Smarthome - Vor- und Nachteile eines smarten Haushaltes
Aktuell überschlagen sich die Werbeanzeigen von smarten Haushaltsgeräten. Die Waschmaschine kann mit dem Trockner kommunizieren. Das Licht dimmt sich und die Rollläden fahren herunter, sobald der Fernseher durch Sprachbefehl eingeschaltet wird. Doch was steckt hinter den ganzen Systemen, die den Alltag smarter machen sollen? Kennen meine Haushaltsgeräte mich und meine Gewohnheiten nachher besser als meine engen Freunde und die Familie?
Smarthome ist seit einigen Jahren in aller Munde. Haushaltsgeräte können untereinander kommunizieren, agieren und werden zentral vom Anwender gesteuert. Hierzu benötigt man je nach Ausstattung zum Beispiel ein bauseits installiertes Bedienungstool des Anbieters, ein Smartphone oder ein Tablet. Darüber können dann einzelne Haushaltsgeräte wie zum Beispiel der Staubsaugerroboter oder der Smart-Kühlschrank und die Haustechnik wie Heizung oder Licht bedient werden.
Die Geräte und Systeme können entweder über Funk, also mittels Bluetooth oder WLAN, aber auch kabelgebunden kommunizieren. Die Installation smarter Geräte über Funk kann sehr einfach nachgerüstet werden, währenddessen für kabelgebundene Systeme in Gebäuden ohne installierte Datenkabel aufwendig Neuinstallationen vorgenommen werden müssen.
Chancen durch neue Technologien
Energieeinsparung
Smarte Haushaltsgeräte können dabei helfen, Energie einzusparen. Sie können beispielsweise den Stromverbrauch senken, indem die fertig beladene Waschmaschine erst automatisch eingeschaltet wird, wenn die PV-Anlage auf dem Hausdach genügend Strom produziert. Es kann vergessenes Licht noch von unterwegs abgeschaltet werden und die Jalousien schließen sich automatisch, wenn starkes Sonnenlicht die Fassade erwärmt. Auch kann es dazu beitragen, die Heizkosten zu senken, in dem die Heizung automatisch nach dem Verlassen des Hauses heruntergefahren wird. Dazu kommuniziert die Haustür zum Beispiel automatisch mit der Heizung oder es werden festgelegte „Außer-Haus-Zeiten“ vorprogrammiert. Experten schätzen, dass sich mit guten Smart-Home-Ausstattungen zwischen 10% bis 30% der Energie eines Haushaltes einsparen lässt.
Sicherheit
Ebenfalls können smarte Technologien für mehr Sicherheit im eigenen Haus sorgen. Hierzu gehören zum Beispiel Überwachungskameras in und außerhalb des Hauses genauso wie die Alarmanlage. So kann aus dem Urlaub überwacht werden, was auf dem eigenen Anwesen passiert. Des Weiteren kann mittels Fingerabdruck der Hausbewohner die Haustür entriegelt werden, - dadurch kann kein Schlüssel mehr verloren gehen.
Weiter trägt zur Sicherheit bei, dass ein vollständig eingerichtetes Smart Home dazu in der Lage ist, aus der Ferne Steckdosen und somit auch einzelne elektrische Geräte abzuschalten. Damit können die Bewohner sichergehen, dass auf dem Weg in den Urlaub das Bügeleisen auch wirklich ausgeschaltet ist.
Wohnkomfort
Smarthome-Nutzer betonen vor allem den gesteigerten Wohnkomfort als großen Mehrwert. Nach der Arbeit ist das Haus bereits auf die eigene Wohlfühltemperatur vorgeheizt und das Licht auf Feierabendmodus gedimmt. Der Staubsaugerroboter hat in der Abwesenheit die Küche gesaugt und somit die Frühstücksspuren auf dem Fußboden entfernt. Auf dem Heimweg konnte der Einkauf ungeplant erledigt werden, da jeder Zeit via App ein Blick in den Kühlschrank möglich ist. Auf Sprachbefehlt spielt der Sprachassistent Feierabendmusik und bestellt das Lieblingsessen beim Italiener um die Ecke.
Risiken der Anwendung smarter Haushaltsgeräte
Doch was ist der Preis für diesen technischen Fortschritt? Und ist der vielleicht zu hoch?
Datensammlung
Was kann ein Staubsaugerroboter schon über den Hausbesitzer wissen? – Eine ganze Menge: Steuere ich zum Beispiel meinen Saugroboter über eine App mittels Smartphone, werden die Daten des Roboters auf einer Cloud oder einem Server des Herstellers gespeichert. Der Roboter zeichnet mittels Laser oder Kameras bei seiner Arbeit den Grundriss des Hauses ab und weiß, wo in der Wohnung Möbel stehen und wo Bereiche sind, die oft beansprucht werden und deswegen besonders oft gesaugt werden müssen.
Sprachassistenten oder Geräte mit Sprachsteuerung haben immer ein Mikrofon integriert, da sie jederzeit auf Sprachbefehle warten. Diese Sprachbefehle können, um die Spracherkennung zu verbessern, von den Herstellern ausgewertet werden. Also hört vielleicht nicht nur das Gerät selbst mit. Auch Geräte, in denen kein Mikrofon vermutet wird, wie ein smarter Feuermelder oder eine smarte Küchenmaschine, sind heutzutage teilweise mit Mikrofonen ausgestattet. Das Mikrofon erlaube die zukünftige Entwicklung zur Sprachsteuerung des Gerätes, so ein Hersteller.
Je nach System und vorgenommenen Einstellungen werden auch die Aufnahmen der Videoanlage auf Servern der Anbieter gespeichert und aufbewahrt.
Alle diese gesammelten, persönlichen Daten der Nutzer sind in heutiger Zeit viel Geld wert. Deswegen sollten die Datenschutzbestimmungen der Anbieter vor dem Kauf gelesen werden. Oft ist eine Inbetriebnahme der Geräte nur mit vorheriger Zustimmung der Datenschutzrichtlinien des Herstellers möglich und einer Weitergabe der Daten an Dritte kann eventuell nur durch das nicht in Betrieb nehmen des Gerätes widersprochen werden.
Auch Hacker können mit diesen Daten viel Geld verdienen. Deswegen ist es wichtig, das Netzwerk für die smarten Haushaltsgeräte mit einem starken Passwort zu sichern.
Energieverbrauch
Durch die eingesetzten Lösungen kann zwar Energie gespart werden, jedoch benötigen die zusätzlichen Geräte zur Steuerung und Vernetzung auch zusätzlichen Strom, da sie jederzeit einsatzbereit sein müssen.
Kosten
Die Kosten für ein Smart Home variieren stark nach Art und Umfang der Ausstattung. Einsteigergeräte gibt es bereits für wenige hundert Euro. Die Nachrüstung von kabelgebundenen Systemen ist in der Regel teuer, da sie von einem Fachmann vorgenommen werden sollte. Auch variieren die Kosten für Smarthome-Lösungen zwischen den Herstellern. Nachteilig ist auch, dass die Geräte und Systeme eines Anbieters oft nicht kompatibel mit den Geräten anderer Hersteller sind. Systeme, die für mehrere Anbieter geeignet sind, sind oft teurer.
Tipps
Jeder Nutzer muss für sich entscheiden, ob smarte Haushaltsgeräte den gewünschten Mehrwert bieten.
Vor dem Kauf sollten die Anbieter genau verglichen werden: Welche Daten werden erfasst? Wo werden die Daten gespeichert? Werden die Daten weitergegeben oder ausgewertet?
Auf alle Fälle ist es zu empfehlen, die Smart Home Geräte in einem separaten Netzwerk vom Heimnetzwerk zu trennen, damit bei einem möglichen Daten-Klau nicht auch automatisch auf die privaten Daten oder auf die landwirtschaftlichen Betriebsdaten zugegriffen werden kann.
Kontakte
Frauke Schwiderrek
Ausbildungsberaterin Beruf Hauswirtschafter/in, Beratung Frauen in der Landwirtschaft, Landfrauen
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