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Transparenter Mastschweinestall: Biologische Leistungen bei unterschiedlicher Proteinversorgung von Mastschweinen

Webcode: 01037888

Erste Ergebnisse aus den Durchgängen 1, 2 und 3.

1. Einleitung / Zielstellung

Das interdisziplinäre Prüfkonzept mit den verschiedenen Bausteinen wird im folgenden Artikel dargestellt:

Transparenter Mastschweinestall - Interdisziplinäres Prüfkonzept für Nährstoffströme, Reduzierung von Emissionen, Input-Output-Faktoren und nachhaltige biologische Leistungen (Webcode: 01037668).

Die ersten drei Durchgänge im Prüfkonzept „Transparenter Maststall, Zwangsbelüftung-LPA Quakenbrück" wurden ausgewertet. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den biologischen Leistungen der Tiere. Ein zweiter Beitrag stellt die Schadgassituation der Durchgänge nach Vera-Protokoll dar.

 

Die Eiweißversorgung der Mastschweine wirkt sich auch auf die Höhe der Ammoniakemissionen aus. Der Emissionsfaktor in der TA Luft beträgt derzeit 3,64 kg NH3 je Mastplatz und Jahr, für eine stark N-/P-reduzierte Fütterung sieht der Entwurf der TA Luft ein Minderungspotenzial von 20 % vor. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat in drei Versuchen die Ammoniakemissionen bei unterschiedlicher Rohproteinversorgung ermittelt.

 

2. Durchführung der Mastversuche in Bezug auf biologische Leistungen

Die in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück durchgeführten Versuche unterschieden sich nur in der Genetik und der Verwendung von Kastraten bzw. Ebern. In den Versuchen 1 und 2 wurden jeweils 200 Ferkel (Topigs Norsvin, PI Select x TN 70, 50% Kastraten und 50 % weibliche Tiere) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen mit unterschiedlicher Rohproteinversorgung in fünf baugleichen Stallabteilen verteilt. In Versuch 3 wurden 200 Ferkel (Maxter Pietrain x Hypor Libra, 50 % Eber und 50 % weibliche Tiere) eingestallt. Pro Abteil wurden in vier Buchten je zehn Tiere gehalten. In jeder Bucht ist eine Futterstation mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Die Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgte ad libitum. Die Kontrollgruppe (einphasige Fütterung) umfasste 80 Tiere in zwei Abteilen und wurde durchgehend mit einem Universalfutter versorgt, das dem Anfangsmastfutter der Versuchsgruppe entsprach. Die Versuchsgruppe (N-reduziert) umfasste 120 Tiere in drei Abteilen und erhielt ein dreiphasiges Futter mit Wechsel bei 60 und 80 kg LG.

Tabelle 1: Rohproteingehalte der beiden Futtergruppen

Kontrollgruppe

einphasig

Versuchsgruppe

N-reduziert

16,5 %

 

16,5 % bis 60 kg

14,0 % von 60 - 80 kg

12,0 % ab 80 kg

Tabelle 2: Geplante Nährstoffgehalte

 

 

 

Anfangsmast

28 - 60 kg

Mittelmast

60 - 80 kg

Endmast

80 -122 kg

Rohprotein

Lysin

Phosphor

ME

%

%

%

MJ/kg

16,5

1,10

0,50

13,2

14,0

0,95

0,45

13,0

12,0

0,95

0,42

12,8

 

Die geplanten Rohproteingehalte wurden durch die Analysen bis auf eine Ausnahme bestätigt:

In Versuch 2 enthielt das Endmastfutter 12,9 % Rohprotein.

 

Tabelle 3: Futteranalysen (Versuch Nr.1)

   

Anfangsmast

Mittelmast

Endmast

Rohprotein

Lysin

Methionin + Cystin

Threonin

ME

Lysin/ME

Phosphor

%

%

%

%

MJ/kg

g/MJ

%

16,3

1,09

0,60

0,71

13,3

0,82

0,48

14,2

0,92

0,55

0,64

13,1

0,70

0,45

12,3

0,95

0,51

0,61

13,0

0,73

0,42

 

3. Versuchsergebnisse

Versuch 1

Die Kontrollgruppe (einphasige Fütterung) erreichte 922 g und die Versuchsgruppe (N-reduzierte Fütterung) 911 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,48 bzw. 2,56 kg. Letzterer Unterschied war signifikant. Hierbei sind die geringeren Energiegehalte im Mittel- und Endmastfutter der Versuchsgruppe zu berücksichtigen. Der Energieaufwand/kg Zuwachs unterschied sich nur um 0,5 MJ.

 

Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung (Versuch 1)

   

Kontrollgruppe

einphasig

 

Versuchsgruppe

N-reduziert

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Energieaufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

Energieverbrauch/Tag

 

kg

kg

g

kg

MJ

kg

MJ

79

24,4

121,4

922

2,48a

33,0

2,29

30,2

118

24,2

121,2

911

2,56b

33,5

2,33

30,3

Schlachtkörpergewicht

Schinken

Lachs

Schulter

Bauch

MFA Bauch

Speckmaß

Fleischmaß

Indexpunkte/kg SG

kg

kg

kg

kg

kg

%

mm

mm

96,4

19,5a

7,8a

9,5

13,4

61,6

12,6

69,1a

1,014

96,7

19,3b

7,7b

9,4

13,5

60,8

12,9

67,8b

1,012

 a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05).

 

Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Im Mittel wurden 1,013 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Die einphasig gefütterten Tiere wiesen signifikant höhere Schinken- und Lachsgewichte sowie ein höheres Fleischmaß auf.

 

Versuch 2

Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,54 bzw. 2,62 kg und der tägliche Futterverbrauch bei 2,51 bzw. 2,57. Beide Unterschiede waren signifikant. Der Energieaufwand/kg Zuwachs unterschied sich nur um 0,5 MJ. Die einphasig gefütterten Tiere wiesen signifikant bessere Schlachtkörpermerkmale auf.

 

Tabelle 5: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung (Versuch 2)

   

Kontrollgruppe

einphasig

 

Versuchsgruppe

N-reduziert

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Energieaufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

Energieverbrauch/Tag

 

kg

kg

g

kg

MJ

kg

MJ

76

25,8

122,0

987

2,54 a

33,8

2,51 a

33,3

118

25,3

122,5

981

2,62 b

34,3

2,57 b

33,8

Schlachtkörpergewicht

Schinken

Lachs

Bauch

MFA Bauch

Speckmaß

Fleischmaß

Indexpunkte/kg SG

kg

kg

kg

kg

%

mm

mm

96,6

19,1 a

7,6 a

13,7 a

59,7 a

13,5

68,0 a

1,008 a

96,8

18,9 b

7,4 b

13,9 b

58,7 b

14,0

66,6 b

0,997 b

 a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05).

 

Versuch 3

Die Kontrollgruppe erreichte 1026 g und die Versuchsgruppe 1011 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,45 bzw. 2,61 kg und der tägliche Futterverbrauch bei 2,51 bzw. 2,63 kg. Die Unterschiede im Futteraufwand und Futterverbrauch waren signifikant.

 

Tabelle 6: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung (Versuch 3)

   

Kontrollgruppe

einphasig

 

Versuchsgruppe

N-reduziert

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

kg

kg

g

kg

kg

79

26,2

123,6

1026

2,45a

2,51 a

117

25,8

123,2

1011

2,61 b

2,63 b

Schlachtkörpergewicht

Schinken

Lachs

Bauch

MFA Bauch

Speckmaß

Fleischmaß

Indexpunkte/kg SG

kg

kg

kg

kg

%

mm

mm

96,2

19,0 a

7,6 a

13,4 a

61,1 a

12,1 a

66,9 a

1,013 a

95,3

18,7 b

7,4 b

13,6 b

59,9 b

12,8 b

65,0 b

1,004 b

a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05).

 

Futterkosten

Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs (Basis Nettopreise im Versuchszeitraum) lagen in der Kontrollgruppe in den Versuchen 1 und 3 um 0,12 € bzw. 0,77 € niedriger und in Versuch 2 um 0,99 € höher als in der Versuchsgruppe.

 

Tabelle 7: Stickstoff- und Phosphatausscheidungen

Versuch

N-Anfall (kg)

P2O5-Anfall (kg)

Kontrolle

Versuch

Kontrolle

Versuch

1

3,87

2,98

1,62

1,43

2

3,99

3,32

1,68

1,50

3

3,81

3,07

1,60

1,47

 

4. Fazit/ Ergebnisverwertung

In drei Versuchen mit unterschiedlicher Eiweißversorgung wurden die Ammoniakemissionen und die biologischen Leistungen von Mastschweinen ermittelt. Eine einphasige gefütterte Kontrollgruppe (16,5 % Rohprotein) wurde mit einer extrem proteinreduzierten Versuchsgruppe verglichen. Der Rohproteingehalt im Mastfutter der Versuchsgruppe wurde ab 60 kg LG auf 14 % und ab 80 kg LG auf 12 % abgesenkt. Die extrem proteinreduziert gefütterten Tiere benötigten mehr Futter je kg Zuwachs, die Unterschiede im Energieaufwand/kg Zuwachs waren allerdings weniger deutlich ausgeprägt. Bei den Tageszunahmen gab es keine Differenzen. In zwei Versuchen schnitt die Versuchsgruppe in der Schlachtkörperbewertung deutlich schlechter ab. In zwei Versuchen lagen die Futterkosten/kg Zuwachs bei den extrem proteinreduziert gefütterten Tieren höher. Sie punkteten allerdings durch einen um 17 bis 23 % geringeren N-Anfall.

Kontakte

Dipl.-Ing. agr.
Andrea Meyer

Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.

andrea.meyer~lwk-niedersachsen.de


Wolfgang Vogt
Dipl.-Ing. agr.
Wolfgang Vogt

Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein

wolfgang.vogt~lwk-niedersachsen.de

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