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Problemfall Nacherwärmung: Viel Obacht auf Silier- und Fütterungsregeln legen

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Die Mehrzahl der Maisflächen präsentiert sich kurz vor der Ernte in einem guten Zustand. Hohe Erträge sind in 2023 zu erwarten. Nun kommt es auf eine verlustarme Ernte und Silierung sowie auf das Vermeiden von Nacherwärmungen während des Verfütterungszeitraumes an. 

 

Die Maisbestände in Niedersachsen haben sich außerordentlich gut entwickelt. Sie lassen im Allgemeinen sehr gute oder fast schon überragende Erträge erwarten. Gemäß den ersten Ergebnissen der Maisreifeprüfung erfolgt die Abreife innerhalb eines Bestandes erfreulich gleichmäßig. Es kommt nun darauf an, die weitere Entwicklung im Blick zu haben, den optimalen Erntezeitpunkt zu treffen und das Erntegut mit der Silierung verlustarm zu konservieren. 

Worauf es bei der Silierung ankommt
Der Silomais bietet dazu als leicht vergärbare Futterpflanze die besten Voraussetzungen. Zu Fehlgärungsprozessen kann es bei entsprechender Sorgfalt des Silierverfahrens normalerweise nicht kommen. Silierverluste sind in aller Regel gering. Die meisten Verluste treten erst bei Öffnung und Verfütterung der Maissilagen auf und zwar stets dann, wenn die Silagen warm werden und damit allmählich verderben. 
Um diese unerwünschten Stoffumsetzungen zu verhindern, ist die Einhaltung wesentlicher Silier- und Fütterungsregeln erforderlich.
Mängel in der Siliertechnik wirken sich in erster Linie auch auf die Nacherwärmung aus.  

Verdichtung bei der Maisernte
Verdichtung bei der MaisernteDr. Christine Kalzendorf
Das Ziel muss es sein, eine hohe Verdichtung von mindestens 230 bis etwa 270 kg TM/m³ bei Trockenmassegehalten in dem Bereich von 28 bis etwa 35 % zu erreichen. Nicht die Bergeleistungen der leistungsstarken Exakthäcksler bestimmen die Geschwindigkeit der Ernte, sondern vielmehr die Kapazitäten der Walzschlepper.  Bei hohem Auflagedruck der Walzfahrzeuge und einer langsamen Überfahrt (4 – 6 km/h) ist ein Verdichtungsaufwand von 2 bis 3 Minuten je Tonne Erntegut zu gewährleisten. Dünne Futterschichten mit Schichtstärken von 15 bis maximal 20 cm verstärken die Walzarbeit. Für die letzten Futterschichten darf die Walzarbeit durchaus noch einmal intensiviert werden. Eine unverzügliche und sorgfältige Abdeckung des Silos mit mindestens zwei Folienschichten (Unterzieh- und Silofolie) sowie das hinreichende Befestigen des Silofußes gehören zum Standard der Silierregeln.
Ein häufiger Fehler in der Praxis ist das zu frühzeitige Öffnen des Maissilos. Im schlimmsten Fall bleibt sogar eine Seite für die sofortige Verfütterung offen. In beiden Fällen wird damit einerseits der Silierprozess gestört, für welchen die Abwesenheit von Luft unabdingbar ist. Andererseits ist die Hemmung unerwünschter Gärkeime und der Nachgärflora unzureichend. Sogar der gefährliche Blauschimmelpilz kann durch eine lange Verschlussphase des Silos reduziert werden, da er auf das im Silo gebildete Kohlendioxid empfindlich reagiert. Für ein hinreichendes Durchsilieren des gesamten Futterstapels sollte das Silo mindestens 6, besser sogar noch 8 Wochen geschlossen bleiben.  Wird im Erntezeitraum bereits Silomais für die Verfütterung benötigt, ist entweder für diesen Zweck ein separates Silo anzulegen oder eine tägliche Frischverfütterung in Betracht zu ziehen.      

Entnahme am Maissilo
Entnahme am MaissiloDr. Christine Kalzendorf
Fehler bei der Futterentnahme 
Für das Nacherwärmen von Maissilagen gibt es stets mehrere Ursachen. Mit einem angepassten Futtervorschub könnte in vielen Betrieben das Problem vermieden werden. So ist ein wöchentlicher Futtervorschub von mindestens 2,50 m anzustreben. Häufig sind die Silomieten aber viel zu hoch und zu kurz angelegt, da es im Allgemeinen an Siloplatz mangelt. Bei unzureichendem Futtervorschub wird die Nacherwärmungsflora unter Luftzutritt gefördert. Kommen dann noch warme Umgebungstemperaturen hinzu, beschleunigt dies zusätzlich die Vermehrungsrate. Auch die Art und Weise der Futterentnahme und der Verdichtungsgrad des Silofutterstockes beeinflussen die Nacherwärmung. Wird die Maissilage mit der Entnahmetechnik herausgezogen und die Anschnittfläche damit eher gelockert, kann Luft in die Tiefe des Futterstapels eindringen. Das fördert die Vermehrung von Hefen, Pilzen und Acetobactern. Ähnliches kann auch bei unzureichender Verdichtung des Futterstapels beobachtet werden. Befindet sich die Anschnittfläche dann noch auf der Windseite, dringt der Luftstrom ungehindert in die Tiefe des Futterstockes. Im Winter kann es dann ratsam sein, die Anschnittfläche durch das Herunterklappen und Befestigen der Silofolie nach jeder Entnahme zu schützen. Doch nehmen die Temperaturen im Frühjahr zu, kommt es zwischen der Anschnittfläche und der Silofolie zu einem Wärmestau mit der Bildung von Kondenswasser. Die Aktivitäten der Mikroorganismen würden damit besonders gefördert. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Handhabungsweise flexibel auf die Umgebungstemperaturen anzupassen ist. Wer regelmäßig das Silo und die Qualität am geöffneten Futterstapel kontrolliert, kann auf die sich ändernden Gegebenheiten im Verlaufe der Fütterung rasch reagieren und die Handhabungsweise im Fütterungsmanagement darauf einstellen.    

Zu viel Futter, zu wenig Siloplatz
Vor allem der Biogasmais lässt in 2023 Erntemengen erwarten, die die Siloplätze an die Befüllungskapazität bringen können. Ohnehin ist die Verdichtungsgüte des Siliergutes bei zu kurzen und damit eher zu hoch angelegten Silos unzureichend. Das birgt wiederum das Risiko von Nacherwärmungen. 
Wo Übermengen an Silomais erwartet werden, kann auch über eine andere Verwertung nachgedacht werden. Bei entsprechender Sorteneignung ist eine Nutzung ebenfalls als Körnermais oder CCM möglich. 
Auch der Hochschnitt stellt eine Option dar, mit etwas Verzicht auf die Erntemenge den Fokus auf die Inhaltsstoffe und Energiedichte zu legen (siehe dazu auch Textkasten: „Mehr Energie durch Hochschnitt“.

Wir fassen zusammen
Mit der leicht vergärbaren Futterpflanze erzielt man im Allgemeinen sehr gute Gärqualitäten. Die Nacherwärmung der rasch verderblichen Ware ist jedoch in vielen Betrieben ein großes Problem. Mit siliertechnischen Maßnahmen muss künftig noch gezielter Einfluss auf eine Minderung des Hefebesatzes genommen werden.   

 


Mehr Energie durch Hochschnitt
Mit Hilfe des Hochschnitts gelingt es, höhere Energiewerte in den Maissilagen zu erzielen, da auf einen wesentlichen Anteil des rohfaserreichen Stängels verzichtet wird. Im Allgemeinen gilt, dass mit einer Erhöhung der Stoppel um 20 cm die Energiekonzentration um 0,1 MJ NEL/kg TM zunimmt, während der Ertrag um etwa 5% und der Strukturwert um 0,1 abnehmen. Gleichzeitig steigt der Trockenmassegehalt um circa 1 bis 2 % je 20 cm höherer Stoppel an. Das gilt es für die Entscheidungsfindung zu beachten, insbesondere, wenn der Mais schon überständig ist. Mit einem kürzeren Häckseln und einem Intensivieren der Walzarbeit muss dann unbedingt die Verdichtungsarbeit auf dem Silo gesichert werden.