstellung ist der 31.10.2025 als ambitionierter Stichtag geplant. Bei diesem Umbau sind viele Akteure wie Futtermittelwirtschaft, Beratung, Versuchswesen und Labore, aber auch Ausbildung und Weiterbildung gefragt. Agrarverwaltung und Agrarpolitik sind gefordert, die futtermittelrechtlichen Anpassungen vorzunehmen. Rationsberechnungsprogramme und Lehrbücher müssen aktualisiert werden.

Die Umstellung auf die metabolisierbare Energie (ME) erfolgt, weil die Verwertung der ME zu Netto-Leistungen im Tier entschieden wird und nicht zwangsläufige eine Frage der Futterqualität ist. Die Verwertung der umsetzbaren Energie wurde bislang mittels des Faktors k (=0,6) beschrieben, welcher für alle Nettoleistungen herangezogen wurde. Nach dem neuen System wird allerdings anerkannt, dass nicht alle Nettoleistungen der Tiere gleich effektiv abgebaut werden. Für einige Leistungen kann auch ein Nettobedarf nicht ermittelt werden, beispielsweise die Wärmeregulation.

Auch der Bedarf der Tiere wurde durch die Umstellung zurück zur metabolisierbaren Energie angepasst. Eine höhere Futteraufnahme hat zur Folge, dass höhere Passageraten in der Verdauung erfolgen, weswegen zusätzlich das Futteraufnahmeniveau (FAN) eingeführt wird. Dementsprechend ist der Erhaltungsbedarf laktierender Milchkühe höher als ursprünglich angenommen, während der ME Bedarf für die Milchbildung geringer ist.

Zusätzlich soll zukünftig statt dem nutzbaren Protein das im Dünndarm verdauliche Protein verwendet werden. Dies berücksichtigt die unterschiedliche Verdaulichkeit der Aminosäuren (sidAA), was eine bessere Versorgung mit Aminosäuren ermöglicht. Eine gezielte Versorgung mit limitierenden AS (Methionin und Lysin) führt zu einer reduzierten Proteinkonzentration im Futter und damit zu einer besseren Stickstoffeffizienz.

Die neue Futterbewertung ist wichtig für die Tiergesundheit, da eine optimalere Versorgung der Tiere sichergestellt werden kann. Nicht nur die Futtermittel können besser beschrieben werden, sondern der tatsächliche Bedarf lässt sich besser schätzen und die Versorgung der Kühe präziser gestalten. Herr Dr. Losand betonte zum Schluss, dass ein weiterer Informationsaustausch auf allen Ebenen bzw. mit allen Akteuren wichtig ist, um die Umstellung im nächsten Jahr vorzubereiten und umzusetzen.

Als dritter Redner wird Herr Wiljan Scholten-Meilink begrüßt, der seinen Milchviehbetrieb vorstellt. Der Betrieb mit 240 Milchkühen und einer Leistung von aktuell 13.300 kg pro Kuh und Jahr liegt in Hoogstede. Die Familie bewirtschaftet 143 ha und hat im Jahr 2023 auf Lely Melkroboter umgestellt. Die Familie legt großen Wert auf Transparenz nach außen, z.B. durch die Organisation u.a. von Kindergeburtstagen auf dem Hof und die Vermietung von Tagungsräumen mit der Möglichkeit einer Hofführung. Der Betrieb gewann zwei Mal die goldene Olga (2005 und 2018) und im Jahr 2022 den dritten Platz beim Tiergesundheitspreis. Zusätzlich ist die Familie aktiv in den sozialen Medien und hat auf Instagram über 1000 Follower. Herr Scholten-Meilink stellt den Alltag auf dem Betrieb und die Automatisierung vor. Gute Erfahrung hat der Betrieb mit dem selbstfahrenden Futtermischwagen in Kombination mit dem Futteranschiebe-Roboter gemacht. Die automatische Kuhortung erleichtert den Betriebsalltag. In der Jungviehaufzucht wird auf gesextes Sperma bei den Top 30 % gesetzt. Die anderen Jungtiere werden mit British Blue belegt. Die erste Besamung wird ab einem Körpergewicht der Tiere von frühestens 380 kg vorgenommen. Nach einigen Fragen zur genomischen Selektion und der Investition in das automatische Melken bedankt sich Herr Dr. Kruse bei Herrn Scholten-Meilink für den interessanten Betriebseinblick.