Waldexkursion des Forstausschusses
Die geeignete Baumartenwahl auf kleinräumlichen Waldstandorten und deren Förderung ist ziemlich komplex. Der Forstausschuss machte sich darüber ein Bild im Waldgebiet der Waldschutzgenossenschaft Schledehausen, berichtet Bezirksförster Carl Hesebeck in der Land & Forst 25/21.
Im Wald ist der Boden unser größtes Kapital – und gleichzeitig auch eine der größten Herausforderungen. Genaue Kenntnisse über Nährstoffreichtum und Wasserverfügbarkeit sind vonnöten, um bei der Wahl geeigneter Baumarten eine Entscheidung für Jahrzehnte – nicht selten Jahrhunderte – und für mehrere Generationen zu treffen.
Dass das mitunter eine durchaus kniffelige Angelegenheit sein kann, davon konnten sich die Mitglieder des Forstausschusses der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen im Anschluss ihrer Sitzung auf der Schelenburg bei Osnabrück ein Bild machen. Im Wald von Joachim Kellermann von Schele, Mitglied des Ausschusses und Gastgeber, konnte sich das 15-köpfige ehrenamtliche Gremium einen Eindruck über das komplexe Thema der Standortkartierung und der eng damit verbundenen forstlichen Förderung für Kulturen machen.
Flächendeckende Standortkartierung
„Die Waldschutzgenossenschaft (WSG) Schledehausen verfügt über eine flächendeckende Standortkartierung, die eine Grundvoraussetzung für die Förderfähigkeit einer Anpflanzung darstellt“, erklärt Michael Brüggemann, der die Bezirksförsterei Bissendorf der LWK leitet und unter anderem die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen der WSG betreut. „Für den Raum Weser-Ems stellt diese flächendeckende Kartierung eine Besonderheit dar, in den allermeisten Fällen ist immer noch eine anlassbezogene Standortkartierung notwendig“, ergänzt Dr. Florian Stockmann, Leiter des Forstamtes Weser-Ems mit 41 Bezirksförstereien.
Eine kleine Besonderheit macht auch die von Förster Brüggemann geplante Kultur aus: Auf wenigen Tausend Quadratmetern finden sich gleich drei Waldentwicklungstypen (WET), die der kleinräumlichen Standortkartierung geschuldet sind. „Bei der Planung hat sich dann auch schnell herausgestellt, dass aufgrund der unterschiedlichen Bodenbedingungen kein gemeinsamer WET gewählt werden kann. Dadurch war der Arbeitsaufwand recht hoch, denn es mussten drei verschiedene Arbeitspläne erstellt werden“, berichtet Michael Brüggemann. Auf einen Zaun wurde bewusst verzichtet, um den später oftmals kostspieligen und mitunter auch sehr mühseligen Abbau auszuschließen – stattdessen soll an dieser Stelle eine entsprechende Bejagung Verbiss- und Fegeschäden reduzieren.
Ein Standort und viele Möglichkeiten
Da, wo vorher Fichten standen, sollen nun die Waldentwicklungstypen 36 (Wildkirsche), 25 (Buche-Fichte) und 13 (Stieleiche-Edellaubbäume) das zukünftige Bestandesbild bestimmen und das Potential des gut mit Nährstoffen versorgten Bodens ausnutzen. „An dieser Stelle ist keine Naturverjüngung aufgelaufen, dafür aber Brombeere und andere Begleitvegetation. Die Erlöse aus dem Schadholz haben wir nun als Startkapital für die neuen Kulturen genutzt, für die in den ersten Standjahren mehrere Kulturpflegen erforderlich sind“, erklärt Joachim Kellermann von Schele.
„Die Fläche hier ist ein gutes Beispiel, wie komplex sich die forstliche Förderung darstellen kann. Dafür braucht es gut ausgebildetes Personal und vor allem in kleinstrukturierten Waldbesitzverhältnissen eine intensive Beratung“, stellt Rudolf Alteheld, Leiter des Geschäftsbereiches Fortwirtschaft der LWK, beim Ortstermin heraus. Der Forstmann war gemeinsam mit Kammerdirektor Hans-Joachim Harms und Vizepräsident Heinrich Grupe Gast des Forstausschusses.
Seit März hat das Gremium mit Christian Mühlhausen aus dem Landkreis Göttingen nicht nur ein neues Mitglied, sondern auch einen neuen Vorstand. Herr Mühlhausen stammt selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb und hat Forstwirtschaft in Göttingen studiert, viele Leser dürften ihn als freien Journalisten kennen. Als Waldbesitzer ist der 44-Jährige auch selbst von den Kalamitäten der vergangenen Jahre betroffen, hat den gesamten Fichtenanteil verloren und steht nun wie so viele Waldeigentümer vor umfangreichen Aufforstungen. „Wir wollen uns als Forstausschuss immer wieder so wie hier Beispiele aus der Praxis im Rahmen unserer Sitzungen anschauen. Deshalb gibt es auch keinen zentralen Sitzungsort mehr, sondern wir werden in ganz Niedersachen unterwegs sein. Dabei wollen wir den gesamten Privatwald in Niedersachsen vertreten und Vorschläge und Beschlüsse in den Vorstand der LWK einbringen“, erzählt Mühlhausen.
Das Waldbild in Schledehausen hat jedenfalls bleibenden Eindruck bei den Mitgliedern des Forstausschusses hinterlassen und kann als Diskussionsgrundlage für zukünftige Sitzungen dienen. Ein Blick durch die Wälder in Niedersachsen zeigt schnell auf, dass das Thema Aufforstung und Wiederbewaldung in den kommenden Jahren mit an erster Stelle stehen wird.
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