LSV Stärkekartoffeln 2021 - Gezielte Sortenwahl für einen erfolgreichen Anbau
Die gezielte Sortenwahl ist ein zentraler Baustein für einen wirtschaftlich erfolgreichen Stärkekartoffelanbau. Zur Unterstützung bei der Wahl geeigneter Sorten dienen die an vier Standorten angelegten Landessortensortenversuche Stärkekartoffeln der Landwirtschaftskammer Niedersachen, die aufgrund der vielfältig erhobenen Parameter eine gute Entscheidungshilfe bieten.
Neben dem Knollenertrag spielt insbesondere der Stärkegehalt der einzelnen Sorten eine wesentliche Rolle, da ein hoher Stärkegehalt den Auszahlungspreis maßgeblich beeinflusst. Letztlich entscheidend ist ein hoher Stärkeertrag je Hektar.
Zusätzlich zum Stärkeertrag je Hektar stellt auch die abgelieferte Qualität ein zentrales Kriterium dar. Neben Schmutz- und Steinbesatz ist insbesondere bei Partien, die für die Lagerung vorgesehen sind, die Anfälligkeit der Kartoffelsorten gegenüber Pectobakterien und Dickeya ssp. (frühere Erwinia-Gruppe) zu beachten. Schwarzbeinigkeit sowie Stängel- und Knollennassfäule können zu erheblichen Verlusten führen. Dieses sortenspezifische Risiko wird in den LSV‘s kaum abgebildet, da nur hochwertiges und gesundes Basispflanzgut eingesetzt wird. Umso wichtiger ist es diesbezüglich auch auf die Erfahrungen der Beratung, der Züchter und der Vermehrungsbetriebe zurückzugreifen.
Die Bedeutung der Nematodenresistenz der einzelnen Sorten hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Die bisher durchgeführten amtlichen Erhebungen auf 0,5 % der Konsumkartoffelfläche zeigen, dass in fast allen Kartoffelanbaugebieten in Niedersachsen Nematodenbefall vorhanden ist. Dabei fällt insbesondere auf, dass die weißen Kartoffelzystennematoden (Globodera pallida) zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auf mit Nematoden befallenen Flächen kann nur mit dem Anbau einer nematodenresistenten Sorte der Befallsausweitung entgegengewirkt werden.
Diese Bedeutung spiegelt sich in den Landessortenversuchen Stärkekartoffeln wieder, da ausschließlich Sorten mit einer umfangreichen Resistenz gegenüber Globodera pallida in der Prüfung vorhanden sind.
Ist ein Anbau auf Befallsflächen vorgesehen, muss neben der Nematodenresistenz der Sorte auch die Toleranz bei Nematodenbefall beachtet werden. Während die Resistenz einer Sorte sich nur auf die Reduktion des Nematodenbefalls bezieht, beschreibt die Toleranz die Ertragsreaktion einer Sorte auf einen bestimmten Nematodenbefall. Die Eigenschaften zur Nematodenresistenz und -toleranz einzelner Sorten wird in Tabelle 2 dargestellt.
Neben der Nematodenresistenz spielt auch die Krebsresistenz der Sorten eine wichtige Rolle bei der Anbauplanung. Derzeit gibt es in Deutschland nur wenige offiziell zugelassene Kartoffelsorten mit einer breiten Krebsresistenz, insbesondere gegen die zunehmend auftretende aggressive Rasse 8/18. Für die Sortenbeschreibungen hinsichtlich der Krebsresistenz werden deshalb das neu vom Bundessortenamt ausgewiesene Kriterium „geringe Anfälligkeit“ gegenüber einzelner Krebsrassen sowie Ergebnisse der niederländischen Feldresistenzprüfung berücksichtigt.
Das Sortiment der Landessortenversuche Stärkekartoffeln umfasste im Jahr 2021 insgesamt 12 Sorten. Drei der Sorten (Axion, Euroviva und Saprodi) stehen als sogenannte Verrechnungssorten schon seit vielen Jahren im LSV. Diese drei Sorten bilden den Standard, an denen sich die neuen Sorten messen müssen. Erstmalig in 2021 wurden die Sorten Avamond, Boss, Eurodelta, Jonas und Lukas geprüft. Alle Sorten verfügen über eine breite Nematodenresistenz (siehe auch Tabelle „Eigenschaften der geprüften Sorten“). Für die Sorten Boss, Jonas, Lukas und Sereno liegen bisher keinerlei Einstufungen hinsichtlich der Krebsresistenz vor.
Die zweijährig geprüften Sorten Scala, Serum Star, Sereno und Sprinter sind in Deutschland bisher nicht für den Anbau auf mit Nematoden befallenen Flächen zugelassen.
Standort Gut Rupennest, Emsland: Die Grunddüngung erfolgte regionsüblich mit Gärresten am 18.03.2021. Die fehlenden Grunddüngungsmengen wurden mineralisch vor dem Pflanzen ergänzt. Insgesamt wurden 125 kg/ha N, 84 kg/ha P2O5 und 224 kg/ha K2O gedüngt. Inclusive des verfügbaren Stickstoffs aus dem Boden (Nmin) in Höhe von 30 kg/ha ergibt sich ein Gesamtstickstoffangebot in Höhe von 155 kg/ha.
Die Pflanzung der Sorten erfolgte am 20.04.2021 bei guten Bedingungen. Bedingt durch die kühle und nasse Witterung liefen die Kartoffeln erst etwa sechs Wochen nach dem Pflanzen gegen Ende Mai auf.
In der Zeit vom 15.05.2021 bis zum 31.07.2021 gab es insgesamt 202 mm Niederschlag, zusätzlich wurde noch zweimal mit jeweils 25 mm beregnet. Somit hatten die Kartoffeln während der gesamten Vegetationszeit keinerlei Wachstumsstress und konnten ihr sortentypisches Ertragspotential zeigen.
Während die drei Sorten der mittelfrühen Reifegruppe III, Boss, Eurodelta und Lukas, bereits gegen Mitte September fast vollständig abgestorben waren, standen die Sorten der mittelspäten bis späten Reifegruppe IV noch grün dar und ließen einen weiteren Ertragszuwachs erwarten.
Der Versuch wurde am 07.10.2021 bei guten Bedingungen geerntet und ausgewertet. Der durchschnittliche Stärkegehalt lag bei 18,7 % und damit etwas unter dem Durchschnitt der Vorjahre. Die Knollenerträge lagen im Durchschnitt über alle Sorten bei 601 dt/ha und damit unter dem Vorjahresniveau. Der Stärkeertrag lag im Durchschnitt bei 113 dt/ha.
Tabelle 1: Ergebnisse LSV Stärkekartoffeln 2017 - 2021 (4 Standorte)
Im Gebiet der Bezirksstelle Uelzen wurden die Landessortenversuche Stärkekartoffeln 2021 in Scharnhorst (Landkreis Celle) und in Suderburg (Landkreis Uelzen) angelegt. Ein dritter Standort war Ohrensen im Landkreis Stade, der von der Bezirksstelle Bremervörde betreut wurde. Am Standort Scharnhorst, ein Sandboden mit 26 Bodenpunkten, erfolgte die Pflanzung am 26.04.2021. Auf der Fläche wurde zweimal beregnet, die Ernte erfolgte am 14.10.2021. Der durchschnittliche Knollenertrag lag bei 663 dt/ha und 18,9 % Stärke und ergab somit einen durchschnittlichen Stärkeertrag von 125 dt/ha.
In Suderburg, ein Sandboden mit 29 Bodenpunkten, erfolgte das Auspflanzen der Kartoffeln am 20.04.2021. Diese Fläche wurde insgesamt zweimal beregnet. Am 12.10.2021 wurde dieser Versuch geerntet. Der durchschnittliche Knollenertrag betrug 796 dt/ha bei 21,0 % Stärke und ergab somit einen durchschnittlichen Stärkeertrag von 166 dt/ha.
Die Pflanzung am Standort Ohrensen, ein lehmiger Sand mit 46 Bodenpunkten, fand am 20.04.2021 statt. Auf dieser Fläche wurde nicht beregnet. Die Ernte erfolgte am 07.10.2021. Der Knollenertrag über alle Sorten lag bei 691 dt/ha mit einem durchschnittlichen Stärkegehalt von 18,8 %. Der Gesamtstärkeertrag betrug auf diesem Standort 130 dt/ha.
Tabelle 2: LSV Stärkekartoffeln 2017 - 2021 – Eigenschaften der geprüften Sorten
Nachfolgend eine Beurteilung der empfehlenswerten und einjährig geprüften Stärkekartoffelsorten anhand der aktuellen und langjährigen Ergebnisse der Landessortenversuche (siehe auch Tabellen):
Empfehlenswerte Sorten:
Amado: Mittelspäte Sorte, Resistenz gegen Globodera rostochiensis (Ro 1-3) und Globodera pallida (Pa 2,3), hohe Nematodentoleranz, durchschnittliche Knollenerträge und Stärkegehalte, geringe Virusanfälligkeit.
Avatar: Mittelspäte Sorte, Resistenz gegen Globodera rostochiensis (Ro 1-3) und Globodera pallida (Pa 2,3) vorhanden, hohe Knollenerträge, durchschnittliche Stärkegehalte, mittlere Virusanfälligkeit. Wird seitens des Züchters ab 2022 nicht mehr zur Verfügung stehen.
Axion: Mittelspäte Sorte, sehr hohe Knollenerträge bei leicht unterdurchschnittlichen Stärkegehalten, Nematodenresistenz gegen Ro 1-3 und Pa 2,3 bei gleichzeitig hoher Nematodentoleranz, virusanfällig, für trockenere Standorte geeignet, metribuzinempfindlich im Nachauflauf.
Euroviva: Mittelspäte Sorte mit Nematodenresistenz gegen Ro 1 und Pa 2,3, sehr hohe Knollenerträge, durchschnittliche Stärkegehalte, für trockenere Standorte geeignet, gering virusanfällig.
Saprodi: Späte Sorte mit guten Resistenzeigenschaften bei Nematoden (Ro 1-3, Pa 2,3), hohe Nematodentoleranz, hohe Knollenerträge und überdurchschnittliche Stärkegehalte, mittlere Virusanfälligkeit.
Einjährig geprüfte, späte Sorten
Avamond: Sorte mit breiter Nematodenresistenz (Ro 1-3, Pa 2,3), leicht unterdurchschnittliche Knollenerträge und Stärkegehalte, geringe Virusanfälligkeit.
Jonas: Sorte mit Nematodenresistenz gegen Ro 1 und Pa 2,3. Hoher Knollenertrag, leicht unterdurchschnittliche Stärkegehalte, erzielte im ersten Versuchsjahr den höchsten Stärkeertrag je Hektar, geringe Virusanfälligkeit.
Einjährig geprüfte, mittelfrühe Sorten
Aufgrund der früheren Abreife ist das Ertragspotenzial der mittelfrühen Sorten unter dem Niveau des späten Sortimentes. Von daher sind diese Sorten vorrangig für die frühen Liefertermine zu Beginn der Kampagne geeignet.
Boss: Sorte mit Nematodenresistenz gegen Ro 1 und Pa 2,3. Erreichte im mittelfrühen Sortiment den höchsten Stärkeertrag je Hektar, geringe Virusanfälligkeit.
Eurodelta: Breite Resistenzen gegenüber Nematoden (Ro 1, Pa 2,3) und in Deutschland auch offiziell als resistent gegenüber den Krebsrassen 1,6 und 18 eingestuft. Ertraglich schwächste Sorte im mittelfrühen Sortiment, geringe Virusanfälligkeit.
Lukas: Breite Nematodenresistenz (Ro 1-5, Pa 2,3), hatte von den Sorten des mittelfrühen Sortimentes den höchsten Stärkegehalt, geringe Virusanfälligkeit.
Kontakte
Heiner Bruns
Berater Pflanzenbau und Pflanzenschutz
Thomas Stelter
Berater Kartoffelspezialberatung

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