Bezirksstelle Northeim

Gezielter Einsatz von Wachstumsreglern im Herbst: Den Raps heile durch den Winter bringen

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Im Herbst eingesetzte Wachstumsregler haben in weit entwickelten Beständen nicht nur eine wachstumsregulatorische Wirkung, sondern schützen teilweise auch vor Phomainfektionen, verbessern die Winterhärte und können den Ertrag absichern. Verschiedene Fungizide und Wachstumsregler stehen zur Verfügung.

Fungizide und Wachstumsregler im Herbst sind nicht immer erforderlich. Um jedoch eine gute Wirkung im Herbst zu erzielen, richtet sich die Entscheidung nach dem Pflanzenbestand noch vor Bestandesschluss. Erfahrungsgemäß bringen frühe Maßnahmen vor Bestandesschluss den besseren Erfolg und vermeiden damit eine zu starke Herbstentwicklung und verbessern somit die Winterfestigkeit.

Die Winterrapsbestände zeigen sich in diesem Jahr sehr unterschiedlich. Einige Regionen waren nach der Rapsaussaat mit genügend Niederschlag gesegnet, andere Regionen hingegen stehen mit einem teilweise verzettelten Feldaufgang da. Bestände auf Tonböden haben sich teilweise schwergetan, sollten aber mittlerweile aufgelaufen sein.

Wachstumsregler Raps
Wachstumsregler RapsJonas Seeger

Vor allem aber auf milden Böden ist der Raps gut aufgelaufen und droht, gerade bei bei den früh gedrillten und nun weit entwickelten Beständen, zu überwachsen. Hier sollte über die Notwendigkeit einer Wachstumsreglermaßnahme nachgedacht werden. Entwickelt der Raps in diesen Tagen um den 20. September schon 4 Laubblätter oder sind hohe Bestandesdichten auf dem Acker vorzufinden, wodurch sich eine Konkurrenzsituation der Rapspflanzen ergibt, ist eine Behandlung sogar sinnvoll und schützt ihren Bestand vor der Auswinterung.

Vegetationskegel bremsen

Insgesamt sollte es das Ziel dieser Maßnahme sein, eine üppige vegetative Entwicklung und die Sprossstreckung zu verhindern und damit das Risiko einer Auswinterung durch Frosteinwirkung zu minimieren. Der Raps sollte idealerweise mit 8 bis 10 gut entwickelten Laubblättern in die Vegetationsruhe gehen. Diese Blätter sorgen für eine ausreichende Photosyntheseleistung und Nährstoffspeicherung, was der Pflanze hilft, den Winter zu überstehen. Ebenso sollte der Wurzelhalsdurchmesser mindestens 8 bis 10 mm betragen, um widerstandfähig gegenüber Frost zu sein. Das Ertragspotential der zu weit entwickelten Pflanzen leidet. Starke Blattbildung führt zu weniger Triebknospen und somit geringeren Schotenansatz. Die frühe Streckung des Vegetationskegels sorgt für eine erhöhte Frostempfindlichkeit und schwächt dadurch die Pflanze im Frühjahr, wenn sie durchkommt. Bei normal entwickelten Beständen oder bei ausbleibendem Winter ist der Einsatz von Wachstumsreglern im Herbst jedoch nicht zwingend notwendig. Eine Behandlung gegen Phoma kann bei frühem und starkem Befall überlegenswert sein. Gerade bei einem Wechsel zu anhaltend feuchtwarmer Witterung besteht die Möglichkeit von Phomainfektionen. Die Bekämpfung ist nur bedingt möglich. Zugelassene Präparate haben allenfalls eine Nebenwirkung gegen Phoma, allerdings nur bei hohen Aufwandmengen, was somit zu unerwünscht starken Einkürzungseffekten führt. Zudem ist die teilweise zu erzielende Wirkung auf Phoma-Blattflecken nicht mit dem ertragswirksamen Stängelbefall im Frühjahr korreliert. Somit stehen die wachstumsregulatorische Wirkung und die Absicherung gegen ein Abheben des Vegetationskegels vor dem Winter im Fokus der Fungizidanwendung.

 

Versuchsergebnisse

Seit letztem Jahr steht mit Architect ein neues Produkt zur Verfügung, das aus dem Strobilurin-Wirkstoff Pyraclostrobin und der Wachstumsregler-Komponente Mepiquat-Chlorid + Prohexadion besteht. Es wird in der Tankmischung mit „Turbo“ (SSA) im Verhältnis 2:1 ausgebracht, ist maximal mit 2,0 l/ha zugelassen und bringt einen einzuhaltenden Gewässerabstand von 5 m zu periodisch bzw. permanent wasserführenden Gräben mit sich.  In unseren Versuchen haben wir häufig positive Ergebnisse durch den Einsatz von Architect erzielt. Auch in diesem Jahr wurden durch die Landwirtschaftskammer an mehreren Standorten Versuche mit diesem und anderen Produkten durchgeführt. Wieder mit positiven Ergebnissen in die Richtung des Architect + Turbo.

Wachstumsregler Raps
Wachstumsreglereinsatz im WinterrapsJonas Seeger

Bei normal entwickelten Beständen kann ab dem 4-Blatt Stadium entweder mit einem triazolhaltigen Produkt wie Folicur 0,4 - 0,5 l/ha, Carax 0,4 - 0,5 l/ha oder mit Toprex 0,25 - 0,35 l/ha behandelt werden. Auch Architect + Turbo kann mit 1,2 + 0,6 l/ha eingesetzt werden. Architect kann in unseren Versuchen der letzten Jahre immer wieder mit positiven Ergebnissen punkten und selbst die höheren Mittelkosten durch gute Ertragseffekte wett machen. Der einmalige Einsatz im Frühjahr mit 1,2 l/ha bringt genauso wie der einmalige Einsatz im Herbst mit 1,2 l/ha (nicht in der Darstellung enthalten) höhere Erträge auf unseren Versuchsstandorten. Der Einkürzungseffekt ist jedoch überschaubar. Eine gute Einkürzung bringt die Anwendung von Architect + Turbo im Herbst und im Frühjahr. Der Einsatz von 1 l/ha im Herbst und 1,2 l/ha im Frühjahr oder umgekehrt erzielt in unseren Versuchen neben guten Einkürzungseffekten auch die besten Erträge und Marktleistungen und kann durchaus Teil Ihrer Strategie werden. Um Erfahrungen mit dem Produkt zu sammeln, empfiehlt es sich Spritzfenster zu lassen, um die Leistung des Produktes sicherer beurteilen zu können. Wenn ein eng stehender Raps im September das 6-Blatt Stadium erreicht und ein Überwachsen des Rapses zu befürchten ist, sollte im Herbst im 4- bis 6-Blatt Stadium mit z. B. Architect 1,2 - 1,4 l/ha (+ Turbo 0,6 - 0,7 kg), Toprex 0,35 l/h oder Carax 0,5 l/ha behandelt werden. Auch eine Splitting-Anwendung kann in bereits üppigen Beständen durchgeführt werden. Ab dem 4-Blattstadium sollte dann mit Carax 0,4 – 0,5 l/ha oder Toprex 0,3 l/ha behandelt werden und die Nachlage sollte anschließend im 6- bis 8-Blattstadium mit Carax 0,4 l/ha, Toprex 0,3 l/ha, Folicur 0,7 l/ha oder auch mit Architect 1,0 l/ha erfolgen. Beim Splitting von Toprex ist die maximal zugelassene Summe der Aufwandmenge von 0,5 l/ha zu beachten. Milde Temperaturen bei und nach der Applikation sichern die Wirkung ab. Der teilweise verzettelte Auflauf fordert einen Einsatz, obwohl die Pflanzen in verschiedenen Entwicklungsstadien sind. Keine Sorge, kleine Pflanzen reagieren weniger stark auf den Einsatz eines Wachstumsreglers und werden in der Weiterentwicklung nicht gestoppt. Zu große Pflanzen können hingegen nachträglich nicht zurückgestaucht werden.

Bei spät gesätem Raps ist eine Wachstumsreglermaßnahme voraussichtlich nicht erforderlich.

Mischbarkeit beachten

Mischungen mit Gräserherbiziden sind problemlos möglich. Tankmischungen mit Belkar hingegen nur mit Architect (+Turbo), Tilmor, Toprex, Folicur oder Orius. In der Spritzfolge von Wachstumsreglern und Belkar gibt es ebenfalls Einschränkungen. Der Einsatz von metconazolhaltigen Produkten (z. B. Carax, Caramba) ist seitens der Corteva nicht freigegeben. Gemeinsam mit den Fungiziden und Wachstumsreglern kann allerdings auch eine Versorgung mit Spurenelementen wie Bor oder Mangan stattfinden. Auch der Einsatz von Insektiziden ist gemeinsam möglich. Mischen Sie jedoch bitte nicht Herbizide, Wachstumsregler, Spurenelemente und Insektizide gemeinsam in die Spritze, sondern halten Sie ihre Mischung so schlank wie möglich.

Fazit

  • Weit entwickelte Bestände sollten unbedingt zeitig mit Wachstumsreglern behandelt werden, um ein Abheben des Vegetationskegels zu vermeiden und somit Erträge abzusichern.
  • Architect + Turbo kann Teil der Strategie sein.
  • Phoma ist in der Regel nicht so dramatisch wie teilweise beschrieben, da die Blattflecken im Herbst oft nicht mit Ertragseinbußen zur Ernte zusammenhängen.
  • Beachten Sie die Mischbarkeit von metconazolhaltigen Produkten mit Belkar.