LSV Silomais 2022: Ergebnisse und Sortenempfehlungen mittelspäte Sorten
Eine zum eigenen Betrieb und Standort passende Maissorte finden, ist der Grundstein eines erfolgreichen Maisanbaus. Der Einfluss der Reifegruppe hat hierbei einen größeren Einfluss als dies bei den meisten anderen Kulturen der Fall ist. Aber auch die ertraglichen und qualitativen Merkmale sind von großer Bedeutung; die Sortenwahl sollte daher mit Bedacht erfolgen.
Spätestens mit der verstärkten Nutzung von Mais für die Biogaserzeugung sind mittelspäte Sorten auch in Norddeutschland populär geworden und haben deutlich an Marktbedeutung gewonnen. Waren in diesem Bereich bis vor einigen Jahren noch überwiegend massebetone Sorten vorherrschend, so ist mittlerweile zu beobachten, dass die aktuellen Züchtungen auch qualitativ nachgezogen haben und heute überwiegend kolbenbetonte Sorten im mittelspäten LSV zu finden sind.
Doch diese Reifegruppe stellt besonders hohe Temperaturansprüche an den Standort. Diese spielen für die Jugendentwicklung noch keine Rolle, sind jedoch im Laufe der Vegetation und zur Kolbenfüllung von entscheidender Bedeutung. Eine Temperatursumme von 1570 °C, ermittelt anhand der Tagesdurchschnittstemperaturen, jeweils abzüglich 6 °C, ab dem Auflaufen des Maises ist erforderlich, um das Erreichen von 32 % TS-Gehalt im Erntegut mittelspäter Genetik sicherzustellen (für mittelfrühe Sorten sind mindestens 1500 °C erforderlich). An klimatisch günstigen Standorten Niedersachsens sind diese klimatischen Voraussetzungen für das Erreichen der nötigen Ausreife bei gleichzeitig hohen Qualitäten gegeben. Überprüft werden kann die Standorteignung der Reifegruppe anhand der jeweiligen Klimabedingungen mittels der beschriebenen Methode.
Die Silierreife (32 - 35% TS) sollte im Mittel der Jahre zur Monatswende September/Oktober erreicht werden. Ein späteres Erreichen der anzustrebenden TS-Gehalte bedeutet in der Regel keine höheren Erträge und niedrigere Stärke- und Energiegehalte gegenüber frühreiferen Sorten bei gleichzeitig deutlich höherem Ernterisiko (Befahrbarkeit, Frost). Mittelspäte Genetik gehört daher nur auf gut erwärmbare Böden und sollte so früh wie möglich (abhängig von der Bodentemperatur) gesät werden, um eine lange Wachstumsphase zu ermöglichen.
Keine mittelspäten Sorten im Norden
Für das nördliche Niedersachsen werden aufgrund der klimatischen Voraussetzungen keine Sorten aus dem mittelspäten Reifespektrum empfohlen. Sowohl die Erträge als auch die Qualitäten der Sorten ab S 260 erreichen im Norden regelmäßig nicht das Niveau des frühen und mittelfrühen Sortiments. Hieraus wird deutlich, dass diese Sorten nicht optimal an das Klima im nördlichen Niedersachsen angepasst sind und daher auch nicht dort angebaut werden sollten. Für günstige Lagen, mit gut erwärmbaren Böden in den Grenzbereichen zu den Regionen West bzw. Ost (s. Karte), muss dies jedoch nicht gelten. Hier kann auf die Sortenempfehlung der jeweils angrenzenden Region zurückgegriffen werden.
Vergleichssorte zeigt Ertragsgleichheit der Sortimente
In den Landessortenversuchen Silomais werden in der Regel sogenannte Vergleichssorten (VGL) mitgeprüft. Im LSV mittelspät war dies in diesem Jahr die mittelfrühe Sorte ES Traveler (S 250). In den Regionstabellen mit den ein- und mehrjährigen Ergebnissen wird diese mit dargestellt. Der Vergleich der relativen Ergebnisse im Bereich Trockenmasseertrag, Stärke- und Energieertrag zeigt, dass die Vergleichssorte, eine der leistungsstärksten des mittelfrühen Sortiments, in diesem Jahr trotz der hohen Temperatursummen auch im mittelspäten Sortiment mit an der Spitze der Rangierungen steht. Die Regionaltabellen des mittelfrühen Sortiments (Land u. Forst Ausgabe 43) zeigen die Sorte ES Traveler auf einem ähnlichen Niveau, so dass klar wird, das kaum ein Ertragsvorteil durch mittelspäte Genetik erreicht wurde.
Einer der Gründe für das einheitliche Ertragsniveau dieser beiden Reifegruppen liegt in der Witterung der berücksichtigten Prüfjahre, von denen mindestens 3 besonders warm und trocken ausfielen. Dies hat Folgen in der Entwicklung, so haben später blühende Pflanzenbestände zur Blüte bereits mehr Bodenwasser verbraucht, was bei weiter ausbleibenden Niederschlägen zu einer schlechteren Kolbenentwicklung führt. Somit konnten mittelspäte Sorten ihr Ertragspotential nicht voll ausspielen. Es zeigt sich deutlich, dass bei lang anhaltenden Trockenphasen frühreifere Sorten im Vorteil sind, da das Risiko einer schlechten Kolbenbildung bzw. –füllung geringer ist. Hinzu kommt ein ohnehin eher kleiner Ertragsvorteil mittelspäter gegenüber mittelfrühen Sorten. Die mehrjährigen Auswertungen zeigen rund 5 dt/ha TM (ca. 1,5 Tonnen Silage) Mehrertrag, was gut 2 % entspricht; der Energieertrag ist hierbei sogar gleich, da die Energiedichte früher abreifender Sortimente höher ist.
Deutliche Sortenunterschiede
Die hier beschriebenen Effekte bezüglich der Prüfsortimente sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die einzelnen Sorten sich in Leistung und Qualität sehr wohl deutlich unterscheiden. Unterschiede von beispielsweise 0,1 MJ NEL / kg TM haben deutliche Auswirkungen auf die Rationsgestaltung und die Kosten für die Kraftfutterergänzung. Gleiches gilt für den Energie- oder Stärkeertrag, Sortenunterschiede von 10 % und mehr sind innerhalb der Prüfsortimente festzustellen und haben großen Einfluss auf die Flächenproduktivität. Ähnlich verhält es sich mit den Merkmalen für die Energieproduktion, auch Trockenmasse- und Biogasertrag differenzieren innerhalb der Prüfsortimente um knapp zehn Prozentpunkte, in der einjährigen Ergebnisbetrachtung sogar fast 20 Prozentpunkte.
Mittelspäte Sorten auch für die Fütterung geeignet
Das aktuelle mittelspäte Prüfsortiment Silomais rangiert nicht nur in Bezug auf die Erträge auf vergleichbarem Niveau mit dem mittelfrühen Sortiment; durch die überwiegende Anzahl der Sorten mit der Reifezahl S 260 und nur wenigen deutlich späteren Typen ist die Standorteignung vieler mittelspäter Sorten in weiten Teilen Niedersachsens grundsätzlich gegeben. Die klar erkennbare Verschiebung der Zuchtziele bei mittelspäten Sorten in den letzten Jahren hin zu kolbenbetonten Maissorten macht diese zu einer interessanten Ergänzung des mittelfrühen Sortenportfolios für die Nutzung in der Fütterung. Auf entsprechend günstigen Standorten können diese Sorten im oberen Übergangsbereich des mittelfrühen Sortiments ihre Leistungen erbringen. Aufgrund der hierfür erforderlichen klimatischen Voraussetzungen werden jedoch, wie bereits beschrieben, mittelspäte Sorten nicht für das nördliche Niedersachsen empfohlen.
Sortenempfehlungen
Analog zu den beiden bereits vorgestellten Reifesortimenten erhalten auch die mittelspäten Sorten Anbauempfehlungen für die Maisanbauregionen Ost, Süd und West.
Region Ost
Für die östlichen Landesteile werden zur energetischen Aufwertung grasbetonter Futterrationen die Sorten Farmirage (S 260), SU Crumber (S 270), Farmidabel (S 260), Farmoritz (S 260) und Lacorna (S 260) für entsprechend günstige Standorte empfohlen. Eine Empfehlung für den Probeanbau haben die neu im LSV geprüften Sorten Bismark (S 260) und Smartboxx (S 260) erhalten.
Für maisbetont fütternde Betriebe werden aufgrund der überdurchschnittlichen Stärke- bzw. Energieerträge die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 270), SY Amfora (S 260), ES Gisella (ca. S 270), Janeen (S 260) und Lacorna (S 260) für den Anbau empfohlen. Die Sorte Bismark hat eine Empfehlung für den Probeanbau erhalten.
Zur Biogasproduktion haben für das östliche Niedersachsen die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 270), SY Amfora (S 260), ES Gisella (ca. S 270) und Agrogant (S 260) eine Anbauempfehlung erhalten.
Region Süd
Nach mehrjähriger LSV-Prüfung werden für die günstigen Lagen Südniedersachsens bei rel. geringen Maisanteilen in der Grundfutterration die Sorten Farmirage (S 260), SY Amfora (S 260), ES Gisella (ca. S 270), Farmidabel (S 260), Farmoritz (S 260) und Lacorna (S 260) empfohlen. Für den Probeanbau kommt die Sorte Bismark (S 260) in Frage und hat eine Anbauempfehlung erhalten.
Für die Erstellung maisreicher Grundfutterrationen werden die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 270), SY Amfora (S 260), Janeen (S 260) und Lacorna (S 260) für die Aussaat empfohlen. Zur Erprobung neuer Sorten werden mit diesem Nutzungsschwerpunkt die Sorten Bismark (S 260) und Smartboxx (S 260) für den Anbau empfohlen.
In der Nutzungsrichtung Energiemais haben die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 260), Senator (S 280), SY Amfora (S 260) und Novialis DS 1901C (S 290) eine Anbauempfehlung erhalten.
Region West
Für das westliche Niedersachsen haben aufgrund ihrer qualitativen Eigenschaften die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SY Amfora (S 260), Farmurphy (S 260), Farmidabel (S 260), Farmoritz (S 260), Janeen (S 260), Lacorna (S 260) und ES Skywalker (S 260) eine Anbauempfehlung erhalten. Für den Probeanbau wird hier die Sorte Bismark (S 260) empfohlen.
Zur Gestaltung maisbetonter Futterrationen werden in dieser Region die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 270), SY Amfora (S 260) und ES Gisella (ca. S 270) empfohlen. Für den Probeanbau neuer Sorten haben Bismark (S 260) und Smartboxx (S 260) eine Anbauempfehlung erhalten.
Für die Biogasproduktion haben hier die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), DS 1891 B (S 260), SU Crumber (S 270), Senator (S 280), SY Amfora (S 260) und ES Gisella (ca. S 270) aufgrund ihrer überzeugenden Trockenmasse- und Biogaserträge eine Anbauempfehlung erhalten.
Zuchtfortschritt nutzen
Kaum eine andere Kultur erzielt nach wie vor einen so deutlichen Zuchtfortschritt wie Mais. Mit durchschnittlich mehr als einem Prozent Ertragszuwachs pro Jahr durch Neuzüchtungen ist dieser erheblich. Um an dieser wirtschaftlich bedeutsamen Entwicklung bestmöglich teilzuhaben, ist es unumgänglich, sich regelmäßig mit der Sortenwahl zu beschäftigen. Die LSV-Ergebnisse für die jeweiligen Bodenklimaräume bieten hierfür eine unabhängige und mehrjährige Basis, die nach modernsten statistischen Verfahren ermittelt werden und so den Zuchtfortschritt klar aufzeigen.
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