Duroc-Schweine rationiert füttern?
Duroc-Mastschweine sind vor allem durch ihre Robustheit und sehr hohe Fresslust bekannt. Wegen ihres ruhigen Sozialverhaltens werden sie auch zunehmend in Betrieben gehalten, die unkupierte Schweine mästen. Ob die Tiere ad libitum oder doch besser rationiert gefüttert werden sollen, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die LWK Niedersachsen ist in einem zweiten Mastversuch mit Duroc-Kreuzungen dieser Frage nachgegangen.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Duroc-Kreuzungsferkel (Danbred Top Duroc x Danbred-Hybrid Sau) nach Gewicht und Geschlecht (weibliche Tiere und Kastraten) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Alle Tiere wurden dreiphasig gefüttert. Die Kontrollgruppe erhielt das Trockenfutter ad libitum, die Versuchsgruppe wurde ab 90 kg LM rationiert gefüttert, indem die Tagesgabe auf 40 MJ ME begrenzt wurde. Es war ein Gewichtsbereich von 28 bis 122 kg geplant. Die zusätzliche Gabe von Strohpellets diente nicht nur zur Beschäftigung, sondern sollte auch die Fresslust etwas dämpfen. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.
Tabelle 1: Geplante Futtermischungen
Mastabschnitt kg |
AM |
MM |
EM |
|
28-65 |
65-90 |
90-122 |
||
Rohprotein Lysin Rohfaser ME Phosphor |
% % % MJ/kg % |
16,5 1,10 4,3 13,0 0,47 |
15,0 1,00 4,7 12,8 0,42 |
13,5 0,90 5,0 12,6 0,42 |
Die Futteranalysen bestätigten mit zwei Ausnahmen die Planungswerte: Der Rohprotein- und Phosphorgehalt des Mittelmastfutters lag außerhalb des Analysenspielraums.
Tabelle 2: Futteranalysen
Mastabschnitt kg |
AM |
MM |
EM |
|
28-65 |
65-90 |
90-122 |
||
Rohprotein Lysin Met+Cystin Threonin Valin Rohfaser ADF aNDF ME Lysin/ME Phosphor |
% % % % % % % % MJ/kg g/MJ % |
15,9 1,12 0,59 0,70 0,73 4,5 5,8 16,7 13,1 0,85 0,48 |
14,2 0,99 0,53 0,64 0,66 4,4 6,2 16,2 13,0 0,76 0,48 |
13,9 0,89 0,52 0,59 0,63 5,6 7,2 19,8 12,4 0,72 0,44 |
Enorm hohe Mastleistungen
Die Mastleistungen der Duroc-Endprodukte waren außerordentlich hoch. Die durchgehend ad libitum gefütterten Kontrolltiere erzielten 1242 g und die Versuchstiere mit Rationierung ab 90 kg LM 1134 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,41 bzw. 2,42 kg. Die Tiere in den Zweiergruppen nahmen täglich 2,98 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,74 kg (Versuchsgruppe) auf. Die Unterschiede in den Tageszunahmen und in der Futteraufnahme konnten statistisch abgesichert werden. Schon in der Anfangsmast starteten die Ferkel mit mehr als 1000 g Tageszunahmen und erreichten in der Endmast 1450 (Kontrollgruppe) bzw. 1059 g (Versuchsgruppe). In dieser Phase fraßen die ad libitum gefütterten Schweine mit 4,18 kg pro Tag fast 1 kg mehr als die Tiere mit Rationierung und benötigten signifikant weniger Futter je kg Zuwachs (2,91 vs. 3,09). Die geplante Rationierung auf 40 MJ ME/Tag ab 90 kg LM konnte realisiert werden.
Die AutoFOM-Klassifizierung ergab akzeptable Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht von 0,992 (Kontrollgruppe) und 0,994 (Versuchsgruppe). In der gesamten Schlachtkörperbewertung gab es nur einen gesicherten Unterschied: Die ab 90 kg rationiert gefütterten Tiere wiesen mit 76,8 % eine höhere Schlachtausbeute als die ad libitum versorgten Tiere auf. Die Kastraten erzielten bei Sattfütterung 0,983 und die weiblichen Tiere 1,002 Indexpunkte je kg. Der Gesamtverbrauch/Tier an Strohpellets lag bei 2130 g (Kontrollgruppe) und 2336 g (Versuchsgruppe), wobei sich interessanterweise auch in diesem Versuch ein höherer Verbrauch der weiblichen Tiere ergab.
Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
|
|
Kontrollgruppe ad libitum |
Versuchsgruppe rationiert ab 90 kg LM |
|
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht |
kg kg |
55 24,1 128,3 |
55 24,2 124,6 |
|
Mastleistung 28 bis 65 kg |
|
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs |
g kg kg |
1044 1,95a 1,87 |
1075 2,00b 1,86 |
|
Mastleistung 65 bis 90 kg |
|
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs |
g kg kg |
1415 3,56 2,55 |
1460 3,58 2,47 |
|
Mastleistung 90 bis 126 kg |
|
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs |
g kg kg |
1450a 4,18a 2,91a |
1059b 3,23b 3,09b |
|
Mastleistung gesamt |
|
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs Strohverbrauch gesamt |
g kg kg g |
1242a 2,98a 2,41 2130a |
1134b 2,74b 2,42 2336b |
|
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch Bauchfleischanteil Speckmass Fleischmass Indexpunkte/kg SG |
kg % kg kg kg kg % mm mm
|
96,6 75,1a 18,2 7,2 9,0 14,1 58,8 12,5 60,0 0,992 |
95,5 76,8b 18,2 7,2 9,1 14,1 59,3 12,3 59,7 0,994 |
a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05).
Reagieren die Geschlechter unterschiedlich auf die Rationierung?
Tabelle 4: Auswertung nach Geschlecht (Ausgewählte Parameter)
|
Speckmaß (mm) |
Fleischmaß (mm) |
Indexpunkte/kg SG |
|||
|
ad libitum |
rationiert |
ad libitum |
rationiert |
ad libitum |
rationiert |
Kastraten |
13,3 |
12,9 |
59,7 |
59,1 |
0,983 |
0,985 |
weibliche |
11,6 |
11,7 |
60,2 |
60,4 |
1,002 |
1,002 |
Im Gegensatz zu den weiblichen Tieren führt die Rationierung bei den Kastraten zu einem geringeren Speck- und Fleischmaß.
Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 101,68 € und in der Versuchsgruppe bei 101,79 €.
Nährstoffausscheidungen
Die Nährstoffausscheidungen errechnen sich aus der Nährstoffzufuhr über das Futter abzüglich der Nährstoffmenge im Zuwachs. Dabei wurden die deklarierten Nährstoffgehalte der Mischfutter unterstellt, wenn sie durch Analysen bestätigt wurden, ansonsten wurde mit den Analysenwerten kalkuliert.
Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:
Kontrollgruppe: 3,22 kg N und 1,29 kg P2O5
Versuchsgruppe: 3,12 kg N und 1,25 kg P2O5
Somit schieden die Schweine der in der Endmast rationiert gefütterten Gruppe je 3 % weniger N und P2O5 aus.
Fazit
Duroc-Kreuzungstiere wurden entweder durchgehend ad libitum oder ab 90 kg rationiert auf 40 MJ ME/Tag gefüttert. Die ad lib. gefütterten Kontrolltiere erzielten 1242 und die Versuchstiere 1134 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,41 bzw. 2,42 kg, der tägliche Futterverbrauch betrug 2,98 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,74 kg (Versuchsgruppe). Die Unterschiede in den Tageszunahmen und im Futterverbrauch waren signifikant. In der Endmast fraßen die ad lib. gefütterten Schweine mit 4,18 kg pro Tag fast 1 kg mehr als die Tiere mit Rationierung und benötigten signifikant weniger Futter je kg Zuwachs. Bis auf eine höhere Schlachtausbeute der Versuchstiere gab es keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung. Die Versuchsgruppe verursachte um 11 Cent höhere Futterkosten je 100 kg Zuwachs und um 3 % geringere Nährstoffausscheidungen.
Ob die höhere Schlachtausbeute rationiert gefütterter Tiere in der hier festgestellten Größenordnung repräsentativ ist, sollte in weiteren Versuchen geprüft werden.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Duroc-Schweine schon ab 65 kg rationiert füttern?
Zusätzliche Auswertung nach neuer Abrechnungsmaske Duroc-Mastschweine sind bekannt für ihre hohe Futteraufnahme. Ob eine Sattfütterung oder eine Rationierung in der Endmast sinnvoller ist, hat die LWK Niedersachsen …
Mehr lesen...Warum nicht mehr Gerste füttern?
Gerste ist nach Weizen die zweitwichtigste Getreideart in Deutschland. Während in Niedersachsen die Anbaufläche der anderen Getreidearten gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen hat, blieb die Wintergersten-Fläche mit knapp 149.…
Mehr lesen...Getreidequalität 2024 - erste Ergebnisse
Die LUFA Nord-West hat knapp 200 Getreideproben untersucht
Mehr lesen...Getreidepreise September 2024
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Aktuelles aus dem Versuchswesen Tier der LWK Niedersachsen
Die Tierhalter stellen sich immer wieder neuen Herausforderungen. Da ist es gut, wenn sich die Beratung frühzeitig mit den Fragestellungen auseinandersetzt, um die Betriebe möglichst fundiert unterstützen zu können und die …
Mehr lesen...Wie müssen Futtermittel für Schweine gekennzeichnet sein?
Futtermittelrechtich wird bei den Angaben zur Kennzeichnung zwischen Mischfutter- und Einzelfuttermitteln unterschieden. Grundsätzlich gilt, dass die Futtermittel in deutscher Sprache gekennzeichnet sein müssen.
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Aktuelles aus dem Versuchswesen Tier der LWK Niedersachsen
26.09.2024
Die Tierhaltung unterliegt einem stetigen Wandel. Doch ob die Technik von morgen auch praktikabel ist, untersucht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Projekten und Versuchen. Hierbei werden nicht nur die technischen Innovationen auf Herz und …
Mehr lesen...Ferkelwohl im Fokus: Wurfhomogenität und Absatz-Brunstintervall – sehen wir da einen Zusammenhang?
30.09.2024
Je größer, schwerer und gleichmäßiger die geborenen Ferkel sind, desto weniger Aufwand bedeutet dies im weiteren Leben. Doch häufig liefern die Ferkel die zur Welt kommen in der Praxis kein homogenes Wurfbild ab. Woher …
Mehr lesen...Der Ackerbohnen Networking Tag - Zukunft und Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette
01.10.2024
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V. laden Sie herzlich zum Ackerbohnen-Networking-Tag, am 01.10.2024 in Hannover, ein. Erleben Sie einen …
Mehr lesen...Umstellertag Schwein
19.11.2024
Sie halten Schweine und überlegen auf Bio umzusteigen, wissen aber nicht, wie man damit anfängt? Oder Sie sind schon Bio-Landwirt und möchten nun auch in die Schweinehaltung einsteigen? Dann sind Sie hier genau richtig! Wie l&…
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Biotopverbund Grasland
Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…
Mehr lesen...