Wir bieten Lösungen - regional & praxisnah!

Grüne Berufe und Menschen mit Behinderung - Warum nicht?

Webcode: 01040408

Sätze der Art „Wie soll ich eine Person im Rollstuhl auf meinem Hof beschäftigen“ oder „Mit einer Prothese kann nicht im Forst gearbeitet werden“ sind einem bestimmt schon einmal zu Ohren gekommen. Oder vielleicht kam einem selber auch dieser Gedanke.

Schwerbehinderung in grünen Berufen
Schwerbehinderung in grünen BerufenAnnette Ippen
Menschen, die eine körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigung haben, gelten laut Sozialgesetzbuch (SGB) IX als Menschen mit Behinderung. Daraus ergibt sich schon, dass nicht jede Behinderung auf den ersten Blick sichtbar ist wie beispielsweise ein Rollstuhl oder Blindenstock. Als Behinderung gilt ein GdB (Grad der Behinderung) von 20 bis 40, als Schwerbehinderung gilt ein GdB ab 50, eingestuft in Zehnerschritten. Bei einer Behinderung von 30 oder 40 können Sie eine Gleichstellung mit Schwerbehinderten beantragen, wenn sie sonst aufgrund ihrer Einschränkungen ohne Gleichstellung einen geeigneten Arbeitsplatz nicht erlangen oder nicht behalten können. Die Gleichstellung gilt in den Bereichen besonderer Kündigungsschutz, Hilfen zur Arbeitsplatzausstattung, Betreuung durch spezielle Fachdienste und Beschäftigungsanreize für Arbeitgeber*innen.

Das Schwerbehindertenrecht ist im Teil 3 des SGB IX verankert. Es enthält die „Besonderen Regelungen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen“. Diese umfassen beispielweise Pflichten von Arbeitgebern, Sonderkündigungsschutz sowie Zusatzurlaub und Befreiung von Mehrarbeit.

Auch Menschen mit einer (Schwer-) Behinderung können in den Grünen Berufen tätig sein. In den Bereichen Landwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft gibt es die Möglichkeit einer Theoriereduzierten Ausbildung, wenn nach Art und Schwere der Behinderung (hier häufig Lernbehinderungen) eine reguläre Ausbildung nicht in Betracht kommt.

WerkerIn in der Landwirtschaft

WerkerIn im Gartenbau

FachpraktikerIn Hauswirtschaft

Spätestens seit dem zunehmenden Fachkräftemangel ist es auch für die Betriebe sinnvoll sich mit der Ausbildung und der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zu befassen.

Interessant für Arbeitnehmer*innen

  • Anerkannt Schwerbehinderte ab GdB 50 haben mehr Erholungsurlaub (§ 208 SGB IX Zusatzurlaub). Dieser beläuft sich auf eine Arbeitswoche. Bei einer 5-Tage-Woche sind dies 5 Tage zusätzlicher Urlaub und bei einer 3-Tage-Woche 3 Tage. Dieser Zusatzurlaub gilt nicht für Gleichgestellte.
  • Sonderkündigungsschutz bei Arbeitsverhältnissen: Bei Beschäftigungen von über  6 Monaten benötigen Arbeitgeber*innen für eine wirksame Kündigung die Zustimmung des Integrationsamtes (§ 168 SGB IX). Ohne Zustimmungsbescheid ist die Kündigung einer Person mit Schwerbehinderung unwirksam.
  • Hilfe zur Erhaltung bzw. Erlangung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes 
  • Schwerbehinderte Menschen sind auf Verlangen von Mehrarbeit freizustellen (§ 124 SGB IX)
  • Steuerliche Vergünstigungen: Pauschbetrag (es muss weniger Einkommensteuer gezahlt werden), Höhe je nach GdB und Merkzeichen unterschiedlich
  • Evtl. Vergünstigungen bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, in Schwimmbädern, Museen und anderen öffentlichen Einrichtungen. Auch hier ist Art und Schwere der Behinderung und eventuelle Merkzeichen ausschlaggebend.
  • Nutzung der für Schwerbehinderte gekennzeichneten Parkplätze, welche entsprechende Merkzeichen im Ausweis haben,
  • Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie zwei Jahre eher in Rente gehen ohne Abzüge riskieren zu müssen. Informationen dazu gibt die Deutsche Rentenversicherung.

Interessant für Arbeitgeber*innen

  • Sowohl öffentliche als auch private Arbeitgeber*innen mit einer Betriebsgröße ab 20 Arbeitnehmer*innen müssen 5% schwerbehinderte AN einstellen. Wird diese Pflichtquote nicht oder nicht vollständig erfüllt, müssen Arbeitgeber*innen eine monatliche Ausgleichsabgabe an die Integrationsämter zahlen.
  • Es gibt Möglichkeiten der Förderung bei Aus- und Weiterbildungskosten sowie Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Die Bundesagentur für Arbeit hat dazu einen Ratgeber 

Weitere Infos für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen rund um das Arbeitsverhältnis gibt es auf der Webseite des Projektes „REHADAT“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Schwerbehindertenausweis

Viele Menschen, welche einen Schwerbehindertenausweis beantragen könnten, tun dies nicht. Gründe sind häufig Scham als Schwerbehinderte/r „abgestempelt“ zu werden. Viele möchten auch keine Vorteile gegenüber anderen (Kolleg*innen/Bewerber*innenn) haben. Diese vermeintlichen Vorteile sind aber keine Bevorzugung von Schwerbehinderten, sondern ein Nachteilsausgleich. Damit sollen Schwerbehinderte die gleichen Chancen bspw. auf dem Arbeitsmarkt haben. Da dieser Ausweis aber keine Pflicht ist, bleibt es jedem Menschen mit Behinderung selbst überlassen, den Ausweis zu bentragen bzw. nicht zu beantragen.

Zu beantragen ist der Ausweis beim Integrationsamt. Das Amt im Amt sorgt auch hier immer wieder für Irritationen. Im Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie bildet die Fachgruppe "IN" das Integrationsamt ab. Das Integrationsamt und seine Fachdienste sind vor allem zuständig für Fragen zu Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben. 

Hier finden Sie die entsprechenden Standorte des Landesamtes in Niedersachsen 

Weitere Fragestellungen und Fakten zur Ausweisbeantragung hat das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie zusammengestellt.

Zu allen Fragen rund um Arbeit und Beschäftigungsverhältnisse können Sie unsere Kolleg*innen der Arbeitnehmerberatung ansprechen.

Kontakte

Annette Ippen
B.Sc. agr.
Annette Ippen

Beraterin Arbeitnehmerberatung

annette.ippen~lwk-niedersachsen.de

Mehr zum Thema

Eröffnung mit Sven Foppe und Gerhard Schwetje

Wie Führungskräfte und Arbeitskräfte heute bestmöglich zusammenarbeiten

550 Gäste nehmen an Arbeitnehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen teil

Mehr lesen...
Zuständigkeitsregionen Willkommenslotsinnen

Beratungsangebot zur Beschäftigung und Ausbildung von geflüchteten Menschen

Das Projekt ‚Willkommenslotsen‘ unterstützt Unternehmen und geflüchtete Menschen bei der betrieblichen Integration in Arbeit und Ausbildung. Die zwei Willkommenslotsinnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bieten durch …

Mehr lesen...
Flagge der Ukraine

Grüne Berufe: Dürfen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland arbeiten?

Zum 04.03.2022 wurde vom Rat der Europäischen Union die "Richtlinie zum vorübergehenden Schutz" in Kraft gesetzt mit dem Ziel eine schnelle und unbürokratische Aufnahme der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in die …

Mehr lesen...
Geflüchtete und zugewanderte Frauen tauschten sich mit verschienden Arbeitsmarkakteuren über die „grünen Berufe“ aus.

3. Digitaler Stammtisch zeigt geflüchteten und zugewanderten Frauen Perspektiven in Grünen Berufen auf

Bereits zum dritten Mal fand der digitale Stammtisch für geflüchtete und zugewanderte Frauen im Landkreis Vechta statt. Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern wie dem Irak, Syrien, dem Iran oder auch Bulgarien trafen sich …

Mehr lesen...
Employer Branding

Was ist eigentlich Employer Branding?

Gehört haben Sie den Begriff bestimmt schon. Aber was genau bedeutet er? Und wie sollte man es anpacken?

Mehr lesen...
Gefunden

Fachkräfte finden - nicht nur im Netz

Die Strategie steht, das Stellenprofil ist formuliert. Jetzt ist der nächste Schritt zu tun. Wo erreichen Sie potentielle Interessenten für Ihr Stellenangebot?

Mehr lesen...

Veranstaltungen

/media/media/B53A68E5-D0F9-1A9E-544A3F0C5D3C527C.JPG

Berufsförderndes Seminar für Arbeitnehmer*innen im Agrarbereich

15.01.2024 - 19.01.2024

Das Berufsfördernde Seminar für Arbeitnehmer*innen im Agrarbereich findet vom 15.01. bis zum 19.01.2024 an der Bezirksstelle Hannover in Ahlem statt. In dieser Woche werden aktuelle Themen aus Agrartechnik, Gewä…

Mehr lesen...
/media/media/C8609BF5-983F-90EB-835DF1E04951C238.JPG

Top Fit-Kurs für Frauen in der Landwirtschaft - Milchviehhaltung

29.02.2024 - 21.03.2024

Dieser TopFit-Kurs für Frauen in der Landwirtschaft vermittelt die Basics in den Bereichen Melken, Kälberaufzucht und Arbeitsorganisation. Einige Inhalte sind: Tränke- und Haltungssysteme für Kälber, die Melkroutine sowie …

Mehr lesen...

Beratungsangebote & Leistungen

Umfrage Jobwechsel

Agrarjobbörse: Stellenmarkt für (Quer)Einsteiger und Fachkräfte?

Sie möchten sich beruflich verändern? Sie suchen einen Job im Agrarbereich, im Gartenbau oder der Hauswirtschaft, der zu Ihnen passt? Sie wohnen auf dem Land und möchten bei Ihnen vor der Haustür arbeiten?

Mehr lesen...
Talente gesucht

Talente gesucht

Sie haben einen Ausbildungsbetrieb für eine Ausbildung zum/zur Gärtner/in, Landwirt/in, Hauswirtschafter/in, Pferdewirt/in, Fachkraft Agrarservice, Tierwirt/in, Forstwirt/in, Fischwirt/in, Pflanzentechnologe, Revierjäger/in, …

Mehr lesen...
Startseite www.agrarjobboerse.de

Agrarjobbörse: Arbeitskraft gesucht?

Sie sind Unternehmer und leiten einen Betrieb in der Land, Forst- oder Hauswirtschaft, Fischerei, Gartenbau sowie der Ernährungs- und Agrarwirtschaft. Sie suchen eine Arbeitskraft und möchten diese Stelle möglichst passgenau besetzen. …

Mehr lesen...
Checkliste Arbeitsplatz

Arbeitgeber in der grünen Branche

Sie suchen Unterstützung bei der Einstellung von Mitarbeitern. Sie brauchen Hilfe bei der Gestaltung und Erstellung von Arbeitsverträgen sowie bei der Arbeitskostenermittlung. Sie suchen ein betriebsindividuelles Weiterbildungsangebot f&…

Mehr lesen...
Lohnkostenberechnung

Arbeiten in grünen Berufen

Sie möchten auf einem landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Betrieb arbeiten und benötigen Unterstützung bei der Bewerbung oder Hilfen zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch. Sie wünschen Informationen zu Inhalten …

Mehr lesen...

Drittmittelprojekte

AMS-Stall, Meisterbüro, Kälberstall

Digitalisierung Überbetriebliche Lehrwerkstätten Rind und Schwein

Ausgangslage Sowohl bei der Produktion pflanzlicher Produkte als auch in der modernen Tierhaltung stehen den Landwirt*innen heute zunehmend digitalisierte Anwendungen zur Verfügung. Diese können helfen, die immer komplexer werdenden …

Mehr lesen...
SPD-Fraktion zu Besuch in Echem 30.01.2018

LBZ-JX

Ziel des Verbundprojektes ist die Unterstützung örtlicher Partner bei der Gründung und dem schrittweisen Aufbau eines landwirtschaftlichen Berufsbildungszentrums in der chinesischen Provinz Jiangxi nach dem Vorbild deutscher …

Mehr lesen...
Zielgruppe Valikom Transfer

ValiKom Transfer

Ausgangslage Viele Menschen eignen sich berufliche Fertigkeiten und Kenntnisse während ihres Arbeitslebens an. Doch Personen ohne Berufsabschluss oder berufliche Quereinsteiger können bei einem anstehenden Arbeitsplatzwechsel ihre …

Mehr lesen...
Zuständigkeitsregionen Willkommenslotsinnen

Willkommenslotsen

Zielsetzung Seit dem Frühjahr 2017 beraten und unterstützen "Willkommenslots*innen“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der „grünen Berufe“ bei der Integration von gefl&…

Mehr lesen...