Siliermittel als festen Bestandteil im Silierverfahren zu integrieren, gehört zu den Standards erfolgreich wirtschaftender Betriebe. Richtig eingesetzt, werden durch Siliermittel Verluste reduziert sowie das Konservierungsergebnis verbessert. Was bei der Produktwahl und der Dosierung zu beachten ist, wird nachfolgend beschrieben.
Siliermittel – Von Produktwahl bis zur Dosierung zum Erfolg.
Für erfolgreich wirtschaftende Betriebe steht der Siliermitteleinsatz nicht in Frage, er ist fester Bestandteil im Produktionsverfahren der Silagebereitung. Siliermittel werden hier bewusst prophylaktisch angewandt, um Trockenmasse- sowie Nährstoffverluste gering zu halten, die Haltbarkeit der Silagen zielgerichtet zu beeinflussen und in dem Zusammenhang die Schmackhaftigkeit zu verbessern. Letztendlich wirkt sich all das positiv auf die Futtereffizienz aus.
Zwei Punkte sind für die erfolgreiche Anwendung von Siliermitteln zu berücksichtigen. Dazu gehört

Prophylaktischer Einsatz macht Sinn
Bei dem prophylaktischen Siliermitteleinsatz für die Grassilagebereitung geht man von normalen Anwelk- und Silierbedingungen aus. Demzufolge ist das Siliergut sowohl aufgrund überwiegender Anteile des zuckerreichen Deutschen Weidelgrases als auch durch ein effizientes Anwelken bis in den Trockenmassebereich ab 28 bis maximal 40 % gut silierfähig. Unter diesen Einsatzbedingungen sind besonders biologische Siliermittel auf Basis homofermentativer Milchsäurebakterien zu empfehlen. Es darf auch gerne eine Mischung von homo- und heterofermentativen Silierzusätzen verwendet werden.
Schlechte oder zu gute Anwelkbedingungen
Je extremer sich aber die Silierbedingungen gestalten und sich von dem oben beschriebenen Optimum entfernen, desto wichtiger ist die exakte Produktwahl.
Kann ein Anwelken nicht hinreichend erfolgen und werden Trockenmassegehalte von 28 % nicht erreicht, können biologische Impfprodukte an ihre Grenzen kommen. In solchen Fällen geht es darum, Fehlgärungsprozesse durch Buttersäurebildung zu unterbinden. Heterofermentative Milchsäurebakterien sind in solchen Fällen fehl am Platz. Nur ausgewiesene homofermentative Milchsäurebakterien haben in den feuchten und noch nicht extrem nassen Grenzbereichen das Vermögen, die Gärqualität zu sichern. Diese Impfpräparate sollten dann mindestens das DLG-Gütezeichen in der Wirkungsrichtung 1b besitzen. Das Gütezeichen 1b steht für eine nachgewiesene Produktwirkung im mittelschwer vergärbaren Bereich.
Im nassen und damit schwer vergärbaren Futter sind die Silierbedingungen so ungünstig, dass homofermentative Milchsäurebakterien in aller Regel nicht mehr hinreichend wirksam sind. Diese Silierbedingungen sind der typische Anwendungsfall für bestimmte chemische Siliermittel mit dem DLG-Gütezeichen 1a. Das DLG-Gütezeichen 1a wird für Siliermittel vergeben, die im schwer vergärbarem, also auch sehr nassem Bereich Fehlgärungen verhindern oder zumindest deutlich einschränken können. Bislang konnten nur chemische Silierzusätze diesen Wirkungsgrad nachweisen. Die Wirkstoffe dieser Produkte hemmen die Aktivität von unerwünschten Gärkeimen. Die auf dem Futter natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien werden hingegen nicht beeinträchtigt.
In der Praxis ist das Bergen extrem nassen Futters eher selten. Das deutlich größere Problem besteht vielmehr darin, den gewünschten Trockenmassebereich nicht zu überschreiten. So geht aus Abbildung 1 hervor, dass die in Niedersachsen produzierten Grassilagen in den zurückliegenden Jahren eher viel zu trocken als zu nass geborgen wurden. Selbst in dem niederschlagsreichem Jahr 2023 wiesen 40 Prozent der Grassilagen Trockenmassegehalte oberhalb von 40 % auf. Zu starkes Anwelken birgt die Gefahr des schnellen Futterverderbes in der Verfütterungsphase durch das Erwärmen und Verpilzen. Für derartige Silierbedingungen gibt es wiederum spezielle Silierzusätze, die entweder biologischer oder chemischer Herkunft sind. Silierzusätze, die das Vermögen haben, den aeroben Verderb zu verhindern, erkennt man durch das DLG-Gütezeichen der Wirkungsrichtung 2. Die Inhaltsstoffe von Siliermitteln zur Verbesserung der Haltbarkeit bei Öffnung des Silos unterscheiden sich grundlegend von den Silierzusätzen, die zur Unterdrückung von Fehlgärungen zum Einsatz kommen. Das gilt es bei der Produktwahl stets zu beachten.
Auch für die Siliermittelanwendung zur Verhinderung der Nacherwärmung stellt sich der Wirkungsgrad zwischen biologischen und chemischen Produkten ähnlich dar wie oben bereits erklärt. Die biologischen Impfkulturen auf Basis heterofermentativer Milchsäurebakterien können keine extrem schwierigen Silier- und Entnahmebedingungen ausgleichen. Je ungünstiger die Situation in Bezug auf die Silier- und Fütterungsbedingungen sind, desto ratsamer ist die Anwendung chemischer Siliermittel. Abbildung 2 gibt eine Empfehlung zu der möglichen Auswahl von Silierzusätzen in der Wirkungsrichtung 2 unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen hinsichtlich Silierarbeit und Fütterungspraxis. Was man unter guten bzw. schlechten Silier- und Entnahmebedingungen versteht, ist in Tabelle 1 erläutert.
Noch einfacher können Sie das passende Siliermittel für ihre Grassilagebereitung finden, wenn Sie sich anhand einer stetig aktualisierten online-Entscheidungshilfe orientieren. Diese wurde von dem Bundesarbeitskreis Futterkonservierung erarbeitet. Über den hier abgebildeten QR-Code gelangen Sie direkt auf diese Seite. Alternativ finden Sie diese Entscheidungshilfe zur Produktauswahl von Silierzusätzen auch auf der Homepage der DLG (https://siliermittel.dlg.org/ ). Alle Abfragen in dem Programm dienen dazu, Ihnen entweder ein Produkt zu empfehlen, welches bevorzugt Fehlgärungen verhindert (Wirkungsrichtung 1) oder Produkte zur Verbesserung der aeroben Stabilität zu benennen (Wirkungsrichtung 2).
Entscheidungshilfe zum Siliermitteleinsatz
Neben der richtigen Mittelwahl sind für den optimalen Wirkungseffekt von Siliermitteln eine gleichmäßige Verteilung des Produktes im Futterstapel und die Beachtung der vom Hersteller empfohlenen Anwendungsmenge von hoher Bedeutung.
Für die Applikation von Siliermitteln in flüssiger oder in granulierter Form steht eine entsprechende Auswahl von Dosiergeräten zur Verfügung.
Am Feldhäcksler kann das Siliermittel über Düsen direkt vor dem Einzug in die Häckseltrommel oder am Auswurfkrümmer appliziert werden. Da biologische Siliermittel keine hohen Temperaturen vertragen, ist darauf zu achten, dass sich die gebrauchsfertigen Siliermittelsuspensionen nicht durch maschinelle Abwärme erhitzen.
Am Ladewagen oder bei Rundballenpressen erfolgt die Beimengung des Siliermittels zumeist oberhalb der Pickup, im Einzugskanal.
Je nachdem, ob vorzugsweise flüssige oder streufähige Siliermittel zur Anwendung kommen, bedarf dies einer unterschiedlichen Dosierungstechnik.
Zum Beimpfen des Futters mit Milchsäurebakterien sind nur geringe Aufwandmengen zwischen 1 bis 2 Liter je Tonne erforderlich. Hingegen werden für den richtigen Einsatz von chemischen Siliermitteln deutlich höhere Dosierungen von bis zu 6 Liter je Tonne (bzw. kg / Tonne FM) benötigt. Demzufolge muss die Pumpleistung des Dosiergerätes entsprechend variabel sein, vor allem, wenn beide Produktgruppen zum Einsatz kommen sollen.
Einige Hersteller von Dosiergeräten bieten auch technische Applikationsformen für Milchsäurebakterien an, die mit extrem geringen Aufwandmengen von weniger als 300 ml eines Bakterienkonzentrates je Tonne arbeiten. Um bei diesen Minimalmengen noch eine akzeptable Dosierung zu ermöglichen, bedarf es nicht nur geeigneter technischer Komponenten wie Spezialzerstäuber und Präzisions-Dosierpumpen, sondern auch einer Kontrolle der erzielten Aufwandmenge. In der Praxis hat sich zur Ermittlung der exakten Aufwandmenge des Siliermittels die Wägung von mindestens drei Silierwagen und die Bemessung des Siliermittelverbrauches bewährt.
Wir fassen zusammen
Sollen Siliermittel umfassend wirken, bedarf es der Vorbereitung.
Sie müssen je nach Anwendungsfall ausgewählt werden. Räumen Sie sich bei Ihrem Siliermittelhändler günstigenfalls eine Umtauschmöglichkeit ein, wenn das vorab ausgewählte Siliermittel nicht den erwarteten Silier- und Witterungsbedingungen entspricht.
Nutzen Sie DLG geprüfte Siliermittel. Die Wirkungsrichtungen sind dort deklariert und die Wirkungen von unabhängigen Einrichtungen geprüft.
Grundsätzlich ist eine gleichmäßige Behandlung des Siliermittels mit dem Futterstrom durch Dosiergeräte zu gewährleisten.
Die Einhaltung der Silierregeln ist Grundvoraussetzung für eine hohe Wirksamkeit der Siliermittel.
Bei sehr ungünstigen Silier- oder auch Fütterungsbedingungen ist der Einsatz chemischer Siliermittel zu bevorzugen.