Welches Siliermittel für die Maissilagebereitung?
Silomais gehört zu einer leicht vergärbaren Pflanze. Problematisch stellt sich jedoch das Risiko der Nacherwärmung dar. Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 (zur Verbesserung der aeroben Stabilität) können das Ausmaß dieses unerwünschten Prozesses mindern oder gar unterbinden, je nach Mittelwahl. Wie die Siliermittel wirken und unter welchen Bedingungen biologische oder chemische Produkte zu empfehlen sind, wird hier beschrieben.
Trotz hervorragender Einhaltung wesentlicher Silierregeln kann es zu Nacherwärmungen von Silagen kommen. Ursache sind sehr flexible Keime wie Hefen oder hartnäckige Schimmelpilze, darunter auch der Blauschimmelpilz. Diese lassen sich in aller Regel nur durch geeignete Siliermittel unterdrücken.
Siliermittel gegen Nacherwärmung
Damit stellt sich schon die Frage, was denn geeignete Siliermittel sind. Legt man das in der Abbildung 1 aufgeführte Schema zugrunde, so hängt die Produktwahl von den Silier- und Entnahmebedingungen ab. Demzufolge sind biologische Silierzusätze bei guter Silier- und Entnahmepraxis ausreichend in ihrer Wirksamkeit. Dabei sollten die biologischen Impfpräparate entweder ausschließlich heterofermentative Milchsäurebakterien enthalten oder eine Mischung von Homo- und Heterofermentern sein.
Bei ungünstigen Silier- und Entnahmebedingungen kann die Nacherwärmungsflora nur mit chemischen Silierzusätzen bzw. der Kombination beider Produktgruppen unterdrückt werden. Was als gute oder schlechte Silier- bzw. Entnahmebedingungen betrachtet wird, ist Tabelle 1 zu entnehmen.
Dieses in Abbildung 1 dargestellte Schema dient als Entscheidungshilfe für den Siliermitteleinsatz mit dem Ziel, der Nacherwärmung zu begegnen. Es wird auch deutlich, dass die biologischen Produkte in ihrer Wirksamkeit an gewisse Grenzen kommen.
Impfpräparate gegen Nacherwärmung
Daher zunächst ein kleiner Einblick in die Wirkungsweise von biologischen Produkten, die für das Einsatzgebiet der Verbesserung der aeroben Stabilität angeboten werden. Im Allgemeinen enthalten diese Silierzusätze heterofermentative Milchsäurebakterien. Diese setzen den Pflanzenzucker oder auch Milchsäure zu Essigsäure um. Dabei wirkt nicht der gesamte Essigsäuregehalt, welcher im Untersuchungsbefund nachgewiesen werden kann, hemmend auf Hefen, sondern nur der undissoziierte Anteil. Wie hoch der undissoziierte Anteil ist, hängt vom pH-Wert der Silage ab. Je niedriger dieser ist, desto höher auch die Wirksamkeit. Demzufolge ist die Wirksamkeit immer auch an eine intensive Milchsäuregärung zur Ansäuerung gekoppelt
Dieses Grundprinzip gilt im Übrigen auch für die Wirkstoffe von chemischen Silierzusätzen.
Setzen sich biologische Siliermittel aus Mischungen von homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien zusammen, so haben die Homofermenter die Aufgabe, zu einer raschen Gärung mit einer effizienten pH-Wertabnahme beizutragen. Die Säuerung des Futters verstärkt nicht nur den Wirkungsgrad von Siliermittelsubstanzen, sondern es werden zugleich viele unerwünschte Gärkeime unterdrückt.
Nicht immer arbeiten homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien zeitgleich. Manche heterofermentativen Milchsäurebakterien bilden die Essigsäure erst verzögert, was ab und zu durch eine zweite Gärgashaube sichtbar wird. Vor dem Hintergrund ist ein langer Siloverschluss von mindestens 6 Wochen ratsam. Die Wirkung zur Unterdrückung der Hefen ist nur bei einem hinreichenden Durchsilieren gegeben. Eine hohe Wirksamkeit wird auch nur dann erreicht, wenn ausreichende Mengen von der undissoziierten Essigsäure vorhanden sind. Dies ist trotz des Impfzusatzes schwer steuerbar, auch wenn durch optimale Trockenmassegehalte der Silage ein kräftiges Silieren und damit eine effiziente pH-Wertabnahme bewirkt wird.
Höherer Wirkungsgrad mit Chemie
Chemische Siliermittel werden in der Praxis selten genutzt. Zum einen sind sie kostenintensiver als biologische Produkte. Zum anderen begegnet man ihrer Handhabung hinsichtlich Korrosivität sowie den höheren Aufwandmengen immer noch mit Skepsis. Der Vorteil der chemischen Siliermittel besteht eindeutig in dem hohen Wirkungsgrad. Das Spektrum zur Keimhemmung umfasst nicht nur Hefen, sondern auch vielzählige Arten an Schimmelpilzen, je nach Wahl des Wirkstoffes. Die Wirksamkeit auf Hefen und Pilze von Siliersalzen zeigt Abbildung 2. Eindeutig ist daraus zu entnehmen, dass von Benzoat ein sehr breites Wirkungsspektrum erfasst wird, gefolgt von Sorbat und Propionat und erst zum Schluss von Acetat (Salz der Essigsäure).
Ergänzend und nur für den Vergleich mit den üblichen Wirksubstanzen chemischer Siliermittel ist in der Abbildung auch Formiat (Salz der Ameisensäure) aufgeführt. Formiat hat auf Hefen und Pilze keine Wirkung, die Substanz trägt eher zur Ansäuerung bei.
Aus Abbildung 2 geht auch hervor, dass sich die Bandbreite der Hemmwirkung auf die Nacherwärmungskeime vergrößert, je mehr Kohlenstoffatome der verwendete Wirkstoff besitzt.
Wie oben für die Essigsäure schon beschrieben, gibt es zwischen den chemischen Siliermitteln und dem pH-Wert gleichfalls ein Zusammenspiel. Prinzipiell dissoziieren die Siliersalze in einem sauren pH-Milieu und es erfolgt ein „Umbau“ zur Säure. Hiervon können die undissoziierten Säureanteile in die Zellen von Pilzen und Hefen eindringen. Dort werden bestimmte Enzymsysteme blockiert. In der Folge kommt es zu einer Inaktivierung des Verderbkeimes. Somit erklärt sich der größere Wirkungsbereich chemischer Silierzusätze.
Die Anwendung lohnt insbesondere dort, wo die Schwachstellen im Silohaufen liegen, also im oberen Bereich des Silos. Um Futterverluste zu reduzieren, ist es sinnvoll, den oberen Schichtbereich des Futterstapels (etwa 50 cm Schicht von oben) mit einem chemischen Siliermittelzusatz zu behandeln, während der Kernbereich beispielsweise mit einem biologischen Produkt beimpft werden kann.
Ergänzend sei noch bemerkt, dass sich das Handling dieser chemischen Produkte, die bevorzugt Neutralsalzlösungen sind, verbessert hat. Das betrifft auch die Eigenschaft der Korrosivität. Um Salzablagerungen nach der Siliermittelanwendung zu vermeiden, sollte am Ende einer Silierperiode bzw. des Siliertages unbehandeltes Futter noch einmal durch die Maschinen laufen.
Siliertechnik unterstützt Wirkeffekt von Siliermitteln
Siliertechnisch muss alles dafür getan werden, den pH-Wert schnell und ausreichend tief zu senken. Neben einer guten Verdichtung und Siloabdeckung ist in dem Zusammenhang auch der Trockenmassegehalt von Bedeutung. Im TM-Bereich von 28 bis 35 % sind intensive Gärvorgänge zu erwarten. Der pH-Wert sinkt damit schnell auf ein Niveau von unter 4,0. Das Siliermittel kann deshalb gleichfalls rasch wirksam werden.
Anders verhält es sich bei einer weit fortgeschrittenen Abreife durch zu spätem Schnitt und TM-Gehalten oberhalb von 35%. Die Fermentation verläuft träge und der pH-Wert sinkt nur langsam. Somit verzögert sich die Wirkung des Siliermittels.
Mit Dosiergeräten arbeiten
Siliermittel können nur bei gleichmäßiger, homogener Einmischung in den Futterstrom mit der vorgeschriebenen Aufwandmenge wirksam werden. Die für biologische oder chemische Siliermittel geeigneten Dosiergeräte mit den entsprechenden Pumpleistungen sind daher prinzipiell zu nutzen.
Je nachdem, ob vorzugsweise flüssige oder streufähige Siliermittel zur Anwendung kommen, stehen unterschiedliche Dosierungstechniken zur Verfügung.
Am Feldhäcksler kann das Siliermittel über Düsen direkt vor dem Einzug in die Häckseltrommel oder am Auswurfkrümmer appliziert werden. Bei der Anwendung biologischer Siliermittel, ist darauf zu achten, dass sich die gebrauchsfertigen Siliermittelsuspensionen nicht durch maschinelle Abwärme erhitzen. Zu hohe Temperaturen inaktiviert die Milchsäurebakterien.
Es ist zudem vorab die Frage zu klären, ob mit dem Dosiergerät ausschließlich nur Milchsäurebakterien oder nur chemische Siliermittel oder beide Produktgruppen appliziert werden sollen.
Das Beimpfen des Futters mit Milchsäurebakterien erfolgt mit relativ geringen Aufwandmengen von 1 bis 2 Liter je Tonne. Hingegen werden für den sachgerechten Einsatz von chemischen Siliermitteln deutlich höhere Dosierungen von bis zu 6 Liter je Tonne (bzw. kg / Tonne FM) benötigt. Demzufolge muss die Pumpleistung des Dosiergerätes entsprechend variabel sein, wenn beide Produktgruppen zum Einsatz kommen sollen.
In der Praxis hat sich zur Ermittlung der exakten Aufwandmenge des Siliermittels die Wägung von mindestens drei Silierwagen bei gleichzeitiger Erfassung des Siliermittelverbrauches bewährt.
Geht auch Viehsalz?
Oft wird in Beratungsgesprächen gefragt, ob auch Viehsalz eine Alternative zu den recht preisintensiven chemischen Siliermitteln wäre. Viehsalz und Siliersalze unterscheiden sich grundlegend in ihrer chemischen Zusammensetzung. Nur die Siliersalze der Wirkungsrichtung 2 (zur Verbesserung der aeroben Stabilität) sind aufgrund ihrer Hemmsubstanzen in der Lage, die Nacherwärmungsflora weitestgehend auszuschalten bzw. die Aktivitäten dieser Keime zu verzögern.
Zusammenfassung
Während des Verfütterungszeitraumes unterliegen Maissilagen einem raschen Futterverderb durch Hefen und Schimmelpilze.
Viel Sorgfalt bei der Silierarbeit trägt nicht zuverlässig zur Problemlösung bei.
In vielen Fällen sollte der Nacherwärmung durch einen geeigneten Siliermittelzusatz begegnet werden.
Ob biologische, chemische Siliermittel oder auch die Kombination von beiden Produktgruppen zur Anwendung kommen sollte, hängt von den Gegebenheiten der Silier- und Entnahmebedingungen ab.
Nutzen Sie auch die Entscheidungshilfe über die DLG-Homepage (siehe QR-Code im Anhang) zur Produktauswahl.
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