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Kälbertränkeautomaten - Tipps für den Einsatz

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Bereits in der Kälberaufzucht wird die Basis für ein hohes Leistungsvermögen und eine lange Lebensdauer der Milchkühe gelegt. Tränkeautomaten sorgen den ganzen Tag für kleine Portionen und sparen Arbeit. Hier einige Tipps, die beim Einsatz von Tränkeautomaten zu bedenken sind.

Die Basis für ein hohes Leistungsvermögen und eine lange Lebensdauer der Milchkühe wird bereits in der Kälberaufzucht gelegt. In der ersten Lebenswoche werden die Kälber zunächst mit der Biestmilch versorgt. Sie wird in der Regel zweimal täglich mit einem Nuckeleimer verabreich, z.T. ad libitum. Ab der zweiten/dritten Lebenswoche ersetzt oft Milchaustauscher (MAT) die Vollmilch. Bei der Verabreichung des Milchaustauschers werden neben der konventionellen Eimertränke häufig programmgesteuerte Tränkeautomaten eingesetzt. Als Vorteile der Tränkeautomaten sind vor allem die Arbeitserleichterung, die individuelle Zuteilungsmöglichkeit der Tränkemenge in kleinen Portionen über den Tag verteilt und das sich der Automat automatisch reinigt zu nennen. Was bei dem Einsatz von Tränkeautomaten zu bedenken ist, wird anhand der folgenden Tipps erläutert.

Tipp 1: Aufstellungsort überlegt auswählen
Der Tränkeautomat sollte möglichst frostfrei und trocken, am besten in einem abgeschlossenen Raum aufgestellt werden. Zudem ist es sinnvoll, die Entfernung zwischen Tränkeautomat und Saugstelle möglichst kurz zu halten (max. 8 m), um den Aufwand für die Reinigung der milchführenden Schläuche zu verringern. Je kürzer die Wege desto besser, dies gilt auch für den Aufwand um die Milch auf Temperatur zu halten. Eine gute Zugänglichkeit und Ausleuchtung des Raums sollten selbstverständlich sein, denn von hier aus erfolgt die Steuerung, die Dateneingabe und Kontrolle von z.B. Alarmlisten.

Tipp 2: Tränkekurve einstellen
Überwiegend werden Tränkeautomaten von einem integrierten Computer gesteuert. Sie sind dann mit Programmen für die Kälberaufzucht und mit Überwachungsfunktionen ausgestattet, mit deren Hilfe Problemtiere schneller erkannt werden können. Dabei wird z.B. überwacht, ob jedes Tier seine zugeteilte Tagesration entsprechend der individuellen Tränkekurve auch tatsächlich abgerufen hat. Die individuelle Tränkekurve richtet sich vorwiegend nach dem Alter der Tiere. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase am Tränkeautomaten erfolgt eine ca. vierwöchige Haupttränkephase. In dieser erhält jedes Kalb je nach Einstellung 6 bis 10 l Milch pro Tag, wobei pro Mahlzeit 1,5 bis 2 Liter gegeben werden sollten. Im Anschluss daran folgt die Abtränkphase (ca. 5 Wochen), in der die Milchmenge reduziert wird. Grundsätzlich ist unabhängig von dem Tränkeverfahren dafür zu sorgen, dass den Kälbern zu jeder Zeit hochwertiges Grund- und Kraftfutter angeboten wird und stets Wasser zur freien Aufnahme zur Verfügung steht. Wird das Kraftfutter über Automaten mit einer einzeltierbezogenen  Mengenerfassung gefüttert, kann die Tränkemenge auf die Kraftfutteraufnahme abgestimmt werden.

Tipp 3: Milchaustauscherkonzentration beachten
Die Konzentration des Milchaustauschers pro l Wasser lässt sich im Tränkeplan festlegen, sie sollte auf die Gesamttränke pro Tag abgestimmt sein. Beispielsweise ist bei einer geringeren Tränkemenge von 6 l/Tag eine Milchaustauscherkonzentration von 160 g/l Wasser erforderlich, um das Kalb ausreichend mit Energie zu versorgen. Bei höheren Tagesmengen und in der Abtränkphase kann die Milchaustauscherkonzentration auf 120 g /l Wasser reduziert werden. Damit der Milchaustauscher, insbesondere die darin enthaltenen pflanzlichen Fette, sich im Wasser gut auflöst, sollte auf die richtige Wassertemperatur für den jeweiligen Milchaustauscher geachtet werden. Eine ausreichende Energieversorgung in den ersten Lebenswochen ist für eine gute Entwicklung der Kälber und damit der künftigen Milchkuh ausschlaggebend.  

Tipp 4: Regelmäßige Kalibrierung
Augenmerk sollte auch auf die Kalibrierung von Tränkeautomaten gelegt werden.  Tränkeautomaten die sich nicht automatisch kalibrieren, sollten mindestens einmal im Monat, bei Milchaustauscherwechsel und wenn eine neue Lieferung Milchaustauscher verfüttert wird, hinsichtlich der Dosierung der Milchaustauschermenge kontrolliert werden. Dabei ist zu beachten, dass je nach Hersteller die eingestellte Tränkemenge entweder genau der Wassermenge entspricht, das Milchaustauscherpulver kommt dann hinzu oder die Wassermenge wird um den Anteil des Milchaustauscherpulvers reduziert. Letzteres ist genauer, da exakt die vorgegebene Tränkemenge erstellt wird. Ansonsten wird mehr gefüttert als vorgesehen.

Tipp 5: Betriebsindividuelle Ausstattung
Die Ausführung und Ausstattung eines programmgesteuerten Tränkeautomaten sollte sich nach den betriebsindividuellen Bedingungen richten. Zum Beispiel ob mit dem Tränkeautomaten neben Milchaustauscher auch Vollmilch oder beides vertränkt werden soll. Tränkeautomaten mit denen zusätzlich zum Milchaustauscher auch Vollmilch verabreicht werden kann, sind für Milchviehbetriebe interessant, die phasenweise oder ständig Vollmilch verabreichen wollen. Bei vielen Tränkeautomaten ist es möglich, einen Dosierer anzuschließen, der z.B. Elektrolyte oder Medikamente tierindividuell zudosiert.

Tipp 6: Gruppenbildung hat Vorteile
Ein Tränkeautomat kann je nach Hersteller bis zu vier Saugstellen versorgen, dabei kann eine Saugstelle bei Kälbern mit unterschiedlichem Alter ca. 15 Tiere und bei gleichem Alter 20 bis 25 Tiere versorgen. Die Installation mehrerer Saugstellen bringt den Vorteil, dass die Möglichkeit der Gruppenbildung besteht. Kälber einer Altersklasse bilden eine homogene Gruppe. Die Übersicht wird damit erleichtert, zurückgebliebene Einzeltiere lassen sich leicht erkennen. Darüber hinaus lässt sich der Infektionsdruck reduzieren, da nicht ständig neue Kälber zugestallt werden. Ist eine Gruppe von der Tränke abgesetzt, kann das Stallabteil gereinigt und desinfiziert werden.

Tipp 7: Eingesparte Arbeitszeit nutzen
Für einen Tränkeautomaten mit 2 Saugstellen liegen die Investitionskosten bei ca. 10.000 €. Im Vergleich zur konventionellen Eimertränke sind Tränkeautomaten aus finanzieller Sicht für Betriebe ab etwa 100 Aufzuchtkälbern pro Jahr interessant. Hierbei wurde eine Arbeitszeiteinsparung von rund 50 % (2 h/Kalb) bei einer zehnwöchigen Aufzuchtphase und ein Lohnansatz von 15 €/h berücksichtigt. Tränkeautomaten können aber auch schon für kleinere Bestände beispielsweise mit einer hohen Arbeitsbelastung attraktiv werden. Ein Teil der eingesparten Arbeitszeit muss aber weiterhin für die Tierbeobachtung eingesetzt werden, denn das geübte Auge bleibt trotz einiger programmgesteuerter Überwachungsfunktionen für eine gute Kälberaufzucht unersetzbar.

Tipp 8: Regelmäßige Reinigung
Auch die hygienischen Aspekte sind sehr bedeutend. Dazu gehört die regelmäßige Reinigung der Anmischapparatur und der milchführenden Schläuche. In der Regel ist eine zweimal tägliche Reinigung sinnvoll. Auch den Tränkenuckel rechtzeitig entsprechend der Abnutzung sowie nach einem Gruppenwechsel zu erneuern, sollte selbstverständlich sein. Neben diesen Maßnahmen ist es empfehlenswert ein Fliegengitter zum Schutz des Anrührbehälters einzusetzen.

Kontakte

Alfons Fübbeker
Dipl.-Ing. agr.
Alfons Fübbeker

Berater Landtechnik und Bauen

alfons.fuebbeker~lwk-niedersachsen.de

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