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Trockenheit im Wald: 2023 im Emsland und der Grafschaft Bentheim kein Problem?

Webcode: 01042406
Stand: 06.11.2023

Die Regenfälle der vergangenen Wochen lassen beinahe vergessen, dass es im Mai und zeitweise auch im Juni durchaus trockene Phasen ohne Niederschläge gab. Welche Auswirkungen das auf den Wald im Emsland und in der Grafschaft Bentheim hat, erklärt Dr. Florian Stockmann vom Forstamt Weser-Ems.

Der Leiter des in Osnabrück ansässigen Forstamtes muss eine ganze Palette unterschiedlicher Begebenheiten überblicken – immerhin verteilen sich die 41 Bezirksförstereien von der Nordseeküste bis an die Grenze zu Nordrhein-Westfalen und von der niederländischen Grenze bis vor die Tore Bremens. „Entsprechend vielfältig sind auch die Wälder, allein schon wegen der unterschiedlichen Versorgung der Böden mit Nährstoffen und auch der Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf“, erklärt Stockmann. Trockenheit – und damit in Fichtenbeständen auch der Borkenkäfer – hat gleichwohl viele Waldbesitzer und betreuende Förster beschäftigt. In diesem Jahr scheint es aber auch im Emsland und der Grafschaft weniger Kalamitäten, also absterbende Bäume, durch Borkenkäfer zu geben. „Das sah in den Vorjahren noch deutlich anders aus. Der hohe Befallsdruck scheint sich nun etwas abzuschwächen. Für die Bäume ist ausreichend Wasser notwendig, um Harz zur Abwehr der Käfer bilden zu können“, berichtet der Forstmann.

Anders stellt sich die Lage derzeit in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg dar. Hier sind Forstleute und Waldbesitzer intensiv damit beschäftigt, weitere Schäden durch Buchdrucker und Kupferstecher einzudämmen. Diese beiden Borkenkäferarten haben auch in unserer Region in den zurückliegenden Jahren viele Fichten absterben lassen. Gerade im Emsland hat auch der Große Lärchenborkenkäfer in den Lärchenbeständen eine größere Rolle gespielt.

Besonders sensibel sind auch die Neuanpflanzungen, die durch eine standortangepasste Baumartenwahl den Wald von Morgen bilden sollen. Klimaresistentere Baumarten wie Traubeneiche, Roteiche, Douglasie, Weißtanne und Esskastanie treten an die Stelle von Fichte und Lärche.

Bisher sind weniger Setzlinge als in den Vorjahren vertrocknet, allerdings mit regionalen Unterschieden. „Auf den schwächeren Standorten in Teilen des nördlichen Emslandes oder auch nördlichen Landkreis Osnabrück ist es teilweise zu größeren Ausfällen gekommen“, sagt Florian Stockmann. Auch in Südlohne oder Itterbeck in der Grafschaft Bentheim sind in manchen Kulturen viele Pflanzen durch Wassermangel und starke Hitze vertrocknet. Die Setzlinge sind in den ersten Jahren vor allem auf Wasser im Oberboden angewiesen, bis ihre Wurzeln auch tiefere Schichten erschließen. In Trockenphasen kann der junge Baum keine ausreichende Blattmasse entwickeln, entsprechend werden über die Fotosynthese auch weniger oder sogar gar keine Nährstoffe produziert werden. Trocknet der Oberboden längere Zeit aus, beginnt schnell ein Überlebenskampf.

Macht es also Sinn, die Neuanpflanzungen zu wässern? „Grundsätzlich können junge Bäume gewässert werden. Ab und an passiert das auch, wenn der Waldbesitzer in Eigenregie beispielsweise mit einem Wasserfass wässern kann. Bei älteren Bäumen wird es schwierig, da die Wurzeln schon tiefer im Erdreich sind und das Wasser dann ggf. nicht ankommt. Zudem ist der Wasserverbrach bei älteren Bäumen deutlich höher“, erklärt der Forstamtsleiter. Die derzeit hohen Niederschläge sind laut Florian Stockmann aus Sicht des Waldes sehr zu begrüßen: Im Wald könne man immer noch jeden Tropfen gebrauchen, vor allem mit Blick auf die Grundwasserneubildung. Dass die Vegetation in diesem Jahr mit Ausnahme einer Durstrecke ausreichend Wasser bekommen hat, zeigt sich an den grünen Wäldern. „Auch kleinere Sträucher und Bäume waren in der Vegetationszeit ganz überwiegend grün. Das weist auf eine gute Wasserversorgung im Oberboden hin“, freut sich Florian Stockmann. Das reduziert auch die Gefahr eines Waldbrandes.

Bisher gab es im Bereich des Forstamtes 2023 noch keine größeren Waldbrände. In Folge des Klimawandels muss aber damit gerechnet werden, dass solche Ereignisse tendenziell eher zunehmen. Von 2018 bis 2021 war die Zahl der Waldbrände zurückgegangen, bundesweit wurden 2021 548 Brände registriert. 2022 ist diese Zahl nun wieder deutlich gestiegen, auf insgesamt 2.397 Brände. „Zur Vermeidung von Waldbränden ist es insbesondere wichtig das jeder Waldbesucher die Verhaltensregeln einhält. Dazu zählt etwa das Rauchverbot im Wald, auch ein Feuer darf nicht entzündet werden“, betont Florian Stockmann.

Esskastanie
EsskastanieCarl Hesebeck