Landessortenversuche 2024: Winterroggen
Im diesjährigen Landessortenversuch sind drei Roggensorten neu an den Start gegangen. Sie und auch die bereits mehrjährig geprüften Kandidaten mussten ihr Leistungsvermögen unter herausfordernden Witterungsbedingungen zeigen. .
Die Anbaufläche hat sich auch beim Winterroggen, wie bei den anderen Winterungen, gegenüber dem Vorjahr verringert, der Rückgang beträgt ca. 20,5 %. Während als Ursachen des Anbaurückgangs beim Winterweizen oftmals die widrigen Witterungsumstände und die stark vernässten Böden in der Hauptaussaatphase anzuführen sind, spielen beim Roggen zusätzlich auch ökonomische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle. Nachdem 2023 der überwiegende Teil der Roggenpartien nicht als Brotroggen vermarktet werden konnte, weil aufgrund der verspäteten und verregneten Ernte die geforderten Qualitäten bei weitem nicht erreicht wurden, fielen die Marktaussichten für 2024 aber dennoch nicht sehr vielversprechend aus. Hier zeigte sich die Braugerste, die insbesondere in den nordöstlichen Regionen auf den tendenziell leichteren Standorten mit dem Roggen um Flächen konkurriert, als ökonomisch lohnendere Alternative. Die Nachfrage nach heimischer Braugerste war nach dem enttäuschenden letzten Jahr deutlich gestiegen, was entsprechend bereits im Herbst durch äußerst interessante Marktaussichten für 2024 untermauert wurde. Mit der Möglichkeit, auch für 2024 wieder Stoppelweizen anbauen zu können, sank auch auf den besseren Standorten das Interesse am Roggenanbau.
Wie in den Berichten zu den anderen Winterungen bereits mehrfach erläutert, wirkte sich die anhaltende Regenphase im Herbst, die sich quasi bis ins Frühjahr hineinzog, auch negativ auf den Anbau bzw. die Bestandesentwicklung beim Roggen aus. Insbesondere die staunassen Bedingungen verträgt der Roggen im Vergleich zum Weizen noch schlechter. Dies erklärt auch die zwischen den Standorten zum Teil starken Ertragsunterschiede.
Den Vorteil der Trockentoleranz konnte der Roggen in diesem Jahr weniger ausspielen, da Trockenphasen nur begrenzt Auswirkungen auf die Bestandesentwicklung des Getreides hatten.
Bei eher moderaten Temperaturen in der Kornfüllungsphase und weniger intensiver Sonneneinstrahlung konnten sich die Roggenbestände insgesamt kontinuierlich entwickeln, ohne jedoch am Ende ertraglich zu überzeugen. Je stärker die Bestände unter Staunässe zu leiden hatten, desto geringer fiel oftmals die Bestandesdichte aus. Dies konnten die in diesem Jahr durchweg hohen Hektolitergewichte (hl-Gewichte) letztlich nicht kompensieren. Für den Roggen wird laut den vorläufigen Zahlen des niedersächsischen Landesamtes für Statistik (LSN) ein Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr um 4,5 % auf 54,7 dt/ha ausgewiesen.
Sowohl in den Landessortenversuchen (LSV) als auch in der Praxis waren Erträge über 100 dt/ha eher die Ausnahme. Auf der anderen Seite wurde aber auch nicht von stark unterdurchschnittlichen Erträgen von unter 50 dt/ha berichtet, da sich auch auf den leichten Standorten ohne Beregnung die kurze Trockenphase im Mai weniger ertragsbegrenzend auswirkte. Die Ernte erfolgte in einem normalen Zeitfenster von etwa 20. Juli bis Mitte August. Häufige kurzzeitige Niederschläge in dieser Phase unterbrachen zwar die Ernte, ohne jedoch gravierende Auswirkungen auf Erntbarkeit und Qualität des Roggens zu haben. Partien, die aufgrund von zu geringen Fallzahlen die Qualitätsnormen nicht erfüllten, waren eher die Ausnahme. Ein größeres Problem waren sicherlich regional und standörtlich begrenzte Bestände mit erhöhtem Mutterkornbesatz.
Die in den Vorjahren häufig festgestellten Ertragsvorteile von Roggen gegenüber Weizen waren auf den Standorten, wo die LSV Winterweizen und -roggen parallel geprüft wurden, nur in Einzelfällen vorhanden, was sicherlich an der diesjährigen besseren Wasserversorgung liegen könnte.
Ergebnisse der Sorten im LSV
In diesem Jahr war das Prüfsortiment mit 8 Sorten etwas umfangreicher als im letzten Jahr; wenigstens 3-jährig weitergeprüft wurden KWS Serafino, KWS Tayo, SU Perspectiv und KWS Tutor. Für SU Karlsson war es das zweite Prüfjahr, die drei Neuaufnahmen KWS Baridor, KWS Emphor und SU Erling absolvierten 2023 ihr letztes Wertprüfungsjahr erfolgreich und wurden 2024 vom Bundessortenamt (BSA) zugelassen.
Von zwei der drei neu aufgenommenen Sorten ist die sehr gute BSA-Beurteilung gegenüber Mutterkornanfälligkeit hervorzuheben, die wie bei KWS Serafino und KWS Tutor mit der derzeit besten Boniturnote 3 bzw. in der Tabelle mit „+ +“ eingestuft wurden, was sie im Vergleich mit den anderen Sorten positiv hervorhebt. Alle drei Sorten zeichnen sich im Übrigen durch eine sehr gute Ertragseinstufung aus.
Die Versuche in den drei Anbauregionen Sandböden West und Nord sowie auf den leichteren westlichen Lehmstandorten wurden an jeweils vier bis sechs Standorten angelegt. In der Anbauregion Lehmböden wurden neben den drei niedersächsischen Standorten Astrup, Borwede und Poppenburg drei Standorte aus NRW in die Auswertung einbezogen. Zu den vier westlichen Sandstandorten Essen, Wehnen, Grüppenbühren und Werlte kam mit Greven noch ein NRW-Standort hinzu. Bei den Sandstandorten Nord war Martinsbüttel leider nicht wertbar, dafür lieferten aber Hamerstorf, Ohrensen, Rotenburg und Wohlde aussagekräftige Ergebnisse.
Die mehrjährigen Ergebnisse werden auf Verrechnungsbasis der 2024 geprüften Sorten dargestellt und schließen auch Versuchsergebnisse aus Wertprüfungen in den jeweiligen Anbauregionen mit ein.
Die Ertragsleistung spielt bei der Sortenwahl sicherlich eine wichtige Rolle, parallel sind aber auch die weiteren Sorteneigenschaften wie Standfestigkeit und die Empfindlichkeit gegenüber Krankheiten zu beachten. Bei der Gefahr bzw. einem erhöhten Risiko durch stärkeren Mutterkornbesatz sollte für gefährdete Flächen in jedem Fall die Wahl unempfindlicherer Sorten erste Priorität haben.
Die Leistungen der Sorten in den drei Anbauregionen:
Die Erträge des LSV Winterroggen fielen gegenüber den sehr guten Erträgen im Jahr 2022, aber auch gegenüber dem Vorjahr zurück, besonders auf den westlichen Sand- und Lehmstandorten. Auf den leichten Sandböden im nördlichen bzw. nordöstlichen Bereich hingegen wurden mit 80 dt/ha gute Erträge erzielt, weil die Wasserversorgung im Frühsommer günstiger als 2023 war.
Insgesamt ist festzustellen, dass einige der KWS-Sorten mit den staunassen Bedingungen im Herbst und Frühjahr weniger gut zurechtkamen als die SU-Sorten. Dies war teilweise an einzelnen Standorten optisch erkennbar und wurde auch aus der Praxis berichtet. Da diese ungewöhnlichen Witterungs- und Entwicklungsbedingungen allerdings eher als Ausnahme zu betrachten sind, sollten für die künftige Sortenentscheidung weniger die Jahreseffekte, als vielmehr stärker die mehrjährigen Leistungen der Sorten betrachtet werden.
In der Anbauregion der Sandböden West konnte die neu zugelassene Sorte SU Erling mit überdurchschnittlichen Erträgen an allen fünf Standorten mit insgesamt rel. 107 die höchsten Erträge erzielen. SU Karlsson, SU Perspectiv sowie KWS Serafino erreichten ebenfalls überdurchschnittliche Ergebnisse, wobei sie bei letztgenannter Sorte etwas schwankten. Die derzeit vermehrungsstärkste Sorte KWS Tayo enttäuschte hingegen mit rel. 96, was sich an einzelnen Standorten auch optisch bereits abzeichnete. Von den beiden neuen KWS Sorten erwies sich KWS Emphor mit rel. 100 etwas ertragsstärker, ohne die durch das BSA mit Bestnote 9 ausgewiesene Ertragsleistung zu bestätigen. Die derzeit als gegenüber Mutterkorn am geringsten anfällig eingestufte Sorte KWS Tutor konnte auch im dritten LSV-Jahr ertraglich nicht überzeugen.
In der mehrjährigen Betrachtung empfiehlt sich SU Karlsson nach zwei sehr guten Jahren vor allem aus ertraglicher Sicht ganz klar für den Anbau. Trotz der schwachen diesjährigen Leistung zählt KWS Tayo nach wie vor zu den ertragsstarken Sorten für diese Anbauregion, da die staunassen Bedingungen hoffentlich eher als Ausnahme anzusehen sind. Sie wird auch dank ihrer sonstigen günstigen Eigenschaften nach wie vor empfohlen. Sie zeigte im vergangenen Jahr die geringsten Schwächen in der Standfestigkeit und dadurch bedingt auch beim Auswuchs. SU Perspectiv lag ebenfalls leicht über dem mehrjährigen Ertragsdurchschnitt und wird aus ertraglicher Sicht für die Sandböden West empfohlen. Bei durchschnittlichen Erträgen wird KWS Serafino aufgrund der guten Mutterkorneinstufung eingeschränkt empfohlen, die Schwächen in der Standfestigkeit und gegenüber Braunrost sind zu beachten. Die erstmalig geprüfte Sorte SU Erling überzeugte durch sehr gute Erträge, hohe Standfestigkeit und Blattgesundheit und wird daher für den Probeanbau empfohlen. Für Standorte mit einem erhöhten Risiko gegenüber Mutterkorn erhält KWS Emphor bei durchschnittlichen Ertragsleistungen eine eingeschränkte Probeanbau-Empfehlung.
Auch auf den Sandböden Nord erreichte SU Erling die mit Abstand höchsten Erträge. KWS Serafino, KWS Emphor und SU Karlsson konnten ertraglich ebenfalls überzeugen.
Für diese Anbauregion erhält SU Karlsson dank zweier überdurchschnittlicher Jahre eine klare Anbauempfehlung. KWS Tayo konnte bei aktuell durchschnittlicher Leistung mehrjährig überzeugen und wird auch aufgrund guter Blattgesundheit wieder klar empfohlen. Dank konstanter und guter Durchschnittserträge über die Jahre bleibt die Anbauempfehlung für SU Perspectiv weiterhin bestehen. Aufgrund der guten Mutterkorneinstufung wird KWS Serafino trotz leicht unterdurchschnittlicher Erträge und Schwächen in der Stand- und Braunrostfestigkeit noch eingeschränkt weiterempfohlen. Für den Probeanbau kommt SU Erling eindeutig in Frage, da sie ertraglich sehr gut überzeugen konnte und darüber hinaus blattgesund und standfest ist. KWS Emphor bietet sich für den Probeanbau auch für diese Region dank der sehr guten Mutterkorneinstufung in erster Linie für Flächen bzw. Regionen mit erhöhtem Risiko dafür an.
Auf den Lehmböden lagen die Ertragsleistungen der Sorten mit Ausnahme der ertragsschwachen Sorte KWS Tutor recht eng beieinander. Hier konnte vor allem SU Karlsson mit generell überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen. Bei insgesamt schwankenderen Erträgen erreichten aber auch KWS Baridor, SU Perspectiv, SU Erling und KWS Emphor sehr gute bis gute Leistungen. KWS Tayo sowie KWS Serafino lagen hingegen im leicht unterdurchschnittlichen Bereich.
Aufgrund der mehrjährig sehr guten Erträge erhält auch hier SU Karlsson eine klare Anbauempfehlung. KWS Tayo bleibt bei mehrjährig überzeugenden Leistungen auch in dieser Anbauregion eindeutig in der Empfehlung. Aus ertraglicher Sicht zählt SU Perspectiv ebenfalls zu den empfohlenen Sorten. Für den Probeanbau ist auch hier die neue Sorte SU Erling dank hoher Ertragsleistungen und insgesamt günstiger Eigenschaften geeignet. Bei leicht überdurchschnittlichen Erträgen kommen KWS Baridor und KWS Emphor dank guter Mutterkorneinstufung für den Probeanbau auf gefährdeten Standorten in Frage.
Qualitätsergebnisse
Um als Brotroggen vermarktet werden zu können, müssen entsprechende Qualitätskriterien erfüllt werden. Die Fallzahl ist dabei das entscheidende Merkmal. Während im vergangenen Jahr nur früh gedroschene Partien ausreichend hohe Fallzahlen erreichten, gab es dieses Jahr in der Regel keine Probleme, trotz zahlreicher kurzzeitiger Ernteunterbrechungen durch Regenschauer. Die Bandbreite der Fallzahlen lag in einem Bereich von 175 sec. bis 344 sec. und damit im guten bis sehr guten Bereich. Die höchsten Fallzahlen erzielten im Mittel der derzeit acht untersuchten Standorte SU Perspectiv, KWS Tayo und KWS Serafino. Vergleichsweise schwache Werte wiesen KS Baridor, KWS Emphor und SU Erling auf, wobei sie mit Werten von 217 bis 248 nach wie vor im sehr guten Bereich liegen. Seitens der Verarbeiter sind sichere Fallzahlen in einem Bereich von 150 bis 180 sec. erwünscht, extrem hohe Fallzahlen hingegen können die Teigelastizität eher negativ beeinflussen. Gerade das Jahr 2023 hat jedoch verdeutlicht, dass Sorten mit hoher Fallzahl bei schlechten Erntebedingungen eine größere Sicherheit bieten.
Die Hektolitergewichte lagen 2024 mit durchschnittlich 74,9 kg auf dem Niveau des Jahres 2022 und damit deutlich höher als 2023, wo die Auswuchsproblematik am Korn zu entsprechenden Gewichtsverlusten geführt hat. Die besten Werte erreichten SU Karlsson, SU Erling sowie KWS Serafino mit Werten von 76,2 bis 75,0 kg.
Fungizid- und Wachstumsreglereinsätze 2024
Braunrostbefall zeigte in diesem Jahr auch beim Roggen die stärksten Auswirkungen auf die Ertragsleistung. Aber auch der Befall mit Rhynchosporium spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Durch den Verzicht auf Wachstumsregler und Fungizide verringerten sich die Sortenleistungen um durchschnittlich etwa 17 % bei einer Bandbreite zwischen den Anbauregionen von 14 % in der Anbauregion Sand Nord bis 22 % auf den Lehmstandorten. Da Lager durchaus bonitiert wurde, wurden diese Ergebnisse auch entsprechend in der Eigenschaftstabelle berücksichtigt. Die Lageranfälligkeit einzelner Sorten hatte jedoch keinen direkten Einfluss auf deren Ertragsleistung. Hier war eindeutig der Krankheitsbefall und vornehmlich der Braunrostbefall als Ursache für geringere Erträge zu nennen.
Die standfeste und vor allem gegenüber Braunrost unempfindliche Sorte KWS Baridor verzeichnete daher auch die geringsten Ertragsverluste bei Verzicht auf Wachstumsregler- und Fungizideinsatz.
Problematik Mutterkorn
Das Thema Mutterkornbesatz wird vom Erfassungshandel und den Mühlen sehr sensibel betrachtet und sollte bei der Sortenwahl entsprechend berücksichtigt werden.
Ein Befall mit diesem Pilz ist wegen der im Mutterkorn enthaltenen Alkaloide und deren Toxizität für Mensch und Tier negativ für Nahrungs- und Futtergetreide. Roggen ist aufgrund seines offenen Abblühverhaltens besonders gefährdet, doch auch andere Getreidearten wie Weizen, Triticale u. a. können betroffen sein. Die bereits für 2024 angekündigte Verringerung der zu tolerierenden Höchstgehalte von 0,5 g/kg auf 0,2 g/kg wurde zwar um ein Jahr auf 2025 verschoben, sie sollte für die kommende Aussaat aber in jedem Fall berücksichtigt werden. Damit gewinnen die als gering anfällig eingestuften Sorten noch stärker an Bedeutung. Das war auch Anlass dafür, KWS Emphor und KWS Baridor bei eher durchschnittlicher Ertragsleistung auch bereits eingeschränkt für den Probeanbau für gefährdete Standorte zu empfehlen.
Auf den LSV-Standorten konnte kein wesentlicher Befall mit Mutterkorn festgestellt werden, allerdings trafen durchaus Meldungen aus der Praxis ein, vornehmlich aus dem westlichen und nördlichen Bereich. Verstärkt wurde der Befall zum Teil durch Durchwuchs von z. B. Ungräsern. Sortenspezifische Unterschiede waren dabei schwer ablesbar, da auf den betroffenen Schlägen in der Regel nur jeweils eine Sorte stand.
Neben der Sortenwahl sollten in jedem Fall produktionstechnische Möglichkeiten wie z. B. ausreichend breite Fahrgassen und keine Beregnungsgaben während der Blüte als wichtige Punkte zur Vermeidung von Mutterkorn beachtet werden. Die im LSV geprüften Sorten aus dem Hause KWS Lochow sind alle vom Bundessortenamt mit der Boniturnote 4 oder 3 eingestuft und werden ohne Beimischung von Populationssorten gehandelt. Die aus dem Hause Saaten-Union vertriebenen Sorten werden hingegen mit einer 10 %igen Zumischung von Populationssortensaatgut zur Verbesserung des Pollenschüttungsvermögens vermarktet. Hierdurch soll die Gefahr des Mutterkornbesatzes gemindert werden. Die Sorte KWS Tutor wird laut Züchterangaben gegenüber Mutterkorn als am unempfindlichsten eingestuft. Darüber hinaus sind auch KWS Serafino sowie die beiden neuen Sorten KWS Baridor und KWS Emphor vom BSA mit Boniturnote 3 beurteilt. Diese mit Note 3 eingestuften Sorten kommen daher insbesondere für Mutterkorn-gefährdete Flächen in Frage.
Sortenbeschreibung und -empfehlungen
KWS Tayo kam in diesem Anbaujahr mit den oftmals sehr feuchten Standortbedingungen weniger gut zurecht und konnte nicht an die letztjährigen überzeugenden Ergebnisse anknüpfen. Mehrjährig betrachtet zählt sie mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen weiterhin klar zu den ertragsbetonten Sorten mit guter Blattgesundheit und geringer Mutterkornanfälligkeit. Darüber hinaus zeigte sie keine Schwächen gegenüber Lager und sie ist sehr fallzahlstabil.
Die vierjährig geprüfte blattgesunde und standfeste Sorte SU Perspectiv erreichte in allen Anbauregionen gute und recht konstante Ertragsleistungen, sodass sie entsprechend eine Anbauempfehlung erhält. Zu beachten ist die nur mittlere Einstufung gegenüber Mutterkorn.
KWS Serafino erzielte auf den Sandböden in diesem Jahr hohe Erträge und zählt damit nach wie vor zu den ertragskonstanten Sorten auf den eher etwas schwächeren Standorten. Sie zeichnet sich darüber hinaus in erster Linie durch eine sehr geringe Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn aus. Die Schwächen gegenüber Braunrost und die geringere Standfestigkeit führen allerdings dazu, dass sie für die Anbauregionen Sand West und Nord eingeschränkt empfohlen wird.
SU Karlsson konnte in beiden LSV-Jahren in allen drei Anbauregionen ertraglich überzeugen und wird damit klar empfohlen. In den weiteren relevanten Kriterien wie Standfestigkeit, Blattgesundheit und Mutterkornanfälligkeit zeigte sie keine Schwächen.
Für den Probeanbau kommt aus ertraglicher Sicht klar die Sorte SU Erling in Frage, die vor allem auf den Sandböden mit Abstand die höchsten Erträge erzielte, aber auch auf den Lehmstandorten zu den stärksten Sorten gehörte. Positiv hervorzuheben sind überdies die sehr gute Standfestigkeit sowie die Blattgesundheit.
Aufgrund der mit „+ +“ eingestuften geringen Mutterkornanfälligkeit bieten sich KWS Emphor in allen drei Anbauregionen und KWS Baridor auf den Lehmstandorten für den Probeanbau auf für Mutterkorn gefährdeten Standorten an. Ertraglich lagen sie in diesen Anbauregionen auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau. Hervorzuben bei KWS Baridor ist die sehr gute Einstufung gegenüber Braunrost und die hohe Standfestigkeit, die mit dazu beigetragen haben, dass die Ertragsverluste bei Verzicht auf Wachstumsregler und Fungizide am geringsten ausfielen.
Die dreijährig geprüfte Sorte KWS Tutor zählt laut BSA und auch nach züchtereigenen Angaben zu den Sorten mit der geringsten Anfälligkeit gegenüber Mutterkornbesatz. Die Erträge lagen jedoch in allen Prüfjahren auf einem unterdurchschnittlichen Niveau, sodass trotz der guten Mutterkorneinstufung von einer Empfehlung abgesehen wird. Neuere Sorten mit vergleichbaren Mutterkorn-Einstufungen liefern deutlich höhere Erträge.
Zusammenfassung
Die widrigen Aussaatbedingungen und die schwachen Marktnotierungen beim Brotroggen haben in diesem Anbaujahr bereits zu einem deutlichen Anbaurückgang geführt. Bei den derzeitigen Preiskonstellationen ist leider nicht davon auszugehen, dass der Roggenanbau für das nächste Jahr wieder spürbar ausgedehnt wird. Dabei sollten seine Vorteile bei aller ökonomischen Betrachtung sehr wohl beachtet und geschätzt werden.
Gerade auf den nordöstlichen Sandböden ist Roggen mit seinem vergleichsweise geringen Wasserbedarf ein wichtiger Bestandteil der Fruchtfolgen, auch wenn er diese Vorteile 2024 nicht unbedingt ausspielen konnte. Auf höher bonitierten Standorten sollte der Roggen aufgrund des geringeren Dünge- und Pflanzenschutzaufwandes in der Fruchtfolgegestaltung ebenfalls weiterhin berücksichtigt werden.
Da in diesem Jahr der Roggen mit hohen Backqualitäten geerntet werden konnte, ist die Versorgungslage als gut einzustufen. Das hat zur Konsequenz, dass für 2025 von einer eher geringeren Nachfrage seitens der Vermarkter auszugehen ist und dadurch die Preise sicherlich weiter unter Druck bleiben. Auf Grund der Verschärfung der Grenzwerte beim Mutterkornbefall sind besonders Sorten mit geringer Anfälligkeit hierfür zu wählen, die gleichzeitig auch ertraglich überzeugen.
Sorteninformationen können Sie auch auf Ihrem Handy bekommen
Mit dem Sortenfinder der „LWK Niedersachsen“-App können Sie nach bestimmten Auswahlkriterien gezielt nach geeigneten Sorten für Ihre Anbauverhältnisse suchen. Nach der Installation der App finden Sie den Sortenfinder unter der Rubrik „Rechner“.
Kontakte
Carsten Rieckmann
Leiter Sachgebiet Mähdruschfrüchte
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