Was fliegt denn da?
Einige Landwirte und eine Landwirtin eines Wasserschutz-Arbeitskreises im Landkreis Uelzen haben sich zusammengetan und ein neues Verfahren der Aussaat mit der Drohne ausprobiert. Eine spannende Aktion: Wenn man im Feld spazieren ging, war plötzlich ein Fluggeräusch wahrzunehmen, und man sah am Himmel dicht über den goldenen Getreideäckern eine riesige Drohe schweben.
Aussaat in stehendes Getreide
Normalerweise wird es erst nach der Getreideernte ausgesät. Die tischhohe Drohne mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Meter verteilte das Zwischenfrucht-Saatgut im stehenden Getreide. Das ermöglicht eine nachhaltige sehr frühe Begrünung des Ackers. Der Grund: Das gehäckselte Stroh fällt auf die Zwischenfruchtsaat, so können sich durch Taubildung gute Keimbedingungen ergeben. In den vergangenen Jahren hat es häufig zu wenig geregnet. Deshalb konnten Zwischenfrüchte, die zwischen den Hauptkulturen stehen, im Herbst schlecht starten.
Gewünscht ist eine üppige frühe Bodenbedeckung, damit die Pflanzen im Trinkwasserschutzgebiet möglichst alle Bodennährstoffe aus dem Boden ausnutzen und über Winter konservieren. Im nächsten Jahr profitiert dann die Sommerfrucht von der üppigen Zwischenfrucht. Denn der Boden war gut durchwurzelt, es gab keine Bodenerosion, und die Nährstoffe aus der Begrünung lassen viel Dünger einsparen.
Die Drohnensaat verbessert gleichzeitig viele Aspekte der Nachhaltigkeit:
- Die Aussaat benötigt viel weniger Diesel als eine Bodenbearbeitung mit anschließender Aussaat mit dem Traktor.
- Das Bodenleben wird geschont, weil der Boden nicht gewendet wird.
- Der geringe Niederschlag vor der Ernte lässt das Saatgut schon keimen, während sonst mehr Regen nötig wäre, bis der Boden bis zum Saatkorn durchfeuchtet ist.
- Auch die Regenwürmer freuen sich, dass sie das Stroh peu à peu in den Boden hineinziehen können um es dann zu verdauen und in wertvollen Humus zu verwandeln.
- Der Boden wird schnell wieder begrünt und erhält wenig Hitzeschock durch die sommerlich brennende Sonne.
30 Kilogramm huckepack
Am 23. Juni und 18.Juli flog die riesige Agrardrohne somit über 12 Ackerschläge (Gerste, Roggen und Weizen) und konnte jeweils 30 Kilogramm Saat huckepack transportieren. Das bedeutet, dass alle drei Minuten, wenn der Behälter entleert war, die Drohne selbständig landete und schnell wieder befüllt werden musste, ehe sie mit einigem Dröhnen und etwas Wirbelwind zu neuen Taten (nein: Flugbahnen) von sieben Meter Wurfweite startete. Der Drohnenpilot steuerte jeweils die Umrandung der Felder mit der Hand, während die Hauptbahnen automatisch abgeflogen wurden. „So eine schnelle Saat hatten wir noch nie“, war am Feldrand zu hören, während sich kleinere Kinder die Ohren zuhalten mussten, weil das Fluggeräusch ungewohnt war.
Das Drohnenflugunternehmen aus Baden-Württemberg hat mit der Grasaussaat in Mais sowie der Zwischenfruchtsaat in stehendes Getreide schon einige Jahre Erfahrung. Nun gilt es hier unter den trockenen Bedingungen unseres Sommers und leider oft auch des Herbstes, auszuprobieren, ob das System funktioniert.
Bericht in Hallo Niedersachsen
So kann man nun vom Sandboden in Linden und Hanstedt I über Lößböden in Barum und Tätendorf bis zu lehmigen Sanden in Hanstedt II und St. Omer beobachten, ob dies die Technik der Zukunft wird und wie schnell die Zwischenfrucht die Strohmatten nach der Getreideernte durchwächst.
Der NDR hat eine unserer Feldbegehungen begleitet und am 18.11.2023 in der Sendung Hallo Niedersachsen berichtet. Hier geht es zum Fernsehbericht.
Kontakte
Alix Mensching-Buhr
Beraterin Wasserschutz, Betriebswirtschaft, Förderung, Cross Compliance
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