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Grassilagebereitung – Verdichtungsleistung im Fokus

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Mit dem Regen wird das Graswachstum sprunghaft vorankommen. Es gilt, die Grasernte vorzubereiten. Welche Stellschrauben für eine hohe Verdichtungsleistung zu setzen sind, lesen Sie nachfolgend.

Grassilagebereitung - Verdichtungsleistung im Fokus

 

Anders als im Vorjahr waren die Grünlandflächen frühzeitig befahrbar. Düngungs- und Pflegearbeiten konnten rechtzeitig erfolgen. Nun werden unbedingt nennenswerte Niederschläge gebraucht, damit sowohl der Dünger zur Wirkung als auch das Wachstum insgesamt in Gang kommen kann. Im Rahmen der Grünlandreifeprüfung wird über die weitere Entwicklung aktuell wöchentlich berichtet. Damit ist es auch an der Zeit, sich auf die bevorstehende Grasernte vorzubereiten.

 

Oft wird in Beratungsfällen deutlich, dass die Verdichtungsarbeit eine Schwachstelle bei der Silierarbeit ist. Eine hohe Lagerungsdichte zu erzielen, hat nicht nur etwas mit den Gewichten der Walzschlepper und dem kontinuierlichen Fahren zu tun. Die Stellschrauben sind vielfältig und allesamt wichtig, um Lagerungsdichten oberhalb von 230 kg TM/m³ zu erzielen. 

 

Silogeometrie

Die Planung der Silogeometrie gehört zu einer Maßnahme der Grasernte, die es zu bedenken gilt. Letztendlich sollten die zu verdichtenden Schichtdicken bei maximal 20 cm, besser noch bei etwa 15 cm liegen. Ideale Vorarbeit leisten Lade- bzw. Silierwagen, die mit Dosierwalzen ausgerüstet sind. Doch auch die Silogrundfläche muss passen. Höhere Schichten, bedingt durch eine zu kleine Silogrundfläche und große Transportvolumina, erschweren die Walzarbeit erheblich.

Die Silogeometrie hat zudem Einfluss auf die Haltbarkeit der Silagen während des Verfütterungszeitraumes, denn sie wirkt sich auf den wöchentlichen Futtervorschub aus. Anzuraten ist ein wöchentlicher Futtervorschub von mindestens 2,50 m je Kalenderwoche, und zwar unabhängig von der Fütterungsperiode im Sommer oder Winter.  Wie sich die Silobreite und Futterstockhöhe in Abhängigkeit der Tierzahl gestalten, zeigt Tabelle 1.

 

Schnittlänge

Kurzes Häcksel- bzw. Schnittgut zahlen sich für eine hohe Lagerungsdichte ebenfalls aus. Im Allgemeinen werden Empfehlungen im Bereich von 4 bis maximal 6 cm ausgesprochen, je nach Trockensubstanzgehalt und Alter (Rohfaserniveau) des Siliergutes. Doch geht der Trend mit 2 bis 4 cm zu deutlich kürzeren Einstellungen. Hier sei angemerkt, dass es sich bei den Angaben um theoretische Schnitteinstellungen handelt. Welche tatsächliche Schnittlänge erreicht wird, hängt von der Zuführung des Erntegutes zur Schnittebene ab, die sich in der Praxis unterschiedlich gestaltet und nicht steuerbar ist. Daher ist davon auszugehen, dass bei theoretischer Schnittlänge von 3 cm im Durchschnitt eher die oben aufgeführten 4 bis 6 cm Schnittlängen in der praktischen Umsetzung erreicht werden.

Mit dem Häcksler lässt sich im Vergleich zum Ladewagen eine bessere Konstanz der eingestellten Häcksellänge erzielen. Überständiges oder stark angewelktes Futter ist deshalb bevorzugt mit besonders kurzer Häcksellänge von ≤ 3 cm zu häckseln, damit eine sorgfältige Verdichtungsarbeit erfolgen kann.

Kurzes Schnitt- oder Häckselgut lagert nicht nur dichter, sondern es stellt auch Nährstoffe für Gärungsbakterien umfassender zur Verfügung. Mit jeder Anschnittfläche ist der Zugang zu Pflanzenzucker besser gewährt. Das beschleunigt die erste Gärphase und trägt damit zur Absicherung der Gärqualität bei.

 

Effizient anwelken

Gute Verdichtung kann nur gelingen, wenn nicht zu stark angewelkt wird. Anwelkgrade oberhalb von 45 % TM sind bei der Grasbergung in Fahrsiloanlagen zu vermeiden. Nicht nur die Verdichtungsleistung ist damit erschwert, sondern auch die Intensität der Gärprozesse.

Die Schlagkraft der gesamten Erntekette ist deshalb entscheidend. Stimmen Sie die einzelnen Verfahrensschritte von der Mahd, über das Breitstreuen, Wenden, Schwaden und die Futterbergung gut aufeinander ab. In die Überlegungen ist hierbei gleichfalls mit einzubeziehen, dass die obere Schicht im Silo ebenfalls nicht Welkgrade über 40 … 45 % TM aufweist, sondern vorzugsweise deutlich darunter liegt. Eine Option ist es beispielsweise, Flächen bewusst später zu mähen.

 

Intensive Walzarbeit

Grasernte
GrasernteDr. Christine Kalzendorf

Für Grassilagen mit Trockenmassegehalten von 30 bis 40 % wird ein Verdichtungsgrad von mindestens 230 bis circa 250 kg TM/m³ gefordert. Um diese anspruchsvollen Größenordnungen zu erreichen, ist es wesentlich, dass die Leistung des Walzschleppers auf die Bergeleistung abgestimmt ist. Seitens der Walzschleppertechnik sind folgende Grundsätze zu beachten, um hohe Lagerungsdichten gewährleisten zu können:

  • je Walzfahrzeug nicht mehr als 15 – 20 t TM je Stunde verdichten (entspricht bei TM-Gehalten von 35 % etwa 40 bis 60 t Frischmasse /Stunde)
  • mindestens drei Überfahrten pro Futterschicht einplanen
  • eine zwei- bis dreiminütige Verdichtungsarbeit je Tonne Erntegut gewährleisten
  • die Schichtdicken sollten bei 15 cm liegen und 20 cm nicht überschreiten
  • Walzgeschwindigkeiten von 4 bis 6 km/h einhalten
  • hohen Reifendruck von mindestens 2,0 bis 3,5 bar einstellen,
  • möglichst auf Zwillingsbereifung verzichten oder damit nur einseitig arbeiten und hohen Punktdruck durch schmale Reifen und hohes Walzgewicht anstreben.

 

Sicherer Luftabschluss

Nach ausreichendem Nachwalzen empfiehlt sich ein unmittelbares Abdecken des Silos. Die Umsetzungsprozesse im Futterstapel beginnen sofort, allerdings zunächst durch verlustträchtige Atmungsprozesse. Nur unter Ausschluss von Luft kann die Gärung beginnen.

Verschimmelte Partien an der Silooberfläche stehen nicht selten im Zusammenhang mit einem verzögerten Luftabschluss. Oft ist das Futter in der oberen Futterschicht zu stark angewelkt und es federt ohne steten Walzdruck wieder zurück. Ähnlich wie ein Wattebausch dehnt sich das Futter aus und Luft kann in die tiefere Futterschichten eindringen. Das bietet Schimmelpilzen beste Überlebenschancen.

Eine sorgfältige Siloabdeckung ist mit zwei Folienlagen gewährt: einer Unterziehfolie mit einer Foliendicke von 40 bis 50 mm und einer Silofolie mit einer Dicke von 120 bis 200 mm. Die Silokanten sind vollständig mit Sand und Kiessäcken auszulegen, so dass die Folie auch bei einer starken Gasbildung im geschlossenen Futterstapel fest verankert bleibt. Wird zu guter Letzt über das gesamte Silo ein Siloschutznetz gelegt, bietet dieses weiteren Schutz vor Schäden unterschiedlicher Art. 

 

Was für die Grasernte noch zu beachten ist

Achten Sie auf die Schnitthöhe, die nicht unterhalb von 7 cm bei schnittbetonten und damit recht offenen Grasnarben liegen sollte. So reduzieren Sie den Eintrag von Erdmaterial aber auch von abgestorbenem Altgras, welches nach dem Schleppen und Striegeln im unteren Bodenbereich liegt.

Ein zu tiefer Schnitt verzögert zudem den Wiederaustrieb des Grasbestandes, was zu Lasten des Ertrages für den zweiten Aufwuchs geht.

Tabelle 2 gibt einen Überblick, mit welchen pflanzenbaulichen oder siliertechnischen Maßnahme auf die Grassilagequalität gezielt Einfluss genommen werden kann.

 

Wir halten fest

Um Gärprozesse schnell, intensiv, effizient und damit so verlustarm wie möglich auf den Weg zu bringen, müssen alle Silierregeln Beachtung finden.

Ein wichtiger Baustein hierbei ist die Gewährleistung einer hohen Lagerungsdichte.

Nicht nur ein intensives Walzen ist dafür erforderlich, sondern auch die Silogeometrie, die Schnittlänge, das Anwelken und Abdecken des Silos.

Noch mehr Details zur richtigen Walzarbeit finden Sie unter dem Webcode 01034406 auf der Homepage der LWK Niedersachsen.