Nach Nässestress Grünland pflegen
Viele Grünlandflächen konnten aufgrund der Nässe bereits im Herbst weder genutzt noch gepflegt werden. Frost und Staunässe haben nunmehr auf diesen Flächen ihre Spuren hinterlassen. Wo es die Befahrbarkeit erlaubt, sollten Grünlandpflegemaßnahmen so früh wie möglich beginnen. Hauptziel ist, die abgestorbenen Pflanzenmasse zu entfernen. Die Möglichkeiten, aber auch das Für und Wider wird nachfolgend beschrieben.
Witterungsextreme haben das Grünland in den letzten Jahren stark zugesetzt. Schäden waren vor allem durch Dürre- und Hitzestress, Mäuse und Tipula geprägt. Aktuell sind die hohen Niederschlagssummen seit Herbst problematisch. Aufgrund der Nässe konnten auf vielen Grünlandflächen bereits im Herbst 2023 keine Nutzung und keine Pflegemaßnahmen mehr erfolgen. Viele Grasbestände sind zu lang in den Winter gegangen. Die Schneefälle Anfang Dezember haben insbeson-dere die stark überwachsenen Grasbestände in das Lager gebracht. Noch kann nicht eingeschätzt werden, wie sich die Sachlage für das Grünland ausgangs des aktuellen Winters gestalten wird. Klar ist jedoch, dass die alt gewordenen Gräser sowohl die Futterqualität als auch den hygienischen Status des Futters stark beeinträchtigen (siehe Abbildung 1 und Kasten).
Daher ist eine Begutachtung der Einzelflächen im Frühjahr wichtiger denn je. Es gilt, den jeweiligen Zustand zu analysieren und Schlussfolgerungen für den Zeitpunkt der Pflege- und Düngungsmaßnahmen zu treffen.
Da sich die Situation sehr unterschiedlich darstellt, soll in diesem Beitrag zunächst den überwachsenen und nässegeschädigten Flächen Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Pflege überwachsener Grasbestände
Wie die Bestände durch den Winter kommen, ist stark von der Witterung bis Vegetationsbeginn abhängig.
Bei milder Winterwitterung und relativ geringer Aufwuchshöhe der Bestände sollte in aller Regel ein Regenerieren bzw. ein Durchwachsen möglich sein. Für diese Bestände empfiehlt sich eine frühe Nutzung, um damit dem zweiten Aufwuchs gute Bedingungen zu schaffen.
Kommt es jedoch im weiteren Verlauf des Winters durch eine langanhaltende Schneedecke oder durch Kahlfröste eher zu einem Absterben und einem Zusammenbrechen hoher Grasbestände, so besteht im Frühjahr ein dringender Handlungsbedarf der Bereinigung. Das Ziel muss es sein, die abgestorbene und qualita-tiv minderwertige Grasmatte so gut wie möglich zu beseitigen.
Die Entscheidung, ob hierbei bevorzugt zu mulchen, zu mähen oder zu striegeln ist, hängt vom Zustand der Fläche ab.
Prinzipiell kommt dem Striegel im Grünlandmanagement die höchste Bedeutung als Pflegegerät zu. Der Striegel hat ein recht großes Wirkungsspektrum. Durch ihn wird Altgras herausgekämmt, die Grasnarbe entfilzt und durchlüftet und Platz für die Nachsaat geschaffen. Eine gute Effizienz in dieser Bandbreite erreicht der Grünlandstriegel aber nur, wenn die Grasmatte nicht zu üppig ist. Anderenfalls ist einem Reinigungsschnitt der Vorzug einzuräumen.
Bei einem Reinigungsschnitt, ist je nach Grasmasse zu entscheiden, ob bevorzugt gemulcht oder gemäht werden sollte. Eine Räumung des Mulchmateriales empfiehlt sich bei zu starker Bedeckung der Grasnarbe. Damit wären allerdings mehrere Ar-beitsgänge und häufigere Überfahren nötig. Eine Alternative dazu stellt ein früher Pflegeschnitt mit dem Häcksler in Kombination mit der Verteilung dieses Materiales durch den Miststreuer auf der Fläche dar. Diese Methode wird hin und wieder zur Pflege im Herbst praktiziert. Im Frühjahr ist besonderes Augenmerk auf sehr kurzes Häckselgut und eine dünnschichtige, lockere Verteilung des Mähgutes auf der Fläche zu achten, damit es günstigenfalls im weiteren Wachstumsverlauf tiefer in die Grasnarbe hineinsinken kann. Ist die Auflage die-ses Häckselgutes jedoch zu hoch, sodass ein Ersticken der darunter liegenden Vegetation besteht, ist auch hier ein Abfahren des gemähten Grases notwendig.
Für alle der oben benannten Pflegemaßnahmen ist eine gute Tragfähigkeit des Bodens Voraussetzung. Es gilt, Schäden durch Fahrspuren oder auch eine zusätzliche Verdichtung des Bodens zu vermeiden.
Erst nach der Beräumung bzw. dem Einkürzen stark überwachsener Grasbestände macht die Düngung Sinn. Ob für die jeweiligen Flächen noch eine Gülledüngung zum ersten Aufwuchs in Frage kommen kann, hängt davon ab, wann die Pflegemaßnahmen unter Berücksichtigung der Befahrbarkeit der Flächen möglich sind. Anzustreben ist jedoch direkt zu Vegetationsbeginn eine mineralische Stickstoff (N)-Düngung. Der mineralische Stickstoff ist schnell verfügbar und fördert ein zügiges Wachstum. Das begünstigt somit auch ein Durchwachsen der jungen Gräser durch eine dünne Mulchschicht.
Pflege von Staunässe geschädigter Grasbestände
Ein Teil der Grasbestände in Flussniederungen und tiefer liegenden Flächen stand im Winter über einen langen Zeitraum unter Wasser. Unter dem Sauerstoffmangel dürften viele Gräser gelitten haben, sodass mit Ausfällen und Lücken zu rechnen ist. Der Schaden wird vor allem dort besonders groß sein, wo die Bestände zu lang in den Winter gegangen sind.
Die Pflegemaßnahmen sind auch hier schlagspezifisch zu treffen. Je mehr abgestorbene Pflanzenmasse auf den Flächen liegt, kommt wie oben beschrieben, entweder das Mulchen oder das Mähen auf den im Frühjahr gut abgetrockneten Flächen in Betracht. Das Striegeln macht auf den geschädigten und kurzen Grasnar-ben Sinn und sollte stets mit Nachsaaten kombiniert werden.
Kontrollieren Sie bei den Grünlandflächen, die im Winterhalbjahr unter Staunässe gelitten haben, ob die Entwässerungssysteme funktionstüchtig sind. Staunässe kann auch ein Zeichen von Bodenverdichtungen oder einem zu niedrigem pH-Wert sein. Den Ursachen staunasser Flächen sollte nachgegangen und entsprechende Lösungsmaßnahmen vorgenommen werden.
Pflegearbeit bei Frost?
Wann die Tragfähigkeit der wassergesättigten Böden im Frühjahr gegeben ist, bleibt zu dem gegebenen Zeitpunkt ungewiss. Hinzu kommt, dass es sich bei Grünland-böden oftmals um schwere Standorte mit hoher Wasserhaltekapazität handelt. Es stellt sich die Frage, ob auf diesen Standorten die ersten Pflegemaßnahmen unter Frost vorgenommen werden können.
Die oberste Prämisse muss hierbei sein, das Bodengefüge und die Grünlandnarbe nicht zu beschädigen. Ein zwanghaftes Befahren staunasser Böden verbietet sich. Geeignete Bedingungen sind abzuwarten, auch wenn gegebenenfalls der Vegetationsbeginn bereits überschritten ist. Ein Einkürzen der Bestände auf gefrorenen Boden birgt stets das Risiko, dass der Frost die gemähte Grasnarbe weiter schädigen kann. Das gilt sowohl für das Mulchen als auch für die Mahd mit anschließender Futterräumung. Manche Gräser reagieren bei Frost bereits auf Überfahrten empfindlich, je nach Ausprägung der Frosttemperaturen.
Eine Nutzung im Winterzeitraum kann auch hier nur eine einzelbetriebliche Entscheidung unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse, des Zustandes der Grasfläche und der Witterung bleiben. Ist eine Ernte unter Frost in Überlegung, sollte zuvor abgewogen werden, inwieweit die Qualität des Ernteguts die Kosten einer maschinellen Ernte gerechtfertigt. Eine Beweidung überständiger Grasaufwüchse mit Schafen und leichten Jungtieren stellt eine akzeptable Variante der Nutzung dar, hier aber vorrangig auf leichten, höher gelegenen und nicht-staunassen Böden.
Kurz gelesen
• Die Situation der Grünlandflächen gestaltet sich ausgangs des Winters nach Dauerniederschlägen, Staunässe oder gar Überflutungen sehr unterschiedlich.
• Die Pflegemaßnahmen sind je nach Bedingungen auszurichten und mög-lichst frühzeitig vorzunehmen.
• Für gute Startbedingungen des Grünlandes sind Pflegemaßnahmen im Frühjahr wichtig.
• Prinzipiell müssen für die erforderlichen Pflegearbeiten die Befahrbarkeit des Bodens und ein gut abgetrockneter Zustand gegeben sein.
• Zur Pflege des Grünlandes werden im Frühjahr weitere Informationen gegeben.
• Wo Hochwasserschäden vorliegen, muss eine gesonderte Betrachtung der Kontamination auf den Flächen erfolgen.
Hohe Keimbelastung von Altgras zu erwarten
Der nasse Herbst und Winter 2023 ist keine Ausnahme. Eine ähnliche Situation gab es bereits im Winter 2017/2018. Damals wurden im Frühjahr 2018 Praxisflächen mit überständigem Bewuchs beprobt. Das Ergebnis zeigt Abbildung 1. Daraus geht hervor, dass die Hefebelastung des Frischgrases bereits zu Frühjahresbeginn auf einem hohen Niveau ist. Darüber hinaus ist gleichfalls mit hohen Keimzahlen an verschiedener Pilzgruppen (Mucor-Arten, Verderbarten und produkttypische Arten) zu rechnen. Es ist also zu befürchten, dass die Silagequalität und hierbei vor allem die aerobe Stabilität arg darunter leiden kann.
Nacherwärmungen sind insbesondere vorprogrammiert, wenn das Material uneingeschränkt in das Silo gelangt. Daher sind möglichst alle Maßnahmen der Grünlandpflege und der Grasernte zu ergreifen, um den Eintrag von Altgras bis in das Silo zu vermeiden.
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