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Welsches Weidelgras ist schnittreif

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Aus qualitativer Sicht war eine Ernte der Ackergrasbestände in den Regionen bis Mitte April an vielen Standorten angezeigt, sofern die Witterung es kurzfristig ermöglichte. Geringe Aufwuchshöhen unter 45 cm sowie Kleegrasbestände lassen ein weiteres Abwarten sinnvoll erscheinen.

Die im Sommer des Vorjahres angebauten überjährigen Ackergraskulturen können besonders hohe Futterqualitäten und Ertragsleistungen im ersten Aufwuchs erzielen. Kleegrasbestände erreichen unter diesen Bedingungen ebenfalls hohe Erträge, entwickeln sich im Vergleich zum Welschen Weidelgras jedoch deutlich verzögert.

Stand der Entwicklung

Nach einem sehr frühen Vegetationsbeginn (Temperatursumme 200 °C) Ende Februar sowie im März (400 °C bis 13. KW) und April (600 °C korrigierte Temperatursumme bis 15. KW) fortgesetzt milden Temperaturverläufen konnten die Feldgrasbestände sich insgesamt sehr gut entwickeln. Welsches Weidelgras befindet sich seit einigen Tagen in der Schossphase und bildet strukturreiche junge Halme aus, allerdings sind diese Aufwüchse in der Frischmasse noch sehr wasserreich und werden bei hoher Luftfeuchte und geringer Sonneneinstrahlung nicht schnell genug angewelkt.   

NIRS-Ergebnisse aus der Frischmasse:

Das Welsche Weidelgras erreichte gegenüber der Vorwoche bei günstigen Rohproteingehalten (XP i.TM) und nach deutlichen Rohfaserzunahmen ein für die Konservierung als Milchviehfutter angemessenes Niveau. In den Regionen wurden sehr günstige Rohproteingehalte von 17,7 bis 19,9 % XP i.TM mit Rohfaserwerten von 23,6 % XF (Weser-Leine Bergland) bis 25,6 % XF i. TM (Hannover-Braunschweig) ermittelt.

Trotz angemessener Aufwuchshöhen von 35 bis 45 cm waren die Ertragszuwächse in den Regionen `Westliches Niedersachsen´ und `Küste´ bisher unbefriedigend (23,5 bis 28,5 dt TM/ha), während die Bestände im Weser-Leine Bergland mit durchschnittlich 42,8 dt TM/ha (37,8 bis 47,5 dt TM/ha) bei Aufwuchshöhen um 46 cm ertraglich überzeugten.

Auch die Zuckergehalte lagen im Weser-Leine Bergland bei vergleichsweise günstigen 15,4 % in der Trockenmasse (XZ i.TM). Die Zuckergehalte schwankten jedoch insgesamt stark und lagen an einigen Standorten bei nur 10 % XZ i.TM, was ein sehr effektives Anwelken der Frischmasse erfordern würde, um eine günstigen Gärprozess mit Milchsäurebakterien zu gewährleisten.

Aufgrund der geringen Trockensubstanzgehalte (11,1 bis 13,3 % TS) in der Frischmasse sowie entsprechend hoher Feuchteanteile über 86% lagen bisher, auch aufgrund der meist wechselhaften Witterung und geringer Sonneneinstrahlung, kaum günstige Bedingungen für ein ausreichend rasches Anwelken vor.

Der Kleegrasbestand in Bad Laer (Weser-Leine Bergland) erreichte bei 42 cm Aufwuchshöhe ein Ertragsniveau in Höhe von 36 dt TM/ha mit 25,6 % XF i.TM.

Der Rohproteingehalt ist mit 12,5 % XP i.TM noch gering und kann sich durch Zunahme der Rotkleeanteile noch steigern, ebenso wird dadurch die Futterwertminderung durch Alterung der Gräser abgemildert.

Der in Bassum beprobte Futterroggen hatte am 9. April mit 29,4% XF i.TM bei 16,1% XP i.TM keinen Ertragszuwachs gegenüber der Vorwoche. Der strukturreiche Futterroggen enthält noch immer viel Wasser (12,2 % TS-Gehalt) und müsste auch entsprechend gut angewelkt werden, um bei dem ermittelten geringen Zuckergehalt (9,2% XZ i.TM) günstig zu silieren. Bei sehr ungünstigen Witterungsbedingungen für die Futterkonservierung könnten diese Bestände 2024 ggf. besser flexibel als Getreide zur Körnernutzung oder zur späteren GPS-Ernte im Mai als Substrat für Biogasanlage genutzt werden.

Feldgrasvergleich
Abbildung 1: Futterroggen kann flexibel genutzt werden, Welsches Weidelgras sollte für den Siloschnitt mindestens 45 cm Aufwuchshöhe erreichen.Gerd Lange
Prognose für Welsches Weidelgras bis zum 18. April

Die weitere Entwicklung der Ackergrasbestände nach dem Prognosemodell des Deutschen Wetterdienstes zeigt eine moderate Rohfaserzunahme von täglich 0,1 bis 0,3 % XF i.TM bei Rohproteingehalten in Höhe 14,8 bis 16,9 % XP i.TM bis zum 18. April. Für die Bewertung der Energiedichte wurde in diesem Bericht die Schätzformel der LUFA-Nord-West für die Frischgrasanalyse verwendet. Da die Rohfaseranteile bislang vergleichsweise jung sind und eine hohe Verdaulichkeit der organischen Masse ermöglichen, werden in der Prognose auf Basis der verwendeten Energie-Schätzformel sehr günstige Energiegehalte von 6,4 bis 6.6 MJ NEL/kg TM ermittelt. Auch die prognostizierten Eiweißgehalte werden dann mit 14,7 % bis 17,0 % XP i.TM voraussichtlich noch sehr günstig ausfallen (Tabelle 2).

Aus qualitativer Sicht ist eine Ernte der Ackergrasbestände in den Regionen bis Mitte April an vielen Standorten angezeigt, sofern die Witterung es kurzfristig ermöglichte. Geringe Aufwuchshöhen unter 45-50 cm lassen ein weiteres Abwarten sinnvoll erscheinen, da hier noch mit mit sehr guten Qualitäten in der zweiten Aprilhälfte zu rechnen ist.

Weitere Informationen zur Entwicklung der Feldgrasbestände mit Welschem Weidelgras sowie erste Ergebnisse zu Dauergrünland in den Regionen erhalten Sie in der kommenden Woche!

 


Was nun? - Schnittreife erreicht, Silierbedingungen nicht gegeben

Das Ackergras erreicht in 2024 sehr früh die Schnittreife. Der milde Winter hat das Wachstum nicht eingeschränkt und es erfolgte vielerorts ein Durchwachsen der Bestände. Unter normalen Witterungsbedingungen wäre der Sachverhalt positiv, denn die Ackerfläche könnte früh für die nachfolgende Kultur vorbereitet werden. Die Witterungsbedingungen sind seit langer Zeit aber nicht normal. Die Böden sind noch nass und unbefahrbar. Für ein Anwelken des Mahdgutes fehlen bislang die Schönwetterbedingungen.

Aktuell kann nur abgewartet werden, denn Fahrspuren schädigen die Ackerfläche und fehlvergorenes Futter ist mit hohen Verlusten an Masse und Energie verbunden und zudem für unser Milchvieh abträglich.

Die bevorzugte Empfehlung kann nur lauten, bessere Silierbedingungen abzuwarten und die Minderung des Futterwertes des Ackergrases auf der Fläche in Kauf zu nehmen.

Je nach Standort und Region muss einzelbetrieblich entschieden werden, wann und mit welchen Hilfsmitteln die Silierung des Ackergrases erfolgen kann.

Eine Option ist das gemeinsame Silieren des etwas überständigen Ackergrases mit einem frühen Schnitt der Dauergrünlandflächen. So könnte die Futterqualität des ersten Aufwuchses dennoch auf einem guten Level gehalten werden, gute Silierbedingungen zu diesem Zeitpunkt vorausgesetzt.

Bei leichteren Standorten kann das Abtrocknen der Flächen schneller gelingen. Kurze Schönwetterperioden sind dann durchaus für die Ernte und das Silieren des Ackergrases zu nutzen. Um die Gärqualität abzusichern, sollte man sich auf den Siliermitteleinsatz frühzeitig vorbereiten. Chemische Siliermittel für die Wirkungsrichtung 1a (schwer vergärbares Siliergut) könnten bei weiterer Unbeständigkeit des Wetters für den ersten Aufwuchs eine größere Rolle spielen als biologische Produkte. Sie sind vor allem dann zu bevorzugen, wenn das Welken nicht sicher gelingt und eher verschmutztes Futter in das Silo gelangt.

Dr. Christine Kalzendorf